Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Acht Minuten"

Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

14. 3. 2009 - 15:06

Acht Minuten

Clemens Setz fasst sich kurz. Der Autor und 28 KollegInnen teilen sich diesen Sonntagnachmittag mit "Neue Texte". Ein Literaturfest in Graz.

Clemens Setz schreibt schneller als seine Leser lesen. Eine Unterstellung, doch keineswegs eine unverfrorene: Nach dem Debütroman "Söhne und Planeten" 2007 ist vor kurzem "Die Frequenzen" erschienen. Nicht, dass ich Literatur in Einbandstärken messen würde, doch die Romane des 27Jährigen sind in den gehobenen dreistelligen Seitenzahlen zu Hause und für schnelles Scannen zu schade.

Über 350mal darf man umblättern, Walter Zmal und Alexander Kerfuchs kennen lernen, die als Kinder Freunde waren und als junge Männer wieder aufeinander treffen. Der eine kündigt seine Arbeit als Krankenpfleger, will mit der Psychotherapeutin Valerie leben und sich von seiner langjährigen Freundin trennen. Der andere hegt Schauspielambitionen und schlüpft in Gruppensitzungen, die Valerie hält, in fiktive Patientenrollen. Bis die ihn kaum mehr loslassen.

Mit den "Frequenzen" war Setz kürzlich in New York beim Krautgarden Festival, gestern in Leipzig und morgen wird er in Graz sein.

Autor Clemens J. Setz schaut in die Kamera

Lukas Beck

Hier in seiner Heimatstadt liest er dafür diesmal nur kurz: Acht Minuten stehen jedem Autor beim Lesefest im Kulturzentrum Minoriten in Graz zur Verfügung.
"Neue Texte" hat es seit seiner Gründung im Kulturhauptstadtjahr 2003 eilig. Das Lesefest versammelt AutorInnen, die im Vorjahr ein Buch veröffentlicht haben oder auf die Uraufführung eines Stückes zurückblicken können. Zusatzkriterium: Die AutorInnen leben in der Steiermark oder sind hier geboren.

Noch mehr junge Literatur wird bei "Wortspiele" zu erleben sein: von 26. bis 28. März in München und am 3. und 4. April in Wien. Es lesen Michael Stavaric, Michaela Falkner, Clemens Setz und viele mehr.

Buchcover des Romans "Vertrocknete Vögel" von Sophie Reyer: Dichte helle Haare.

Leykam Verlag

Angelika Reitzer mit "Frauen in Vasen", Christof Huemer mit seinem Roman "Zweifellos" sind somit Fixstarter. Ebenso die 24jährige Sophie Reyer, deren Roman "Vertrocknete Vögel" sich um Frauenrollen dreht, und die auch die Klänge zu Michaela Falkners 72-Stunden-Performance "This is the Story. Yearning Creatures #1" geschaffen hat. Mit dabei sind auch Olga Flor, die ihre Protagonisten im Supermarkt mit einem "Kollateralschaden" überrascht hat, und Stefan Schmitzer.

Buchcover "Zweifellos" sieht aus wie Tablettenschachtel.

Edition Keiper

"Wohin die verschwunden ist, um die es ohnehin nicht geht" heißt Schmitzers Debütroman. Ich bin neugierig. Montags wird mehr verraten, da liest er im Grazer Literaturhaus und garantiert aus dem Buch mit dem langen, guten Titel. Wie in Wien dann demnächst, am 26. März, in monochroms Salon der Literaturik im Museumsquartier.

Denn bei "Neue Texte" gibt es außer der zeitlichen keine Einschränkung. Heißt: Es wird kein Anlesen der Romane, wie man es in Buchhandlungen stehend manchmal versucht, um herauszufinden, ob das Buch mit darf oder zurückgestapelt wird, und gleichzeitig auf zwei andere Cover schielt.

Programmüberblick

29 AutorInnen, ein Sonntagnachmittag und der Eintritt ist frei.

Jede und jeder Lesende stellt einen Kollegen vor, so wird das zum Beispiel um 15 Uhr aussehen:

  • Klaus Hoffer | Olga Flor*
  • Kuchler-D’Aiello | Günther Freitag*
  • Andrea Stift | Stefan Schmitzer*
  • Sonja Harter | Breisach Emil*
  • Clemens Setz | Mike Markart*
  • Breisach Emil | Helwig Brunner*

Los geht es bereits um 14 Uhr morgen, Sonntag, 14. März, im Kulturzentrum Minoriten, im großen Minoritensaal, Mariahilfer Platz 3, 8020 Graz.

Wie es bis abends weitergeht und wer wann liest, steht im detaillierten Line-Up.