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Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

2. 4. 2009 - 07:45

Oh! Keine Henne/Ei-Probleme mehr

Wenn Sie einmal an Ihrer eigenen Heimatliebe zweifeln, setzen Sie sich einfach in ein Zugabteil mit nur einem weiteren Passagier. Am besten einem Australier.

Oh! - Irritationen im Alltag

Werfen Sie dann die zynisch-spöttische Frage in den Raum, warum man als Australier ausgerechnet nach Österreich zieht. Das Resultat ist raum- und streckenfüllend.

Es beginnt bei den schönen Bergen und Seen, der Landschaft im Allgemeinen und dem Kunsthandwerk im Speziellen. Mit 10 Jahren hätte man am anderen Ende der Welt "The Sound of Music" gesehen, und dann komme man hierher, und alles sei noch viel schöner als im Film! Aber warum - unterbricht sich die lebende Tourismuswerbung selbst - warum man Österreich nicht "great" finden könne?

An dieser Stelle sollten Sie vorsichtig sein, die noch ausstehende Länge der Reise in Betracht ziehen und auf die eigene Belastbarkeit achten. Sind Sie stark (oder blöd) genug, auf die politische Situation und den Rechtsruck hinzuweisen, speziell was Migration betrifft, dann kommt ein Schwall an Österreich-Liebe, der auf nüchternen Magen schwer zu schlucken ist.

Comicstil; jemand denkt an eine Henne.

elisabeth gollackner

"Except my shit" hätten sie alles, aber auch alles von ihm geprüft und haben wollen - Papiere, Attests, sogar die Credibility seines Arbeitsgebers wurde unter die Lupe genommen. Und das sei gut so! Denn: Ob mir nicht klar sei, wie viele illegale Menschen zum Beispiel in London täglich herumlaufen? Was die alles anstellen? Vor 15 Jahren noch alles friedlich, jetzt täglich Tausende Tote! Und man stelle sich vor: Die ganzen Keime, die ganzen Krankheiten, die die mitbringen! Er hätte einen Freund, der sei Arzt, und der meint immer: "Why go to the Third World to get experienced as a doctor when you have the Third World in every public hospital in the UK". In welcher Stadt könne man seine Tochter nachts ausgehen lassen, ohne dass sie ermordet oder überfallen wird? Doch nur in Wien. Ich wüsste einfach nicht zu schätzen, was ich habe. Verwöhnt und keine Ahnung von der Welt.

"But the best story", würde das Gegenüber dann schwärmerisch dranhängen, den Mund voller Sachertorte, die beste Geschichte sei die mit der Eierschachtel. Man öffne sie, und heraus fallen ein kleiner Zettel mit der Adresse, wo die Hühner wohnen, und ein weiterer kleiner Zettel, wo die Haltungsbedingungen draufstehen. Und da hätte er sofort seine Mutter über Skype angerufen, ihr den Zettel durch die Webcam gezeigt, und er hätte gesagt: "Mum, you won't believe it! Every chicken in Austria has its own winter garden!"