Erstellt am: 22. 3. 2009 - 06:00 Uhr
Der Song zum Sonntag: Kreisky
Wer, wenn nicht der Austrofred. In seinem anderen Gewand als fescher Kreisky-Sänger. Er, der vielleicht originellste Interpret von verschiedensten Austrizismen, der zuletzt seinem Austrofred -Buch mit dem hinknienswürdigen Titel "Ich rechne noch in Schilling" verliehen hat.
Wer außer Franz Adrian Wenzel also wäre geigneter, etwas banal-unwichtiges, österreichisch-gemütliches wie Konfetti, die sein Auto versauen und nur schwer wegzusaugen sind, zu einem biblischen Zorndrama aufzubauschen, einem Fanal von Schuld, Zorn, Grant und Sühne.
"Glitzer" ist zu finden auf der neuen Kreisky CD "Meine Schuld, Meine Schuld, Meine große Schuld", die bereits auf Wohnzimmer Records erschienen ist.
Kreisky Live:
- Graz, Postgarage (17.4.)
- Traun, Spinnerei (18.4.)
- Vöcklabruck, Foyer des Arts w/ Cesarians (23.4.)
- Innsbruck, Weekender Club (24.4.)
- München, under13 (25.4.)
- Klagenfurt, Volxhaus (30.4.)
- Weyer, Bertholdsaal (1.5.)
- Wien, Chelsea (28.5.)
- Salzburg, Rockhouse (29.5.)
- Linz, Linzfest (30.5.)
Stefan Lachinger
Kreisky sind ernst. Ernst, zornig, fesch und cool, wie sonst nur ihre Vorbildbands Birthday Party und Make Up.
Sie leben im Gegensatz zu Wenzels anderen Projekten nicht von einem augenzwinkernden ausgelebten typisch österreichischen Komplex. Einem psychologischen Konstrukt aus Selbstbild/Fremdwahrnehmungs-Schere. Einer "typisch österreichischen" Verfasstheit. Einem Produkt von Minderwertigkeitskomplex und Gefallsucht, Provinzialität und Selbstzufriedenheit, die etwas Zentrales ist in seiner hobbymäßig - hingeschludert wirkenden, jedoch detalliert authenthischen Kunstfigur Austrofred.
Denn Kreisky klagt.
Kreisky klagt.
König und Königin von Bibione könnten sie sein, hätten sie sein können, wie in Bowies "Heroes". König und Königin nicht für einen Tag, sondern für einen Kurzurlaub.
Stattdessen ist der österreichische Klischeeurlaubsort Bibione der Ort der Apokalypse des Kleinbürgerlichen in einer Zweierbeziehung, die müde vom dauernden Streiten um Rechthaberei und Wortbehauptung versehentlich in einen Karneval gerät, wo sie von feiernden Idioten mit glitzerndem Zeug beworfen werden. Glitzernde Scheiße, die man nie wieder aus den Ritzen des Autos saugen kann. Überall diese glitzernde Scheiße.
Der "Song Zum Sonntag" ist eine Kooperation zwischen FM4 und der "Presse am Sonntag" und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts - uind Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.
Und er ist schuld. Es ist seine Schuld, seine große Schuld. Wie in der bekanntesten Selbstgeißelungs-Litanei des Sonntags der am Land aufgewachsenen, notgedrungen für immer mit katholischem Schuldbewusstsein stigmatisierten, an Selbstbefreiungsversuchen kläglich und klagend scheiternden Österreicher.
Und darunter liegt ein schwer groovender, stumpf und elegant zugleich rockender Österreichischer Grant auf alles und sich selbst.