Erstellt am: 3. 3. 2009 - 17:08 Uhr
Fußball-Journal '09-12.
Leo Windtner hat verloren.
Nicht weil er ein Schwindler ist. Da wollte er sich in der Öffentlichkeit bereits in den ersten paar Stunden seiner Präsidentschaft mit einer Entlassung eines Ungeliebten profilieren (und Liebe erkaufen) - und es stellt sich bereits kurze Zeit später raus, dass der "Entlassene" bereits vor einer Woche seinen Rücktritt angeboten hatte.
Die erste Inszenierung des Leo W. fällt also in sich zusammen wie das vom altmodischem Trainer im Trainingslager zelebrierte Kartenhaus. Das ist noch nicht sooo schlimm - man kann es, mit etwas austriakischem Geschick, noch als Schmäh hinbiegen.
Leo Windtner hat verloren.
Nicht weil er ernsthaft glaubte, dass niemand seine Handlung überprüfen und niemand den alten, mühsamen, grantigen und anstregenden Teamchef konsultieren würde, um das zu verifizieren. Die mit den Zombies paktierende Boulevard-Journaille stellt ihn heute ja immer noch als Helden hin - weil denen Brückners Worte weder jemals noch jetzt ein Hinhören wert sind/waren. Leo W. konnte nicht damit rechnen, dass jemand nachbohrt - ein solch nestbeschmutzender Akt existiert in seinem Denken nicht. Und damit, dass Brückner mit der tschechischen Nachrichtenagentur spricht und dort (auch bereits Montag) seine Sicht der Dinge (die am 23. 2. festgehaltene Absprache der Vertragsbeendigung am 28. Februar) präsentiert - damit schon gar nicht. Wer kann schon tschechisch. Niemand.
In der Zwischenzeit hat der mittlerweile auch entlassene Jan Kocian die Variante vom Ende per 23.2. bestätigt.
Deshalb kann man derlei auch schadensbegrenzen und Brückner dazu bringen sich selber noch einmal zu entgegnen, als klassischer Vetragsbestandteil, nach dem man nix abwertendes über die Firma sagen darf.
Leo Windtner hat verloren.
Nicht weil er es jetzt in mühseliger Schadensbegrenzung so hindrehen lassen muss, dass eben die endgültige Entscheidung erst im berühmten Telefonat am Montag fiel. Zu einem Zeitpunkt, an dem der Abend-Kurier schon alles und mehr wusste. Das alles kann jedem, auch Leo W. passieren, wenn man neu in einem Amt ist.
Leo Windtner hat verloren.
Nicht weil Karel Brückner ihn mit zwei Sätzen, nämlich "Ich habe gewartet, dass die andere Seite diese Information veröffentlicht, und es kam mir nicht ethisch vor, mich mehr dazu zu äußern. Die Ereignisse der vergangenen Tage kommen mir jedoch etwas seltsam vor." moralisch die Luft zum Atmen nimmt. Das wäre mit gutem Krisenmanagment noch zu bereinigen.
Leo Windtner hat verloren.
Er wollte mit einem Knall-Effekt in seine Amtszeit gehen - das ist an sich ja okay, marketingtechnisch sowieso, und auch moralisch und menschlich. Dass der Knall-Effekt so in die Hose geht und ihn selbiger gleichsam beraubt, ist ein Pech, wenn auch ein kalkulierbares.
Und es wirft ein bezeichnendes Licht auf die personelle Reihe, die hinter Leo W. (wobei: wer außer Gigi Ludwig ist das eigentlich? Wer wäre Windtners Think Tank? Mit Krankl und Prohaska zu reden reicht dazu ja wohl nicht. Wo ist jemand wie Heinz Palme?) steht. Da klappt nämlich gar nichts.
Auch das: nichts Neues, die traurige Perpetuierung des ewig alten Mochmascho-ÖFB-Prinzips, der Anti-These zeitgemäßen Managements.
Leo Windtner hat verloren.
Und zwar hat Leo Windtner verloren, weil sein Ansatz ein falscher ist, ein grundfalscher.
Weil er nicht mit einem POSITIVEN Kracher in sein Amt reinplatzen wollte, sondern es mit einem NEGATIVEN Hoppla-Jetzt-Komm-ich! versucht hatte.
Anstatt Brückners Angebot vom 23. 2. sofort (vor mir aus auch heimlich, mit Sperrfrist) anzunehmen und dann am 1. März den entsprechenden Kandidaten zu präsentieren, also eine selber geschaffenen Wert zu inszenieren, legte es Leo W. drauf an destruktiv zu handeln, und zuerst einen alten Wert zu zerstören.
Ich verstehe nicht wirklich darum. Windtner hätte sich keine Sekunde lang mit Brückner belasten müssen - der wäre weg gewesen. Windtner hätte sich ausschließlich als der Mann fürs Neue profilieren können.
Stattdessen drängt er sich danach den alten Coach noch öffentlich köpfen zu wollen.
Das ist peinlich überkommene Gutsherren-Handschrift, das hat mit motivierender Managemente-Lehre nix zu tun.
Das ist ein katastrophaler Fehler.
Leo Windtner hat verloren.
Hätte es ihn (aus irgendwelchen Gründen) bei der positiven Nachricht aufgeblattelt - es wäre untergegangen.
Weil es ihn aber bei einem derart destruktiv-hintersinnigen Akt
derart aufstreut, kommt er in den Genuß sofortiger Bitterkeit. Derartigen Machiavellismus muss man perfekt inszenieren, um zu obsiegen.
Wer so grobe Fehler macht, positioniert sich in diesem Feld deutlich auf der dunklen Seite der Macht.
Und hat sie auch schon verloren.