Erstellt am: 26. 3. 2009 - 18:43 Uhr
Fußball-Journal '09-20.
In der 21er-Lücke versandet:
Ertl, Sikorski, Pichlmann, Daniel Wolf, Lasnik, Langer, Olejnik, Markus & Hans-Peter Berger, Idrizaj, Lukse, Kuru, Zaglmair, Klein, Saurer, Hoheneder, Prager, Salmutter, Pichler, Mader, Hackmair, Pöllhuber, Atan, Thonhofer, Hannes Eder, Kulovits, Salvatore, Hinum, Almer, Metz, Krammer, Netzer, Madl, Öbster, Mössner, Mayer, Vishaj, Karatay, Konrad, Sonnleitner, Hassler, Mimm, Gramann, Osoinik, Sencar, Liendl, Erbek, Reiter, Stanislaw, Simkovic, Hauser, Seeger, Scherrer, Morgenthaler, Seebacher, Schicker, Zakany, Daniel Toth, Fürthaler, Marco Knaller, Spirk, Philipp Weissenberger … (Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Sie haben, zufällig, beide gegen die Auswahlen von Italien gespielt, einer Nation, die auf ihre Jugendarbeit großen Wert legt, wo man geradezu ausbildungssüchtig ist, was die Intensität von Taktik und Training angeht.
Und sie waren, beidemal, zumindest gleichwertig.
Die U17 verlor das entscheidende Spiel (denn gegen Georgien oder Schottland hatte man, ebenso wie Italien, keinerlei Mühe) als vielleicht sogar bessere Mannschaft knapp mit 1:2
Und die U21 remisierte nach einer 2:0-Führung samt Option aufs dritte Tor dann noch 2:2.
Beide finalen Schwächelein machen eben noch den Unterschied aus - aber die Augenhöhe war bei diesem Partien absolut gegeben.
Und genau die, die Augenhöhe, geht ab 21 dann verloren, und zwar so pronto, dass es staubt. Nicht nur auf Nationalmannschafts-Niveau, sondern auch bei den Liga-Clubs, die bei ihren internationalen Auftritten regelmäßig peinlich aussehen (und ausscheiden) - auch deren Jugendteams können bei internationalen Turnieren mitspielen.
Die verlorene 21
Der Knacks findet also dort statt, wo die Talenteförderung ihr natürliches Ende findet (mit 20, 21) und die Spieler auf sich selber und ihre Vereine zurückgeworfen sind. Und genau an diesen zwei Fronten krankt es: beim in Österreich viel zu schnell zufriedenem Individuum und bei den Vereinen.
Das sagte, sehr indirekt und nur für die Insider verständlich, auch U21-Coach Andi Herzog nach dem Spiel. Er lobte dezidiert seine beiden zentralen Spielmacher, die beiden Erfahrensten. Der eine, Kapitän Julian Baumgartlinger (tolles Tor gemacht, als einziger 6er eine regelrechte Wand) kommt bei 1860 München nur im zweiten Team zum Einsatz, beim anderen, Veli Kavlak (tolles Tor toll vorbereitet, Super-Freistöße, herrliche Lochpasses, die das vertikal angelegte Spiel schnell machen) ist nicht einmal das der Fall.
Herzog sagt: "Kavlak ist für mich ein zentraler Mittelfeldspieler. Dort ist er absolut top, das habe ich auch bei der U20-WM gesehen."
Bei Rapid kommt Kavlak seit Jahren nicht mehr zentral zum Einsatz, dort muß er auf der Seite den Ümit, einen gänzlich anderen Spielertypus, imitieren.
Herzogs Mut
Herzog ließ seine U21 in der ersten Halbzeit in einem mutig offensivem 4-1-4-1 vom Stapel, mit zwei offensiven Flügeln (Bukva und Jantscher) und zwei offensiven, kreativen Mittelfeldspielern dahinter (Veli und Stefan Ilsanker, der bei Salzburg auch nur, und das nicht einmal regelmäßig, im 2. Team spielen darf). Das klappte gegen ein sehr italienisches 4-3-2-1 (die letzte WM läßt immer noch grüßen) sehr gut.
