Erstellt am: 4. 3. 2009 - 15:14 Uhr
Fußball-Journal '09-13.

blumenau
Die Erlebnis-Berichte - das als Teaser vorab - spielen im Hanappi-Stadion beim gestrigen Cup-Viertelfinal zwischen den sogenannten Amateur-Teams von Rapid und Austria und bei der Präsentation des Saisonstarts der sogenannten 1. Liga in der neuen Bundesliga-Zentrale heute vormittag.
Mitspielen werden Zoran Barisic, Muhammad Ildiz, Herbert Prohaska, David Alaba und andere.
Die einzige Chance, internationalen Anschluss zu erlangen, sei eine bessere Performance des Nationalteams; da würde alle Jugendarbeit und Struktur-Reform nichts nützen.
Ich habe keine Ahnung mehr, welche der vielen zusammengelesenen/-hörten Stimmen der letzten Tage (hier die letzte Neuigkeit in diesem Zusammenhang) diesen Schrott verbrochen hat - und, ehrlich, ich habe auch keine das Lust, rauszufinden und den zuständigen Kübel verbal durchzuprügeln.
Denn natürlich ist die Nationalmannschaft für kurzzeitige Beachtung und kurzfristige Boosts zuständig. Es nützt allerdings auch (wie man am einfachsten bei der Cordoba-Generation von 78-82 nachschlagen kann) genau gar nichts, wenn man sich dann erst recht auf diese virtuelle Sogwirkung verlässt und den Unterbau, den Bauch des Fußballs so belässt wie er ist.
Dort, in der Jugendarbeit, geht einiges gut. In der Umsetzung in Richtung Bundesliga/Nationalteam, da hapert es dann - im Alter zwischen 17/18 und 21/22 verbröselt vieles.

blumenau
Gestern abend, Viertelfinalspiel im Cup
"Kübel", das ist mein heutiges Lieblings-Schimpfwort (siehe oben). Kübel, so nennt Zoran Barisic einen Austria-Spieler, der einen Schiedsrichter-Ball, der dazu dient, die andere Mannschaft in Ballbesitz zu bringen, zu seinem eigenen Vorteil nützt (es war die Nummer 11 der Austria Amateure, um hier keine Namen zu nennen). Natürlich schreit Barisic nicht "KÜBELL!", sondern "KIWÄÄ!", und das nicht einmal aggressiv, sondern gebrochen-ironisch, mit einem lauten "Danke!" vorneweg und einer kleinen Pause, ehe er dann das "Kiwää!" nachschiebt, ganz ohne wildes "du!", sondern eher mit einem unausgesprochenen "Herr" dazwischen.
Barisic ist Co-Trainer des Rapid-A-Teams und verfolgt das Match der zweiten Mannschaft seines Vereins, der Rapid-Amateure, im VIP-Bereich, gleich neben der Presse-Zone. Der (gerechtfertigte) Kübel-Ausbruch ist sein einziger, auch weil es sonst eigentlich nur sportlich durchaus Interessantes und Ausgewogenes zu sehen gibt bei dieser Viertelfinal-Partie der B-Teams, in denen die jüngeren Kräfte Spielpraxis sammeln um dann die "große" Rapid oder die "große" Austria zu verstärken. Dass die beiden B-Teams etwas können, haben sie bereits bewiesen. Die kleine Rapid hat Altach oder Mattersburg (damals ist bereits diese Reverenz erschienen) geschlagen, die kleine Austria hat gar die mit dümmlicher Arroganz an die Sache herangegangenen Bullen aus Salzburg geschlagen - eine Sensation die viel zu wenig Beachtung fand.
Die beiden Reserve/Jugend-Teams sind also in vielerlei Hinsicht interessanter als ihre ersten Mannschaften. Vor allem bei Rapid spielen tatsächlich fast nur 17-20jährige - einzig Kapitän Jusic (33) und Trimmel (22) heben den Schnitt.
Bei den Austria Amateuren sind nur 7 der gestern 14 eingesetzten Spieler U20-tauglich - aber die müssen sich auch in der sogenannten 1. Liga, der zweiten Spielklasse Österreichs mit echten Profi-Teams messen. Dort haben sie den jüngsten Altersschnitt - aber dazu mehr bei Station 2 in der Liga-Zentrale.

