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Elisabeth Scharang

Geschichten über besondere Menschen und Gedankenschrott, der für Freunde bestimmt ist.

20. 2. 2009 - 07:05

Es gibt keinen Vertrag mit dem Leben

Katharina ist an Brustkrebs erkrankt. Mit einem Video-Selbstportrait will sie anderen betroffenen jungen Frauen Mut machen, öffentlich über die Krankheit zu sprechen. Am Freitag ist sie mit ihrer Schwester zu Gast im Jugendzimmer.

Jede zehnte Frau in Westeuropa erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. In Österreich ist es jede achte Frau, und es werden ca. 5000 neue Fälle jährlich diagnostiziert. Die Diagnose Brustkarzinom berührt eine Frau wohl wie kaum eine andere Krankheit, indem sie Existenzängste und die Bedrohung ihrer Weiblichkeit auslöst.

Frau an einer Wand lehnend

Radio FM4

Letzten Herbst hat mir Katharina geschrieben. Eine junge Frau, Mutter von drei Kindern, Schauspielerin und Theaterpädagogin, und Brustkrebspatientin. Sie wolle ihre Geschichte selbst filmen. Damit in einen Dialog mit anderen jungen Frauen treten, die ebenfalls betroffen seien, schrieb sie mir. Bei unserem ersten Treffen erzählte mir Katharina, dass es keine Selbsthilfegruppen für junge Brustkrebspatientinnen gäbe, dass das nach wie vor ein großes Tabu sei und die Frauen darüber öffentlich nicht sprechen würden. Sie habe auch nach einer psychologischen Hilfe für ihre drei Kinder gesucht, nachdem sie die Diagnose erhalten hatte. Aber bei der Krebshilfe konnte man diesbezüglich nichts anbieten.

Katharina mit ihren drei Kindern

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Nicht darüber sprechen

Aber es müssen ja auch andere Frauen das Problem haben, dass ihre Kinder von der Krebsdiagnose ihrer Mutter überfordert sind, fragte Katharina nach. Frauen unter 50 sprechen nicht darüber, dass sie an Brustkrebs erkrankt sind und sie nehmen auch selten Hilfe von außen an, lautete die Antwort.

Seit einem Jahr zeichnet Katharina die verschiedenen Phasen ihres Lebens mit der Videokamera auf. Vor und nach der Chemotherapie, bei ihren Eltern, mit ihren Kindern, alleine mit sich, Gedanken über die Krankheit, über das Leben.
Ich kann ihr dafür nur Mut machen. Die Auseinandersetzung mit dem Ich über das Videobild ist manchmal schmerzlich und vor allem immer überraschend. Es rückt das Selbstbild zurecht. Es zeigt die vielen Facetten eines Gesichts, das auf äußere und innere Veränderungen reagiert; Veränderungen, die man selbst an sie ja nicht wahrnimmt, außer man verbringt sein Leben vor dem Spiegel.

Heute, 20. 02, zu Gast im Jugendzimmer

Freitagabend wird Katharina gemeinsam mit ihrer Schwester im Jugendzimmer (19-20.15) zu Gast sein. Der Versuch, mit anderen Betroffenen ins Gespräch zu kommen, und allen anderen über eine offene Auseinandersetzung die Angst vor dem Thema Brustkrebs zu nehmen.