Erstellt am: 25. 2. 2009 - 15:10 Uhr
So viele perfekte Momente
Auch hier geht die Lawine ab. Obwohl der Franzose Xavier de la Rue ein Profi ist (mehrfacher Boardercross-Weltmeister und Gewinner der Freeride World Tour 2008) löst er während eines Fotoshootings eine gewaltige Lawine aus. Er versucht mit aller Kraft zu entkommen, doch das Schneemonster holt ihn ein und reißt ihn über zwei Kilometer weit mit. Dank seines Lawinenairbags überlebt der 29-jährige.
In Thierry Donards Film "Nuit de la Glisse Perfect Moment – Never Ending" wird er zum nahbaren Helden unter vielen. Er erzählt offen von seiner Angst und davon, dass er beim nächsten Mal alles viel ruhiger angehen würde. Für Menschen seines Kalibers gibt es nämlich fast immer ein nächstes Mal. Sie sind Extremsportler, die tagtäglich nach dem Kick suchen und ihre Grenzen ausloten. Und von ihnen erzählt die Extremsportfilm-Reihe "Nuit de la Glisse", die seit mehr als 25 Jahren in unregelmäßigen Abständen erscheint. Von ihrem Sport und ihrer Philosophie.
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Mützen stricken
Der Schwede Kaj Zackrisson plant neben seiner Freeride-Karriere den finanziellen Durchbruch mit selbstgestrickten Hauben. Die Norwegerin Lene Nordermoen denkt darüber nach, ob sie ohne ihre Crew überhaupt noch am Leben wäre, und der US-Amerikaner Matt Reardon will, bevor er alt ist, auf jeden Fall noch Rockstar werden. "Nuit de la Glisse" macht die Extremsportler nicht zu unnahbaren Freaks, sondern zu Menschen mit einer freakigen Leidenschaft. Und diese Leidenschaft wird mehr als spürbar.
Unbeabsichtigte Weltrekorde
Als Zuschauer ist man plötzlich ein Teil davon. Steht mit Extremskifahrern und -snowboardern in mehreren tausend Metern Höhe am Gipfel. Ringsherum nichts als schneeweiße Berge, Wolken und der Helikopter, der einem gerade abgesetzt hat. Unter einem kilometerlange, unverspurte Hänge. Schnee, der so weich ist wie Daunenfedern. Doch nur ein Fehler und alles kann vorbei sein. Gefährliche Felsvorsprünge, Schneebretter und Abgründe. Auch das zeigt die Dokumentation. Der norwegische Freeskier Fred Syversen hat seine Abfahrt genau vorbereitet. Am Abend zuvor die Lines gecheckt, riskante Stellen markiert, alles im Gedächtnis eingeprägt. Extremsportler überlassen nichts dem Zufall. Oben am Gipfel kommt jedoch alles anders. Fred Syversen nimmt die falsche Abzweigung und fällt ganze 107 Meter tief über eine Klippe. Er überlebt und stellt damit einen neuen Weltrekord auf. Unbeabsichtigt.
Schnee, Luft und Wasser
Es ist verrückt, was die Menschen, die Thierry Donard porträtiert, in ihrem Alltag so tun. Aber wunderschön anzuschauen. Im Schnee, in der Luft und am Wasser. Big Wave Surfer, Kite Surfer und Wingsuit-Flieger - sie alle sind in "Nuit de la Glisse" zu sehen. In Frankreich, der Schweiz, Hawaii und Französisch-Polynesien. Und das ist auch schon der einzige Kritikpunkt. Gegen Ende hin verliert der Film seine Gesamtgeschichte und wirkt wie eine lose Aneinanderreihung von gut gemachten Bildern, die einen, wie die Wellen auf denen die Surfer reiten, überrollen. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen. Die Faszination von Menschen, die gegen Naturgewalten kämpfen, ist nämlich nicht zu unterschätzen.
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Interview mit Thierry Donard
Ein Interview mit dem Regisseur Thierry Donard gibts am Donnerstag, 26.2.2009, in Connected, inklusive Verlosung von Kinotickets für die Filmpremiere am Freitag, 27.2.2009, 17:30 Uhr in der UCI Millennium City Wien.