blumenau
Rapid Amateure im Spiel gegen Austria Amateure
Die Rapid Amateure vertrauten gestern zwei 17jährigen. Oliver Mohr musste kurzfristig als Linksverteidiger einspringen, weil sich da gleich zwei verletzt hatten (Kayhan und Palla) und im zentralen Mittelfeld bot Muhammed Ildiz eine herausragende Leistung. "Erinnert mich irgendwie an den Ümit", meint der Sportartikel-Repräsentant in der Pause, nicht von der Position, aber von der Körpersprache her. Wäre Philip Prosenik nicht verletzt, würde ein 16jähriger mitspielen.
So liefern einander 17 U20-Talente, 5 U25jährige und 4 ältere ein würdiges Cup-Viertelfinal-Spiel in taktisch einwandfreier Haltung, guter Technik und mit großem Einsatz.
Wo also liegt das Problem?
Unter anderen daran, dass dieses Spiel, wäre die Rapid-A-Mannschaft noch im Bewerb, auf einem Trainingsplatz vor 400 Zuschauern stattgefunden hätte und nicht vor 4400 gut aufgelegten Rapid-Fans (gestriger Schlachtruf-Hit "Schwule, schwule Austria Wien!") im stimmungsvollen Hanappi-Stadion - und damit das Niveau sicher deutlich runtergezogen hätte.
Es geht also nicht nur um den richtigen Aufbau dieser Supertalente, sondern auch den richtigen Umgang mit ihnen, was entgegengebrachtes Interesse und zur Verfügung gestellte Infrastruktur betrifft.

blumenau
Wenn die zufällig (wie gestern im Cup, wo die Rapid-Amas einmal die Hauptrolle spielen durften, weil sich die große Rapid ja bereits verabschiedet hatte, mit einer ihrer diese Saison über bereits gewohnt bescheidenen Leistungen gegen Ried, eine an sich unterlegene, aber taktisch großartig eingestellte Mannschaft - ziehen Sie ihre eigenen Schlüsse) einmal vorhanden ist - dann klappts ja.
Gewonnen haben übrigens (im Elferschießen) die "Schwulen" - ich seh's als gerechte Strafe für ein vertrottelt-homophobes Fan-Volk. Und nicht, dass es im Austria-Stadion nicht genau umgekehrt gewesen wäre.

blumenau
Heute vormittag: Präsentation zum Saisonstart der 1.Liga
Da saß auch der Schirmherr der 1. Liga - der zweiten Leistungsstufe, in der ein paar Fast-Bundesligisten mit ein paar von großem Geld Gepushten, ein paar echten Armenhäuslern und auch zwei der bereits erwähnten Amateur(also B-)Teams ab Freitag wieder eine höchst unrunde Meisterschaft spielen: Herbert Prohaska.
Und weil die 1. Liga als Ausbildungsliga definiert ist, es entsprechende Schutzbestimmungen gibt (Alters-Prämien, Ausländer-Beschränkungen etc) ging es auch um den Nachwuchs, und in weiterer Folge auch um den Bruch mit 17-20 und eventuelle Maßnahmen.
Zumindest in Prohaskas Wortmeldung.
Der wollte nämlich darauf hinweisen, dass es bereits Troubles geben würde, die 17jährigen Talente überhaupt im eigenen Haus zu behalten. Und nannte dann ein Beispiel, das nicht nur ihn (leider, denn er ist ein ehrenwerter Mann), sondern auch das österreichische System in seiner falschen Denke auf das Trefflichste entlarvte.
Prohaska erzählte, dass er immer wieder "Telefonate aus Italien" entgegennehme, in denen er nach seiner Einschätzung von 15jährigen österreichischen Talenten gefragt werde, die er "gar nicht kenne". Und er erinnerte an den 15jährigen Nachwuchs-Austrianer David Alaba, der im Sommer zu Bayern gelotst worden wäre - auch den, sagte Prohaska, Austria-Intimus, habe er "nicht gekannt".
Und jetzt erst wieder sei ein Rapid-Talent (Raphael Holzhauser, U16) zum VfB Stuttgart geholt worden.
Quintessenz: Es gehe nicht an, dass uns "das Ausland" Talente wegschnappt.

