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Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

14. 5. 2009 - 17:10

Oh! Der kleine Adolph

Rebecca ist Exil-Kalifornierin und konsterniert über die Synchronisierungsgewohnheiten im deutschsprachigen Raum.

Oh! - Irritationen im Alltag

Sie verstehe nicht, wieso synchronisierte Figuren in SitComs und Serien weiterhin "Chandler" oder "Piper" hießen. Warum Namen nicht auch übersetzt würden.
"Helga! Ein Dämon, hinter dir!" oder "Hans, wir treffen uns später im Café Zentral mit Monika" wäre doch viel logischer, meint sie. Viel näher dran an der Wirklichkeit.

Als wir ihr erklären, dass die Wirklichkeit bereits aufgeholt hat und sich in Österreichs Kindergärten tätsächlich Zoes mit Jessicas und Keanus um die Buntstifte streiten, schüttelt sie missmutig den Kopf. Das könne doch nicht sein, meint sie. In Österreich! Dem Land mit den wunderbar strengen Gesetzen, was Namensgebung betrifft!

"I grew up in California", sagt sie. Menschen geben ihren Kindern dort Namen wie "Spring", "Summer", "Fall" und "Winter". (Und nein: Die Namensgebung habe nicht immer direkt mit dem Geburtszeitpunkt zu tun. Wenn dir bei der Baby-Welcome-Party der kleinen Summer noch immer der kühle Winterwind um die Ohren weht, war vermutlich die Zeugung das beeindruckendere Event.)

Rebecca sei in die Klasse gegangen mit einem Zwillingspaar - die eine hieß Morgenstern, die andere Abendstern. Gar nicht zu reden von all den Apples, Skies, Rainbows und Blossoms. Tja, Menschen kämen auf verrückte Ideen, wenn die Geburtsschmerzmittel nachlassen (oder noch wirken).

Comicstil; jemand denkt an eine Torte, die den Schriftzug "Adi" trägt.

elisabeth gollackner

Und dass man auch beim klassischen Namensrepertoire ordentlich daneben greifen könne, habe dann das Ehepaar Campbell aus New Jersey bewiesen. Nicht die allerhellsten und vermutlich gerade deshalb große Fans einer gewissen politischen Bewegung, nannten sie ihren Erstgeborenen "Adolph Hitler". Als Adolph Hitler Campell kleine Schwesterchen bekam, wurden ähnlich schlagkräftige Namen gesucht. Ausführliche Recherche scheint nicht die große Stärke von Neonazis zu sein, und so wurde es eine kleine "Hinnler" und eine "Aryan Nation".

Zu trauriger bundesweiter Berühmtheit gelangte die Familie Campell übrigens deshalb, weil sich eine Bäckerei weigerte, einen Geburtstagskuchen mit dem Schriftzug "Happy Birthday Adolph Hitler" zu verzieren.