Erstellt am: 31. 3. 2009 - 23:04 Uhr
Fußball-Journal '09-22.
Es gab eigentlich wieder nicht wirklich was auszusetzen, am zweiten Test der neuformierten U21-Auswahl von Fußball-Österreich.
Österreichs U21 spielte in der 1. Hälfte mit Schober; Piermayr, Manuel Wallner, Margreiter, Mattes; Bukva, Stefan Ilsanker, Baumgartlinger, Kavlak, Guido Burgstaller; Sand.
In der 2. Hälfte kamen Copier für Wallner und Matthias Koch für Burgstaller, ab der 53. dann Lindner für Sand. Dazu änderte Herzog die Rollenverteilung im zentralen Mittelfeld. War in der 1. Halbzeit Ilsanker für den defensiven Part zuständig, war es in der 2. wieder (wie gegen Italien) Baumgartlinger.
In der 63. (Nuhiu für Ilsanker) stellte Herzog vom 4-5-1 auf ein 4-4-2 um. In der 65. kam Seidl für Piermayr - ab da lautete die taktische Formation wie folgt:
Schober; Seidl, Margreiter, Copier, Mattes; Bukva, Bauzmgartlinger, Kavlak, Koch; Nuhiu, Lindner.
In der 85. kam noch Gruberbauer für Bukva.
Gegen die herausragend eingestellte Schweiz, die seit Jahrzehnten ein exzellentes Nachwuchs-Trainings-Programm fährt, die vielfach auf Spieler zurückgreifen kann, die im benachbarten Italien reifen, deren Export-Quote seit Jahren eine tolle ist, gegen diese Schweiz war man - das gesamte Spiel über gesehen - ebenso ebenbürtig wie am letzten Mittwoch gegen die Primavera aus Italien (wo der Nachwuchs-Stellenwert zwar anders gewichtet wird, aber auch den in Österreich gepflogenen überragt, infrastrukturell und auch anderswie).
Man verlor zwar 1:2 durch ein Tor in der 94. (wobei der Ausgleich in der 92. auch glücklich war, aber zumindest den Spielverlauf widerspiegelte) - das ist aber wurscht, wenn der Test-Charakter aufgeht. Und die neue Truppe (der Jahrgang 88/9 ist erst seit diesen zwei Spielen in dieser Formation beinander) mit dem neuen Coach braucht eben genau diese Tests gegen schwere und gute Gegner, um sich effektiv einzuspielen.
Für die U21 gibt|s also ein fettes Okay-Hakerl.
Und eigentlich hätte das auch für Andi Herzog, den neuen Coach, gegolten.
Der sagte dann aber kurz vor dem Spiel Dinge, die mir dann wieder fast den gesamten Abend vergällt hätten. Dinge, die mich wieder an allem, dem gesamten System, zweifeln lassen.
Andreas Herzog kennt den Gegner nicht
Also sprach Andreas Herzog, Rekord-Internationaler Österreichs, langjähriger Assistent des Teamchefs, auf die Frage, was er denn zu den Schweizern sagen könnte: Nichts. Er habe sie nicht gesehen, sich auch nicht die letzten Spiele angeschaut.
Nun ist das eigentlich auch gar nicht nötig - wir erinnern uns, neuer Jahrgang und so. Auch wenn die Schweizer dieses Vier-Länder-Turnier, das den Nachwuchs-Teams schöne Testpiele garantiert (neben Italia und Suisse ist da ja auch Deutschland dabei), schon in den beiden letzten Jahren eher als U20-Turnier betrachtet hatte und also immer schon den heute zu sehenden Jahrgang aufs Feld laufen ließ.
Im ersten Testspiel gegen Italien war noch Königshofer im Tor, Ramsebner spielte die 1. Halbzeit lang Innenverteidiger, und Fröschl einige Zeit lang in der Spitze. Außerdem waren die heute verletzten/kranken Pürcher und Jantscher auf dem Feld.
Damit kam der gesamte einberufene Kader auf Einsatzminuten. Auf Abruf wären noch Schartner, Schösswendter, Hadzic, Haselberger, Thomas Salamon, Patrick Salomon, Alex Grünwald, Benjamin Sulimani und Flo Zellhofer gewesen.
Verletzt sind Madl, Tanju Kayhan und Perstaller, bei den Großen sind die U21-spielberechtigten Arnautovic, Pehlivan, Beichler und Dragovic.
Andererseits: Wenn ich - wie Herzog - der Teamchef-Assi bin, dann gehört die Sichtung, auch die der Nachrücker aus dem U21-Stall zu meinen Pflichtaufgaben. Spiele anschauen, Spielern auf die Beine schauen, das ist der Auswahl-Coaches täglich Brot - und es wurde unlängst doch auch als wichtigste Ausrede benutzt, um Ex-Nationalcoach Brückner zu diskreditieren, der sich nie was angeschaut hatte, der böse böse Mann, wo sich die vorbildlichen österreichischen Coaches, die Herzogs und Zsaks und Herafs und all die anderen immer extrafleißig in den Bundesliga-Stadien sehen ließen.
Teamchef-Assi Herzog war die U21 eher nicht so wichtig
Komischerweise immer nur dort, wo die VIP-Clubs gut sortiert und die entsprechenden Kameras postiert sind, in die man als ausgewiesener Experte nichtssagende Floskeln flöten kann.