blumenau
Herbert Prohaskas furchterregendes Problem
So, ruhig durchatmen und den durch diese krude Rede angestauten Ärger erklären...
Und jetzt die entscheidende Frage stellen: Wo willst du, wenn du ein fußballerisches Supertalent bist, lieber spielen - bei einem international renommierten Club, der sich um dich bemüht und dir eine Ausbildung anbietet, oder in Österreich, wo du einmal im Jahr ein richtiges Spiel kriegst und wo dich nicht einmal der Schirmherr der Ausbildungsliga, der Jahrhundertspieler deines Vereins kennt?
Denn, hallo!, David Alaba, 15, Supertalent, war sogar ein paar Spiele lang in der 1. Liga bei den Austria Amateuren dabei (ich erinnere mich sogar an ein Live-Interview) - als Belohnung für seine außergewöhnlichen U17-Leistungen.
Aber: Selbst Ur-Austrianer Herbert Prohaska brüstet sich damit, den Buben nicht gekannt zu haben.
Und er wundert sich auch noch darüber, dass in Italien die Anforderungen an einen Experten (als der er sich ja selber begreift) eben gewachsen sind - und sieht das als Bedrohung, anstatt es als Entwicklung zu begreifen.
Das ist wahrlich bitter.
Und es zeigt die wahren Ausmaße des Provinz-Denkens der hiesigen Kräfte und "Experten".
Und es zeigt, wie wenig die vielen Aufenthalte und Schulterklopfereien im VIP-Club wert sind - die dieser Tage als so wichtig hingestellt werden, weil Ex-Teamchef Karel Brückner sie verweigert hat: Nichts nämlich. NICHTS.
Weil sie nicht sehend, sondern zunehmend blind machen.

blumenau
Land-Flucht wegen Provinz-Denken
Im übrigen passt David Alaba auch längst nicht mehr in eine Liga der einfachen Gemüter, die sich Sponsor ADEG wünscht, und die Teilnehmer wie Walter Schachner (der bei der Präsentation nur durch wiederholte Unkundigkeit der simpelsten Regeln auffiel) oder eben auch der enttäuschende Prohaska repräsentiert (die ebenfalls anwesenden Trainerkollegen Scherb und Kraft nehme ich da jetzt aus).
Alaba verwendet nämlich (wie hier bereits letzten August angemerkt) Begriffe, für die er in Österreich und seinem zurückgebliebenen System keine Gesprächs-Partner mehr finden würde. Von einer entsprechenden Praxis erst gar nicht zu reden.
Wer zum Thema neuer-Teamchef-und-so posten will möge dies sinnhafterweise im Fußball-Journal 13a tun
Die müssen (zurecht) weiterhin mit ihresgleichen auskommen und werden sich deshalb nicht einen Millimeter entwickeln, weiter empört über italienische Ansinnen oder deutsche Kaperungen sein und bis in alle Ewigkeiten die Größen ihrer Ligen diskutieren. Und ja, sie werden sich beruhigen, weil alles ja eh nur an der Performance des Nationalteams hängt und man selber weiter in die Spirale der zunehmenden Aus/Bildungsferne rücken kann.
Danke. ... Kiwää!