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Felix Knoke Berlin

Verwirrungen zwischen Langeweile und Nerdstuff

16. 2. 2009 - 16:23

Spielempfehlung Spelunky: Tausend Tode tief

Spelunky ist ein böses Computerspiel, bezahlt wird mit Tausend Bildschirmtoden. Große Empfehlung, noch größere Warnung.

"Hab keine Angst vor dem Tod, aber auch keine Angst vor dem Leben."

Derek Yu ist mit Spelunky ein Computerspiel-Klassiker gelungen, der mehr Fragen aufwirft, als beantwortet. Inklusive des warmen Hinweises in der Readme-Datei, doch einfach die Angst ums Spielfigur-Leben aufzugeben. Denn Spelunky ist ein Spiel des Scheiterns. Erfolge sind hier ausschließlich, das nächste Mal nicht zu scheitern. Und jeder Erfolg baut auf nichtabzählbar vielem Scheitern zuvor auf. Das macht mehr Spaß, als gesund ist (Download, 8 MB).

Hüpf, renn, sterbsterbsterb

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Blonde Bräute und dunkle Höhlen

Tausend Tode tief ist demnach auch die Spieltiefe, das ganze Spiel eine Metapher für sich selbst und so. Als (na klar, männliche) Abenteurer-Figur schwingt man sich in Spelunky mit Sprengstoff, Seilen und ein paar Fackeln ausgerüstet durch Höhlen, rettet blonde Bräute, weicht Ungeziefer aus, hebt Schätze, Goodie-Kisten, rennt in Fallen und kauft hin und wieder beim Höhlen-Ramschladen ein: Weiteren Sprengstoff, Kletterhandschuhe, Jetpacks.

Schon die erste Höhle erscheint als ein unüberwindbares Hindernis: Eine falsche Bewegung und man startet von ganz vorn. Oft genug opfert man das Spiel-Männchen allein schon deswegen, weil die teilweise zufällig generierten Höhlen neue Items, Rätsel, Monster freigeben. Und von denen weiß man meist einfach nicht, wie sie sich verhalten. Bei Spelunky heißt das auch oft: Die böse Felsenfalle kann auch den Weg frei machen zum unzugänglichen Schatz. Als Grundregel gilt immer: Eine falsche Bewegung (oder keine Bewegung) und dann geht alles wieder von vorne los.

Eine Schatzkarte, ein Stück FM4-Seife, eine schlange, Batman und ein Lederheld auf fragwürdigem Untergrund. Dahinter ein antiker Rubikwürfel.

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Der Tod das Tor zum Erfolg

Spelunky frustriert in dem Maße, wie es motiviert. Das ist der große Trick. Versagen öffnet die Tür zum nächsten Erfolgserlebnis. Dass Spelunky sich zudem verflucht schnell spielt - mit etwas Übung rennt und springt man in unter 20 Sekunden durch ein Level - und reichlich emergente Gameplay-Elemente hat, spielt man's immer und immer wieder. Weil jeder Run eine Überraschung ist, hält sich Entwickler Yu deswegen auch mit Spieltipps zurück. Ins Spelunky-Wiki sollte man auch erst greifen, wenn man das große Leiden schon hinter sich hat. Denn an Spelunky ist der Weg das Ziel und der Weg ist steinig.

Sehr steinig. Nach 570 Toden hab ich es ins letzte Level geschafft und scheiterte kläglich beim Versuch herauszufinden, wie ich ... aber das werdet ihr schon noch selbst sehen, wenn ihr die Welt verfluchend, euer Leben verneinend auf die Tastatur einhämmert.

Update: Tausend echte Bildschirmtode später hab ich den Leveleditor in der neusten Spelunky-Version entdeckt und sinne nun auf Rache...

Update II: Übrigens bietet sich eine englische Tastaturbelegung zum Spielen an, auf der Z und Y im Vergleich zur deutschen Tastaturbelegung ausgetauscht sind. Erreicht man unter Windows ganz einfach, indem man im Spiel(!) Shift+Alt drückt.