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Pia Reiser

Filmflimmern

25. 2. 2009 - 20:14

Small Screen Stories

Musikvideo-Choreographien zur Erweiterung des eigenen Tanzspektrums. Als Fräulein Kralowas fungieren The Presets, Fever Ray, Circlesquare und Napoleon Dynamite.

Getanzt wird wohl im Großteil aller Musikvideos, selten aber gut. Oder interessant. Oder gar nachahmenswert. Abseits vom Bootygeshake des BlingBling Hip-Hops, für den wohl im BlingBling-Handbuch eine Bedienungsanleitung beiliegt, greifen Bands gern auf Partyszenen mit zurück (und nichts wirkt in einem Film meistens "unechter" als Partyszenen) oder indiehoppeln tänzerisch, mit oder ohne Instrumente umgeschnallt durch ihre 3 Minuten 30 Welt - oft mit der Körperbeherrschung eines Säuglings.

Dann aber wieder gibts Lichtblicke am musikvideo'schen Tanzhorizont, die auch Menschen, die bei choreographiertem Tanz sonst mit zugehaltenen Augen die Beine in die Hand nehmen, durchaus zum Bleiben bewegen können. Björks Musical-Ausflug in "It's oh so quiet" oder Christopher Walken in Fatboy Slims "Weapon of Choice" oder - eine meiner Lieblingschoreograhien ever - "Forever More", in dem Roisin Murphy lässig wie immer mit einer gewollten Ungenauigkeit tanzt, dass es eine Freude ist.

Im heutigen Small Screen Stories Paket stecken drei aktuellere Videoclips, deren Tanzeinlagen mich doch beeindruckt haben. Licht aus, Spot an für The Presets, Fever Ray und Circlesquare.

Tanz in Schwarz/Weiss

Dass nicht nur die Tanzbeine eine wichtige Rolle spielen, sondern, dass man auch im Besitz von Tanzarmen, Tanzoberkörper und einem Tanzkopf ist, führt das Video zu "Dancers" von Circlesquare vor Augen. Vier Menschen, die dankenswerterweise zur Abwechslung nicht so ausschauen, als wären sie auch den NuRave Nachwehen aufgesessen und jetzt mit Riesenbrille und Truckerkäppi hoffen, vom VICE Magazin entdeckt zu werden, tanzen. Auf den Wackeleffekt hätt ich verzichten können, aber die Gruppenchoreographie am Schluss, eingeleitet von bedächtigem Krawattenrichten gefällt. Die Bewegung, in der man mit dem Oberkörper nach vorne klappt und den Kopf am Unterarm ablegt, als wär man am Schreibtisch eingeschlafen, werd ich ins Repertoire aufnehmen.


Teenager Tänze

Zunächst sieht es so aus, als wären wir in einem "Thumbsucker" Spin Off. Ein Zanhspangenlächeln und tristes Corn Flakes Frühstück später gehts los: In einem wunderbaren Ausbruch aus dem normalen Gehen in kleine Tanzbewegungen wird eine mit Akrobatikhöhepunkt versehene Tanzerei am Walk of Fame. Tanzen wird zum jugendlichen Alltagsausbruch, zur kleinen Rebellion mit Drehungen und Sprüngen, zum verbindenen Element. Für die Tanzfläche gut übernehmbar: Die Brust raus Kopf nach hinten werfen-Bewegung. Für die Mutigen (und mit Platz gesegneten): Der Spagatsprung.


Am Pool

Karin Dreijer Andersson von The Knife bleibt der schön-schaurigen Stimmung treu, die sie mit dem Video zu "If I Had A Heart" erschaffen hat. Statt düsteren Bootsfahrten und allerlei Ausgestopftem gibt es hier nicht viel mehr als einen zugelaubten Swimming Pool. Fast Shyamalan-artig schleicht sich die Kamera aus dem Haus raus in den Garten und fängt dann hinter dem Haarvorhang ein Gesicht ein, das an Sissy Spacek erinnert. Und während Björkgleich überbetont Selbstlaute in die Welt rausgesungen werden, setzt Andersson zu einem Tanz an. Zunächst nur mit den Fingern, dann Hüftgewackeln, dann in die Knie gehen. Von der Welt abgehoben tanzt sie einen Swimming Pool Beschwörungstanz. Fürs eigene Repertoire: Die Handabknick-Bewegung.


Bonustracks

Die Band am Laufband: Ok Go und ihre (auch live aufgeführte) Choreografie an Fitnessgeräten.



Und schließlich die Moonboots-Tanzeinlage aus "Napoleon Dynamite", die Jamiroquai zeigt, wie Musikvideos auch auschauen könnten: