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Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

27. 2. 2009 - 11:41

Kärnten 09

Warum unterscheidet sich Kärnten von anderen Bundesländern? Und was heißt das für die Landtagswahl? Ein Besuch.

"Österreich beginnt 1945, Kärnten beginnt 1920", sagt mir ein junger Kärntner Slowene. Denn im Oktober 1920 hat es das südliche Kärnten in einer Volksabstimmung über seine zukünftige Geografie abgestimmt. Entweder für den Verbleib bei Österreich oder für eine Zugehörigkeit zu Slowenien (bzw. dem späteren Königreich Jugoslawien). Der sogenannte Abwehrkampf, immer noch ein mächtiges Schlagwort in Kärnten, war gewonnen. Ein Sieg über Jugoslawien und damit über "die Slawen", der bis heute - vor allem über den Ortstafelstreit - verteidigt werden muss.

Wahlplakate

Radio FM4 Michael Fiedler

Ortstafeln? Welche Ortstafeln?

Die Stimmverteilung bisher:

APA

In dieser besonderen Landschaft wird ab 1983 Jörg Haider groß. Unter ihm als Obmann konnte die FPÖ seit damals bei jeder Landtagswahl dazugewinnen. Im Laufe der Jahre machen die Freiheitlichen die SPÖ zur zweitstärksten Kraft und aus der ÖVP überhaupt eine Kleinpartei. Wie das System Haider funktioniert hat, ist hier genauer beschrieben, es wirkt jedenfalls bis heute nach: "Das BZÖ hat viel für unser Land getan.", antworten viele der jungen BZÖ-Wähler auf die Frage nach ihrem Motiv. Auf diese Antwort reagieren andere allergisch: "Das hört man immer. Was haben sie denn für das Land getan?", ärgert sich eine Grün-Wählerin.

Jörg Haiders Unfalltod vergangenen Herbst macht diese Wahl zu einer besonderen Wahl. Denn seine ehemaligen Gegner sehen die Chance, über Jahrzehnte verlorene Stimmen zurückzugewinnen. Haiders Nachfolger versuchen das natürlich zu verhindern, indem sie sein Andenken hochhalten. In öffentlichen Versprechen, Haiders Arbeit fortzuführen. Auf dem Wahlzettel, auf dem das BZÖ als "Liste Jörg Haider" steht. Und durch einen kryptischen, mehrdeutigen Spruch auf Wahlplakaten. Auf den bald die Antwort der ÖVP folgte.

BZÖ Wahlplakat

Radio FM4 Michal Fiedler

Wen spricht das BZÖ an? Und vor allem: Wen nicht?
Wahlplakat ÖVP

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Wessen Namen nennt die ÖVP da nicht?
Wahlplakat SPÖ

Radio FM4 Michael Fiedler

Aufforderung zum Rasen? Ein schlechter Scherz? Nur ein "Wortspiel" mit dem Namen des Spitzenkandidaten der SPÖ.
Wahlplakat Grüne

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Die Grünen haben den Fasching satt.
Wahlplakat FPÖ

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Die FPÖ orientiert sich am US-Wahlkampf. Aber an dem von McCain?!

Echte Wahlkampfthemen wären zwar vorhanden, gehen aber im gegenseitigen Überschreien unter. "Mir kommt es so vor, als ob alle Parteien versuchen, die anderen niederzumachen.", sagt eine Erstwählerin, die noch unschlüssig ist, für wen sie sich entscheiden soll. Für BZÖ und SPÖ geht es um den Wahlsieg und damit wahrscheinlich auch um den Posten des Landeshauptmanns. In den Umfragen liegen die beiden Parteien jeweils zwischen 35 und 40 Prozent der Stimmen, das BZÖ knapp vorne.
Um die 36 Sitze im Landtag kämpfen landesweit aber außerdem noch die ÖVP, die Grünen, die FPÖ und die KPÖ, und sie alle wollen im Wettstreit der Großparteien nicht untergehen. In dieser aufgeheizten Stimmung versucht jede antretende Partei durch lauteres Schreien aufzufallen.

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Wahlwerbung? Aber wo: ...
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Die Regierung informiert.

Fakten zur Wahl

Wahlberechtigt sind alle Kärntnerinnen und Kärntner, die bis zum 1. März 16 Jahre alt sind.

Wo dein Wahllokal ist und wie lange es am Sonntag geöffnet hat, erfährst du bei deiner Gemeinde.

Vorzugsstimmen kannst du nur Kandidaten der von dir gewählten Partei geben.

*2005 Spaltung in BZÖ und FPÖ

Da wird auch schon mal der Wahlplakatdschungel entlang der Hauptverkehrswege oder das Überkleben von Wahlplakaten politischer Gegner zum großen Thema. Der vielleicht letzte große Streitpunkt vor der Wahl ist eine Werbebroschüre für Kärnten, die das Land vier Tage vor der Wahl jedem Haushalt zukommen hat lassen. Der von Stefan Petzner herausgegebene, zirka 200.000 Euro teure Folder ist für das BZÖ ein unparteiisches "Standortmarketing-Projekt", für die politischen Mitbewerber "reine BZÖ-Werbung" und "Steuergeldverbrennung".

Dass etwa die Arbeitslosequote und der Schuldenstand des Landes besorgniserregend steigen, wird da eher zur Nebensache. Das laut Umfragen knappe Rennen zwischen SPÖ und BZÖ dürfte aber zu einer hohen Wahlbeteiligung führen - die allerdings eher den großen Parteien zugute kommt.