Erstellt am: 19. 4. 2009 - 15:00 Uhr
Was es zu sagen gilt
Ich bin seit vielen Jahren hochzufriedener Microsoft-„Kunde“ (Anführungszeichen zur Interpretation freigegeben). Zwar habe ich schon mehrfach komplette Festplatteninhalte durch hundsgemeine Viren verloren, war aber nach einer kurzen Trauerarbeit immer recht froh, den ganzen Rotz los zu sein.
Das heitere Polen-Quiz
Wir fuhren Richtung Polen. Ich legte eine CD ein und schaltete auf Radom, aus den Lautsprechern kam „Dancig Queen“, dann „Lots of Lovin“. Danach hörten wir das dritte Album der Sterne.
“Wer schon mal in Polen war, schaut besonders auf sein Auto.“, sagte Lisa und löffelte das Brombeergelee aus. „Weißt du übrigens, warum in Polen die Kreisverkehre so groß sind?“, fragte sie mich. „Komm mir nicht auf Krone-Niveau“, winkte ich ab, „das klingt nach dem ärgsten Dichand-Gag!“
Am Straßenrand standen Tramper, ich fuhr weiter. "Warum bleibst du nicht stehen?“, fragte Lisa. „Bei uns hatschens doch auch immer am Straßenrand, ich nehm die immer mit.“
"Die beuten uns nur aus, wenn du solche Gauner mitnimmst, schießt du dir ein Eigentor und ärgerst dich dann gewaltig."
Ich wollte nicht diskutieren und küsste sie, ihre Zunge war so rauh wie immer. Aber wir lüben uns, da spielt das keine Rolle.
Trauerarbeit
In einer Sonntagsausgabe der Tageszeitung 'Österreich' wurde Dagmar Koller über die psychische Bewältigung von Helmut Zilks Dahinscheiden befragt. "Wie leisten Sie Ihre Trauerarbeit?", und später: "Viel Ihrer Trauerarbeit leisten Sie in Ihrer Wohnung in der Wiener Innenstadt.Gerüchteweise hieß es, Sie würden die aufgeben?"
Auch wenn es Einschneidendes zu verarbeiten gilt, bedient sich der Journalist hier einer geläufigen, aber doch recht uneleganten Vokabel. Hierzu ein kurzer, eher schwacher Merksatz: „Mauern heißt schwitzen, trauern heißt sitzen.“ Die persönliche Bewältigung des Tragischen mag Energie kosten, ist aber dennoch eine schwer mess- und greifbare, höchst private Angelegenheit und keine Arbeit.
Viel Arbeit ist es dagegen, Ordnung in den „Eigenen Dateien“ zu halten. Nachdem man das anfangs ausgeklügelte System mit kompliziert verzweigten Unterordnern („Eigene Bilder“ / „Alte Urlaubsfotos“ / „Lignano“ / „bearbeitet“) schnell aufgibt, findet man gerade Benötigtes ohnehin nur noch mittels der Suchfunktion. Daher kann ein jäher Datenverlust durchaus auch genehm sein.
Aber einem Betriebssystem die Schuld dafür geben? Ich finde Windows eigentlich recht praktisch und einfach zu bedienen und hatte nie nennenswerte Probleme damit. Es gilt aber zu sagen, dass Mac viel besser und sicherer und einfacher ist, auch, wenn man wie ich noch nie auf einer solchen Wundermaschine gearbeitet hat.
Also sage ich: Mac ist super.
Ich möchte überhaupt nur noch all jenes sagen, was es eben zu sagen gilt. Eine jüngst stichprobenartig durchgeführte Analyse bisheriger Erfahrungswerte hat ergeben, dass es sich so leichter lebt.
