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Roland Gratzer

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26. 2. 2009 - 16:20

WG3null im Web 2.0

Normalerweise beginnt die Privatspähre an der eigenen Wohnungstür. Eine Grazer Studenten-WG stellt ihr Alltagsleben jetzt aber allen zur Verfügung.

Das Logo der WG3null

©opyright: Anna Möstl

Bierdosen, Pizzaschachteln und kabelloses Internet bis in den letzten Winkel des Wohnraumes. Die WG der drei Grazer Studenten Clemens (21), Thomas (24) und Jochen (27) ist so, wie man sich eine präakademische Wohnpartnerschaft vorstellt. Mit einer markanten Ausnahme: Alles, was in der WG in der Nähe der Grazer Altstadt passiert, wird der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dazu dienen der selbst ernannten WG3null verschiedene Web 2.0 Applikationen wie twitter, youtube, facebook oder flickr.

Podcast zur Aufarbeitung

Startschuss für das Projekt war die Einweihungsparty im vergangenen Herbst. Bei der lauschigen Feier schaute um vier Uhr morgens sogar die Polizei vorbei. Am nächsten Tag produzierten die drei Bewohner einen podcast, in dem sie den vergangenen Abend noch einmal aufarbeiteten. Der Zuspruch (also die Downloads) war so hoch, dass der podcast seitdem wöchentlich erscheint. Hinzugekommen sind Fotos, Videos und vieles mehr.

Der gläserne WG-Bewohner

Was vielen als letztes Bollwerk der Privatsphäre dient, wird bei der WG3null zum öffentlichen Schaulkasten: nämlich die eigenen vier Wände. Angst, dadurch zum gläsernen WG-Bewohner zu werden, haben die drei aber nicht: "Hier gibt es keinen Livestream. Es gibt Sachen, die erfährt die Öffentlichkeit nicht, und die muss die Öffentlichkeit auch nicht erfahren", erklärt Jochen. Webcams sind keine geplant "außer vielleicht im Kühlschrank", wie Clemens hinzufügt.

Thomas, Jochen und Clemens reflektieren ihr WG-Leben gerne im Internet.

flickr.com/wg3null

Thomas, Jochen und Clemens reflektieren ihr WG-Leben gerne im Internet

Mehr als nur Spaß

Der beständige und stetig wachsende Userstamm brachte die drei Journalismus-Studenten auf die Idee, aus dem Projekt irgendwann vielleicht auch einmal finanziellen Nutzen ziehen zu können. Die Idee dahinter ist einfach: Firmen oder interessierte Privatpersonen stellen der WG Produkte aller Art zur Verfügung. Diese werden dann mittels Produkttest oder klassischem Product Placement in die Berichterstattung miteinbezogen. Die bisherigen Werbegaben an die WG umfassen ein breites Spektrum: Eine Rolle Klopapier, Büromaterial, ein Entsafter und ein Bohrer. Mit letzterem gab es gleich ein eigenes Heimwerkerspecial. Dass die drei nicht gerade die talentiertesten Bastler sind, ist laut Jochen vollkommen egal. Die Philosophie dahinter erklärt er folgendermaßen: "Leute die nichts können, zeigen Leuten was, die auch nichts können." Dieses hundertprozentig basisorientierte "Do it yourself"-Konzept soll nun auch auf Kochtipps ausgeweitet werden. Jamie Oliver muss sich wohl langsam um seine Quoten Sorgen machen.