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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

15. 2. 2009 - 18:24

Rex The Dog

Ein Hund kam in die Wanne. Pling Plong mit Rex The Dog. Text mit Bildern!

Wenn der Arbeitssonntag mit einer Riesenflasche Mineralwasser (still), Ibumetin und einem unmusikalischen Surren im Ohr beginnt, dann kann das dreierlei heißen:

1. der Redaktionsarbeitsplatz hat die Grenzwerte für Asbest und/oder Elektrosmog überschritten
2. das Set bzw. der Sound der Party am Vorabend war gesundheitsgefährdend
3. der Berichterstatter (a.k.a. Einöder, der Unbelehrbare) ist bei der Party am Vorabend schon wieder direkt neben den Boxen gestanden

Weil in der Praxis (wir reden hier von Qualitätsmarken wie FM4 und dem Pling Plong Klub) zwei Varianten als ausgeschlossen gelten dürfen, bin ich wohl allein selber schuld.

Florian Wieser, Shootingmusic

Oldschool

Das Liveset von Rex The Dog am Samstag Abend jedenfalls war ziemlich oldschool. Nicht nur, dass JX (das ist das Herrl von Visuals- und Coverstar Rex) in seinem Horse Meat Disco T-Shirt aussieht, als wäre er eben als Speedjunkie einem Londoner Fabrikshallenrave des Jahres 1995 entstiegen, wo die Partymeute zu den Klängen eines 180bpm-Remixes von Prodigys "No Good" gerade noch rechtzeitig vor der einreitenden Polizeikavallerie Reißaus nehmen konnte. Irgendwie lässt sich auch das Set nicht bedingungslos als 2009 klassifizieren.

Der Sound ist gerade frisch genug um nicht als hängengeblieben abgekanzelt zu werden - und zeitlos genug um nicht als musikalische Modetorheit mit Ablaufdatum in der Größenordnung deines liebsten Heidelbeerfruchtjoghurts in der gelben Tonne der Clubmusik zu verschwinden. Das ist ganz schön super. Das können nicht viele.

Bumm

In meiner Erinnerung zerfällt das Set von Rex The Dog in zwei Teile. Der erste, von "The Dog Machine" rhythmisch schnaufend auf Schiene gebracht, befördert hauptsächliches Instrumentales aus Rex' eigener Kohlengrube zu Tage. Der zweite hit-, remix- und vocalbewarpte Part, katapultiert das Raumschiff Pling Plong dann in fremde Galaxien, in denen Endorphine tanzen und Moleküle dampfen. Getrennt sind die beiden Teile durch eine einminütige Pause, in der die Tanzfläche der Fluc Wanne plötzlich hell erleuchtet steht. Während mich selbst solche Lichterscheinungen im Club nachhaltig nachtblind bis nahezu handlungsunfähig machen, kann eine exklusive, nicht-repräsentative Blitzumfrage (n = 3,5) nach der Show diesen Eindruck nicht bestätigen.

Die zweite Halbzeit - vom sehnsüchtig erwarteten "I Can See You Can You See Me" über die beiden Remixes vom Album "The Rex The Dog Show" bis hin zu den dreisteren Momenten des Sets, wie der Bearbeitung von Yaz' "Don't Go" oder "Fight For Your Right To Party" - hat in der Publikumsgunst die Nase eindeutig vorn.

Florian Wieser, Shootingmusic

Hund und Maus

Auch in Sachen Liveshow ist Rex The Dog der alten Schule verpflichtet. Während Steve Aoki oder Boys Noize zuletzt auf dem Pling Plong Tisch Energien, Wodkaflaschen und Breaks gebündelt haben, um den vom Publikum gefeierten Rockstar-DJ zu markieren, blickt sich Rex The Dog beinahe resignierend nach Securityhilfe um, als mehrere Exemplare der so genannten Tanzmaus (Tanz|maus, die/der: nimmt häufig auf dem knapp bemessenen Platz vorm DJ-Pult in der Fluc Wanne eine ad hoc Flächenumwidmung zugunsten von als Ausdruckstanz getarntem Balzritual vor) die Szenerie betreten.

In der Reihe "eigenartige Gegenstände, die Acts für Liveauftritte auf die Bühne mitnehmen" steht Rex The Dog Pate für die Taschenlampe. Die braucht er nämlich scheinbar dringend. Ob das a) im ureigensten Sichtinteresse des sonnenbebrillten DJs liegt, b) der Kommunikation mit dem Tontechniker am anderen Ende der Wanne dient, oder ob c) einfach nur eine Lichtorgel ausgefallen ist, konnte trotz intensiver Spekulation nicht restlos geklärt werden.

Electro, Techno, vereinzelte Minimal-Elemente, und - jetzt neu! - Gitarren hat Rex The Dog in sein Liveset gepackt. Dass das frappant an den Minimix auf der Website erinnert, mag dem selbst nach fünf Jahren im Business immer noch begrenzten eigenen Material geschuldet sein. Was mir vor der nächsten Kopfwehtablette sonst noch zum Abend einfällt?

Florian Wieser, Shootingmusic

Coolstes Promispotting: Robin Proper-Sheppard von der Band Sophia hat nach der FM4 Radio Session noch bei Pling Plong mit Rex The Dog vorbeigeschaut.

Coolste Visuals des Abends: waren beim ersten Track am aufwändigsten, danach gibt es Rex The Dog (den Hund) beim Laufen, Süßschauen und Kopfneigen im (Beinahe-)Endlosloop. Dafür erfüllt Rex The Dog (der DJ und Zeichner) nach dem Gig Autogrammwünsche gleich inklusive handgezeichneter Rex-Miniaturen.

Coolstes sinnloses Wissen des Abends: Rex The Dog studiert jetzt Spanisch.

Die coolsten "I Wanna Be Your Dog" Coverversionen, die mir gerade einfallen: Emilie Simon, Dakar&Grinser, Mission Of Burma

Florian Wieser, Shootingmusic

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