Und komischerweise lässt man sich dann dort, wo Kameras und Catering eher auslassen, also bei den Auswahlspielen, für die man nicht selber zuständig ist, eher nicht sehen. Dabei ist es nicht entscheidend, ob Matthias Koch (um jetzt einen x-beliebigen herzunehmen) im Altacher Zusammenhang (also mit fünf überwuzelten Legionären vor und neben ihm) gut funktioniert, sondern wie er sich mit österreichischen Mitspielern auf internationaler Ebene schlägt. Nicht für den Vereins-Coach oder den Zuschauer, aber für den Verbandstrainer, z.B. für Andreas Herzog.
Der aber erzählt vor dem Schweiz-Spiel ganz freimütig, dass er die Schweiz nicht kenne und noch nicht gesehen habe. Gut, meistens sind die U21-Spiele so gekoppelt, dass sie parallel zu denen der Großen stattfinden - da hat also jemand wie Herzog oft gar keine Chance sich alles auch vorort anzuschauen. Aber dafür gibt es ja die sogenannte Spiel-Aufzeichnung auf DVD oder einem anderen Format.
Hat den ehemaligen Teamchef-Assi aber nicht so wirklich interessiert.
Herausragend in einer guten Truppe waren in beiden Spielen Baumgartlinger und Kavlak, auf den das Schweiz-Spiel aber in der ersten Hälfte zu stark zugeschnitten war. Mir hat auch Ilsanker, der in zwei Spielen drei Rollen erfüllen musste, gut gefallen.
Eine wahre Augenweide war das Spiel von Mettin Copier in seiner heutigen 2. Halbzeit: Allein seine ruhig-bestimmte Körpersprache zeigte, dass hier ein fantastischer Innenverteidiger heranwächst. Der Sohn einer Feldbacherin ist halber Holländer und spielt bei AZ Alkmaar im B-Team. Dort soll ihn Trainer Louis van Gaal bereits am Zettel für die erste Mannschaft haben.
Andreas Herzog stellt diese Wurstigkeit auch noch aus
Warum zum Teufel lügt er uns nicht an? Warum erzählt er uns nicht ein Gschichtl und behauptet den Gegner eh schon einmal gesehen zu haben, im letzten August, beim Hinspiel, zumindest auf Video, von mir aus am Handy? Warum?
Warum stellt sich Andreas Herzog, Hoffnungsträger und Vorbild, öffentlich hin und bezichtigt sich ohne Not selber einer inkompetenten Vorbereitung, warum offenbart er seine ehemalige Wurschtigkeit als Teamchef-Assistent der U21 gegenüber derart plump?
Wieso hinterlässt er Menschen, die mitzudenken vermögen (und das sind mehr, als viele vielleicht glauben - denn eine gehörige Zahl derer, die sich mit Fußball auseinandersetzen, denkt und arbeitet durchaus akribisch), mit einem Bild, das dem des sorglos-liebenswerten Soccer-Dads gleicht, der nebenbei halt das Nachwuchs-Team trainiert, indem er es mit Liebe und Zuneigung, vielleicht sogar mit gutem Training füttert, aber nicht zu diesem Quäntchen mehr, dem echten Professionalismus eben, imstande ist? Warum gibt er uns, dem Publikum, nicht den ernsthaften Verantwortlichen, der sich ordentlich vorbereitet und natürlich auch schon die letzten Jahre gscheit mit dem Nachwuchs beschäftigt hat - weil das auch zu seinen Aufgaben gehörte?
Warum, wieso, weshalb?
Andreas Herzog ist ein Soccer-Dad
Ich habe keine vernünftige Erklärung dafür.
Natürlich gibt es Indizien. Herzog hat nur einen linken (der ihm dann auch prompt ausfällt, murphys law...) und keinen echten rechten Verteidiger im Kader, so wie Constantini, der bei den Großen ja auch erst einen echten Rechten nachberufen musste.
Auch im U21-Team wird da hektisch herumimprovisiert anstatt das Problem im Vorfeld zu erkennen, auszumachen und durch eine gezielte Berufung zu lösen, nein: erst gar nicht entstehen zu lassen.
Wie soll ich Andreas Herzog, der ein schlaues System spielen ließ, dessen Mannschaft sich zweimal gut geschlagen hat, mit dem gebührenden Respekt behandeln, wie soll ich ihn erst nehmen, wenn er sich wie ein x-beliebiger Soccer-Dad verhält, der da eher nebenbei, quasi ehrenamtlich, ein bisserl zufällig, ohne früher Interesse gehabt zu haben (oder es zumindest schlau zu heucheln) und ohne den Willen sich umfassend auseinanderzusetzen, in seine Aufgabe reingeht?
Ich würde viel lieber über die kluge Wahl den großartigen Roger Spry für seine Kicker einzusetzen jubilieren oder seinen wilden Satz "wer die Methoden des Roger Spry belächelt, der ist ein Vollidiot" (den ich zehnmal unterschreibe) abfeiern.
Aber - wie soll das gehen, wenn ich das Gefühl habe, einem Soccer-Dad zuzuschauen?
Und: warum macht mich das traurig?