Was es zu sagen gilt:
Ausländer muss man integrieren. Gottlob (An Gott gilt es zwar nicht zu glauben und die katholische Kirche ist ob ihrer Weltfremdheit als Institution abzulehnen, aber irgendwas Höherers wird es wohl doch geben. Wenn es einen Gott existieren würde, würde er wohl nicht so viel Leid zulassen.) Also: Gottlob gibt es dafür linke Querdenker mit der Nase im Wind, die zwar manchmal zu idealistisch unterwegs sind, aber immer noch besser als die vermaledeiten Rechten, die in erster Linie Rassisten sind. Die meisten Rechten sind Nazis, wahrscheinlich deshalb, weil noch nicht genug Vergangenheitsbewältigung stattgefunden hat. Außerdem bedienen sie die Interessen der Wirtschaft, die sich hauptsächlich aus raffgierigen Managern zusammensetzt, die wie Politiker Unmengen verdienen und ausschließlich auf Kosten des kleinen Mannes handeln. Zu viel Geld verdirbt den Charakter. Weihnachten ist auch nur noch Kommerz. Wo ist da der eigentliche Sinn? Kunst dagegen darf nicht mit Dollarzeichen in den Augen produziert werden, sonst ist sie nichts wert, deshalb wird vom Blick auf Charts und Bestsellerlisten auch dringend abgeraten. Muse verträgt sich nicht mit Masse, denn diese irrt grundsätzlich. Kunst zeigt am besten gesellschaftliche Missstände auf. Ob das mit einem schwarzen Strich an der Wand funktioniert, darf man bezweifeln, das kann ich ja schließlich auch, andererseits ist irgendwie auch alles Kunst. Auf jeden Fall ist politisches Kabarett äußerst wichtig. Kabarettisten wehren sich nämlich und schaffen es im Handumdrehen auch noch, uns einen Spiegel vorzuhalten. Obwohl wir in einem Land leben, das von Pessimismus, Hinterfotzigkeit und Schmäh geprägt ist und in Wahrheit ja von der Kronen Zeitung regiert wird (wir haben aber auch zwei Qualitätszeitungen – der Glattauer hat ja neulich geschrieben…), haben wir es immer noch besser als die Amis. Die Amerikaner sind ein selten dummes und fettes Volk (Wobei man andererseits auch niemandem nach dem Äußeren beurteilen sollte und der Schlankheitswahn junge Mädchen zum Hungern zwingt). Die Amis glauben alle, dass Hitler noch lebt und wissen nicht einmal, wo Estland liegt. Wenigstens ist Bush jetzt weg vom Fenster, der war Analphabet und Kriegsverbrecher zugleich. Außerdem essen die Amerikaner ausschließlich Fast Food. Die haben noch nie etwas von Bioprodukten gehört. Am besten kauft man frisches Gemüse auf Märkten und ernährt sich überhaupt ein bisschen bewusst. Man muss es ja nicht übertreiben, ab und an eine herzhafte Leberkässemmel darf ja mal sein, es kommt auf die Ausgewogenheit an. Die Österreichische Küche ist halt viel zu fettig, Sushi ist beispielsweise viel gesünder. Aber wenn man nie über den eigenen Tellerrand hinaussieht… Ist doch nicht schwer. Reisen bildet ungemein. Keinesfalls sollte man aber organisiert reisen und Massentourismus ist ebenfalls zu meiden. Am besten lässt man sich mit sechzig Kilo im Interrailrucksack mal so richtig auf andere Kulturen ein und lernt wahre Authentizität kennen, um dann daraus zu schließen, dass es zu Hause doch am schönsten ist. Mit Ausnahme des Fernsehens! Was es in Amerika für tolle Serien gibt… Das ORF-Programm kann man sich dagegen nicht ansehen (außer der Donnerstag Nacht, Stermann und Grissemann sind genial!), die Gebühren sind sowieso eine Frechheit. Aber das Internet wird das Fernsehen ohnehin bald verdrängen. Informationen im Internet sind aber mit Vorsicht zu genießen! Vor allem Pornos und Gewaltspiele, die führen nämlich zu Vereinsamung. Also die Spiele, Pornos dagegen sind männerdominiert und vermitteln ein völlig falsches Bild von Sex. Guten Sex hat man, wenn man viel darüber spricht. Frauen sprechen aber viel offener über Sex, obwohl Männer den ganzen Tag an nichts anderes als an Sex und Fußball denken, wobei Fußball bei Großereignissen durchaus interessant ist, wo glücklicherweise Bayern München nicht mitspielt, die sind unsympathisch und arrogant. Und wenn wir schon beim Rasen sind: Gras gehört legalisiert, schließlich sagt ja auch niemand was, wenn sich die ganzen Proleten jeden Abend zusaufen.
Nun habe ich gesagt, was es zu sagen gilt. Rechts von diesem Text finden Sie übrigens einen kleinen Aufsatz, in dem einige polnische Städte zu finden sind. Wer alle findet, möge mir die Städtenamen zusenden und nimmt damit an der Verlosung für folgenden Superpreis teil, den ich für den glücklichen Gewinner zu erstehen plane:

© Marc Carnal