In der zweiten Hälfte brachte Herzog mit Nuhiu eine zweite Spitze, nahm Ilsanker raus und stellte auf ein offensives 4-4-2 um - aber eben nicht die defensive Schisser-Variante, die von Schachner/Zellhofer eingeführt wurde und jetzt von allen praktiziert wird, die keine eigene Idee haben, sondern eine fordernde, mit drei hochaggressiven Mittelfeld-Akteuren.
Nur mit einer eigenen Idee nämlich läßt sich gegen einen international besseren Gegner etwas erreichen. Und natürlich ist Herzogs Sager eine Anklage, scharfe Kritik an den immer noch an übervorsichtigen, sich am Mittelmaß orientierendem Sicherheits-Fußball, der in der Bundesliga gespielt wird, deren Vertreter ja schon gegen international zweitklassige Teams kein Land sehen.
Primavera
Die wehren sich gern mit dem Runtermachen von Junioren-Spielen oder gar Turnieren oder beklagen die oftmals zu frühe Flucht junger Talente ins Ausland, in die Nachwuchs-Zentren guter Vereine.
Wäre Österreich Italien, würde es hier eine ähnlich gut aufgezogene Jugend-Meisterschaft geben wie die Primavera, täten sich die heimischen Vereine ähnlich gut darin die Talente schnellstmöglich in die Kampfmannschaften zu übernehmen (anstatt panisch peinliche und ältliche Legionäre zu kaufen, die - wie aktuell Lindström - dann bei Nacht und Nebel abgeschoben werden), wären Pehlivan oder Dragovic nicht derartige Zu- und Einzelfälle (beide haben nur zufällig wegen Verletzungen ihre Chance erhalten, gezielt war da nix), dann würde es die fatale Lücke ab 21 nicht geben. Die verursachen die Vereine, die eine fatal falsche Personalpolitik fahren, aber auch der ÖFB, der sich nicht über ein B-/Perspektiven-Team drübertraut (wie es gute Verbände, vor allem in Krisenzeiten, haben - nicht als Beschäftigungs-Therapie, sondern um die Kandidaten mit sinnhaften Individual- und Aufbau-Trainings-Programmen zu versorgen, die sie bei den unterfinanzierten Vereinen nicht bekommen können).
Und noch eine ÖFB-Seltsamkeit: am 1. April spielt das U19-Team einen Test in Belgien. Der Kader wurde einberufen - allerdings fand U19-Coach Andi Heraf (wohl aufgrund wichtiger Neben-Geschäfte...) nicht die Zeit diesen auch öffentlich mitzuteilen. Ich den Kader mittlerweile zusammen-geklaubt über Vereins-Homepages, mildtätige Zusendungen von Insidern und schließlich doch auch von ÖFB-Seite (danke dafür!).
Gezieltes Versacken
So aber versacken, wie man zurzeit am Beispiel des LASK exemplarisch nachschauen kann, die Anfang20jährigen in den Sümpfen der Wurschtigkeit, die ihnen in den Vereinen entgegenwabern - viel Gerede, aber keine gezielte Förderung.
Und so wird es, wenn man sich in zwei, drei Jahren anschaut, was aus den aktuellen U21-Spielern geworden ist, wieder so ein wie immer: man wird die Hände überm Kopf zusammenschlagen, warum wieder nur ein Bruchteil dieser Talente es wirklich geschafft haben. Und man wird bei den anderen haarklein nachvollziehen können, wo die (leider so vorhersehbaren) Knackpunkte waren.
Dass das nicht so sein muß, das sollte die kollektive Vision aller Gutmeinenden in allen Entscheider-Positionen sein.