Erstellt am: 1. 4. 2009 - 18:10 Uhr

Something For The Weekend

Wärme, Behaglichkeit, Energie fürs Partywochenende.

Wer seinen Reisepass bei Smiths and Ladders verspielt hat, oder auf Grund vollkommen überzogener und urgemeiner Bewährungsauflagen das Land nicht verlassen darf, hat ein Problem. Mit der Freundin nach Hong Kong, zum Shopping nach Albanien, auf ein Partywochenende nach London: das wird alles nix.

Zumindest gegen letzteres hilft einmal im Jahr das Snowbombing Festival in Mayrhofen im Zillertal. Ende März locken britische Tanzmäuse Bands und DJs in einen geheimen Transporterraum, rufen dem Liftwart "Energie!" zu, und bauen dann ihr in die Alpen gebeamtes Little Britain auf. Undurchsichtige EU-Bestimmungen sind wohl Schuld daran, dass sich die Snowbomber ihre Fantasie von der gated community abschminken können, und vereinzelt auch Einheimische auftauchen, die dann mitfeiern. Sofern die Sause nicht ausverkauft ist. Insofern ist ein eventueller Hinweis auf 2ManyDJs am Freitag so überflüssig wie ein Schneeball im Waffeleisen.

Acid Kids

Der Name ist Programm. Acidkids DJ-Set auf der Soundframe meets Nightline Party im Museumsquartier am Freitag. Am Samstag auch in der Wiener Skykitchen.

Freitag | Nightline | 3. April | Museumsquartier | Wien

Voller seltsamer und sinnloser Wendungen steckt die Geschichte des Nightline-Magazins. Bis vor einem Jahr war das Gratisheftl ein weiterer Beweis, dass eine österreichisch-italienische Großbank und ein Wiener Verlagsoktopus ungestraft und ungeschickt einen auf checkitoutyeah B There 2 C U Jugendzielgruppe machen dürfen, ohne dass die Marketingabteilungen von Mobilfunkunternehmen (für die so Gratisheftln ja eigentlich gemacht werden) stutzig werden. Im Vorherbst der Finanzkrise ist dann jemand auf die Idee gekommen: Wenn schon Geld verbrennen, dann richtig. Seitdem gibt's schöne Partyfotos, eigene Interviews und ein neues Layout. Das freut mich als Mitglied der "konsumbestimmenden und kaufkräftigen Schicht" besonders.

Zum Ein-Jahres-Jubiläum dieser Idee werden am Freitag im Wiener Museumsquartier eine ganze Menge Deutscher antanzen. Acidkids, Fuckkk Offf und Freakatronic sind aber keine Psychologie- oder Thewistudenten (zumindest nicht dass ich wüsste), sondern vermutlich Teil einer geheimen Weltverschwörung. Die drei Acidkids sind die Gesichter der Geheimpartei und strahlen Behaglichkeit aus (siehe oben), die Ideologen Fuckkk Offf haben das Parteiprogramm geschrieben (Auszug: "Alcohol, Drugs, Overdrive, Noise") und Freakatronic sind für die mediengerechte Inszenierung verantwortlich. Wie erfolgreich ihre Manipulation funktioniert, zeigt schon die Tatsache, dass sie für ihre Liveshows öfter mit Deichkind als mit Leni Riefenstahl verglichen werden.

Freitag+Samstag | Westbam | Innsbruck+Salzburg

Presseaussendungen von Clubveranstaltern muss man einfach lieben. Mit besorgniserregender Regelmäßigkeit wird jedes Würschtel wahlweise zum internationalen Top-DJ, zum richtungsweisenden Pionier oder (besonders schön) zur legendären Kultfigur. Zutreffend ist das natürlich für die wenigsten. WestBam wäre einer davon. Schade, dass sich der Blue Chip Club in Innsbruck für den Plan B (zufällige Superlative in englischer Sprache) entschieden hat: Maximilian Lenz was born in Münster, Westphalia. Not only is he Germany's most successful and most popular DJ and avantgardist of the Raving Society, he is also the most innovative producer and co-founder of Berlin's Indie Dance label, Low Spirit Recordings. Nach seinem Besuch im Blue Chip am Freitag legt der Mayday-Papa dann samstags im Cave Club in Salzburg auf, der scheinbar nun Kultstätte Rainberg heißt.

Aufwärmübungen | Klagenfurt, Salzburg, Wien

Das Leben eines Festivalbookers muss hart sein. Stell dir vor: du sitzt in deinem Büro und willst beispielsweise Bloc Party aufs FM4 Frequency buchen. Du rufst den Agenten an, der lacht dich aus (haha, ein Österreicher!) und gibt dir die Bloc Party nur dann, wenn du die Band des Bruders von einem Freund auch noch buchst. Du schnaubst, schimpfst, drohst mit der SoKo Doping. Hilft alles nichts - du musst den Knebelvertrag unterschreiben. Manchmal hast du aber Glück und der Bruder des Agentenfreunds heißt zufällig Ed Rush, TC oder Peter Hook. Die schickst du dann Anfang April auf eigens ins Leben gerufene Warm-Up-Partys und freust dich ein wenig. Wenn du dann auch noch durchschaust, dass da Sugarplum Fairy dabei sind, und du somit original mit einem Freund von Mando Diao Sänger Gustaf Norén telefoniert hast, bist du selig.

Samstag | Myyy Bitch Club | Fluc Wanne | Wien

Der Myyy Bitch Club präsentiert sich in letzter Zeit als Leuchtturm des Kitschelectro in Wien. Nach Anoraak kommt diesmal Electric Youth in die Wanne. Pinkfarbene Cabrios, romantisches Schwitzen und Verknalltsein ohne jeglichen Sinn für Realität: Das ist der Stoff, aus dem das Electro-Pop-Duo aus Kanada gemacht ist. Geile Scheiße.

BONUS

Und wer sonntags noch Kraft zum Ausgehen hat, sollte sich die nicht ganz unkontroversiell aufgenommen Virgins im Wiener Flex geben. Während die einen (pfui!) in den New Yorkern den Inbegriff von hirnleerer Pose und verzogenen Hipsterlackaffen sehen, fühlen sich die anderen (yeah!) enorm entzückt an die entrückte Nonchalance von Jonathan Richman und den Popfaktor von Blondie erinnert.