Erstellt am: 30. 3. 2009 - 10:30 Uhr
Räuber und Gendarm
Selbstjustiz scheint modern zu sein, im Kino zumindest. Besonders attraktiv sind Vigilantenfiguren offenbar für in die Jahre kommende Schauspielstars. So haben wir zuletzt schon Kevin Bacon, Jodie Foster und Liam Neeson als gnadenlose Vollstrecker gesehen.
Nun lassen es zwei echte Kinogiganten auf illegale Weise böse krachen: "Kurzer Prozess", im Original "Righteous Kill", heißt der Film, in dem Al Pacino und Robert De Niro als gealterte Cops das Gesetz in die eigene Hand nehmen.
Vierzehn Jahre ist es her, dass die beiden Herren das letzte Mal gemeinsam vor der Kamera standen und das auch nur einen kurzen Augenblick. Im kühlen Thriller "Heat" von Michael Mann saßen sich die Superstars feindlich gegenüber. Nun agieren sie erstmals Seite an Seite - und das einen ganzen Film lang.
Kinowelt
Für ihren gemeinsamen Kinoauftritt kehren die Leinwandgrößen zurück in jene Metropole, in der sie in den siebziger Jahren zu Kultfiguren wurden: nach New York City.
De Niro geisterte etwa als psychotischer "Taxi Driver" durch die nächtlichen Straßen von Manhattan oder kämpfte in den "Mean Streets" von Little Italy. Pacino raubte in "Dog Day Afternoon" (Hundstage) in Brooklyn Banken aus und ermittelte als Police Officer Serpico in den eigenen korrupten Reihen.
In "Righteous Kill" finden sie sich nun auch in jenem Genre wieder, in dem sie groß wurden, dem Thriller, dem Polizistenfilm, in dem sich die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen.
Kinowelt
In New York geht ein Serienkiller um, der sich auf Schwerverbrecher spezialisiert hat. Über ein Dutzend Mörder, Vergewaltiger und Drogendealer hat er auf dem Gewissen. Mittendrin in dem Fall stecken De Niro und Pacino als hartgesottene Cops, die mit dem Täter sympathisieren.
Ist gar einer der beiden pensionsreifen Polizisten selber der Killer? Als die Ermittlungen in den eigenen Reihen beginnen, zieht sich die Schlinge immer enger um die Köpfe der Detectives zu.
Leider funktioniert das lang erwartete Duell der Titanen nur höchst bedingt. "Righteous Kill" hätte ein packender Film werden können, eine Art großes Finale für Robert De Niro und Al Pacino. Aber Regisseur Jon Avnet ist weder ein Martin Scorsese noch ein Michel Mann, sondern bloß ein biederer Handwerker.
Auch das lahme Drehbuch gibt wenig her. So spielen die beiden Stars routiniert in einem durchschnittlichen Polizistenthriller, De Niro gibt sich grimmig, Pacino wieder einmal eitel und etwas überkandidelt. Viele Copklischees, ein aufdringlicher Twist, halblustige Dialoge - und mittendrin zwei Legenden auf Autopilot. Die Zeiten von "Serpico" und "Taxi Driver" sind wirklich lange vorbei.
Kinowelt
Apropos Autopilot: Auch Guy Ritchie weicht in "RocknRolla", schon länger bei uns angelaufen, kaum von alten Erfolgspfaden ab.
Der Regisseur, der in den späten Neunzigern dank Filmen wie "Lock, Stock And Two Smoking Barrels" (Bube, Dame, König, Gras) und "Snatch" eine treue Anhängerschaft hatte, war zuletzt wohl nur mehr in seiner Funktion als Madonna-Ex bekannt. Ritchies letzte Streifen floppten, mit einem "Sherlock Holmes"-Update will er demnächst wieder groß punkten.
Vorher beweist sich Mr. Ritchie aber noch einmal im Subgerne des neuen britischen Gangsterfilms. Man nehme: ein überwiegend männliches Ensemble, schwere Kanonen, einen knalligen Soundtrack, MTV-erprobte Kamerafahrten und soviel britische Attitude wie auf drei Oasis-Platten zusammen.
In "RocknRolla" versucht Mr. Ritchie aber nicht nur, an alte Erfolgsrezepte anzuknüpfen, er bemüht sich auch, neue Themen anzureißen. Es geht nicht mehr um Drogendeals oder Diamantendiebstähle - dunkle Inmobiliengeschäfte sind der letzte kriminelle Schrei.
Warner Bros
Lenny (Tom Wilkinson), ein verbitterter Gangster alter Schule, plant einen groß angelegten Grundstücks-Schwindel als letzten Coup. Viele schrullige Charaktere sind darin verwickelt, von einer Londoner Kleinkriminellengang (inklusive "300"-Hauptdarsteller Gerald Butler) bis zu einem russischen Milliardär.
Am Ende laufen die Fäden aber bei einem crackrauchenden Jung-Rockstar zusammen, der übrigens eher an einen Liam Gallagher auf Steroiden als an den sensiblen Doherty Peter erinnert.
Die Story gibt sich aufdringlich konstruiert - und ist eigentlich nebensächlich. Denn das Kino des Guy Ritchie bleibt stets genüsslich an der Oberfläche. Kugeln fliegen, Fäuste krachen, Blut spritzt, Sprüche werden geklopft, es geht um Action, Posen und flotte Oneliner.
Dabei bietet "RocknRolla", im Gegensatz zum muffigen "Righteous Kill", durchaus einige Unterhaltungswerte. Letztlich wirkt all die zynische Coolness aber dann doch ziemlich ermüdend.
Warner Bros