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Veronika Weidinger

12. 2. 2009 - 17:31

Was bleibt vom Februar 1934?

"Civil Wars" thematisiert im Rahmen von Linz09 die Auseinandersetzung mit Bürgerkrieg – in Österreich, Spanien, Italien und Ex-Jugoslawien.

Punktueller Arbeiteraufstand oder Bürgerkrieg? Bürgerkrieg, meint der Historiker Florian Wenninger über die Kämpfe im Februar 1934, ausgehend von Linz waren auf beiden Seiten immerhin Tausende involviert; auf Seite des Schutzbundes 15.000 bis 20.000 und zwischen 20.000 und 25.000 seitens von Heimwehr-, Exekutive und Bundesheer.

In der Aufarbeitung der Kämpfe, die sich dieser Tage zum 75. Mal jähren, vermisst der Historiker eine Auseinandersetzung, die über eine historische Nabelschau, über eine isolierte Betrachtung hinausgeht. Nach der Bedeutung von Bürgerkriegen im historischen Bewusstsein einer Gesellschaft fragt die Veranstaltungsreihe Civil Wars. Von Florian Wenninger mitkonzipiert, wird in diesem Linz09 Projekt auch thematisiert, wie andere Gesellschaften mit militärischen Auseinandersetzungen mit Bürgerkriegscharakter umgehen.

Bei einem Blick ins Programm entsteht der Eindruck, die Aufarbeitung von Bürgerkriegen im eigenen Land bedeuten immer noch einen Tabubruch? Ist das so, und wenn ja, warum?

Florian Wenninger: Das ist auf jeden Fall so. Vor allem wenn man sich Spanien und Italien ansieht, da haben die dortigen Bürgerkriege natürlich nach wie vor eine große politische Bedeutung, sowohl in Spanien als auch in Italien gibt es ja etwas Ähnliches wie in Österreich. Nur war es dort explizierter, offener ausgesprochen, nämlich ein Übereinkommen zwischen den ehemaligen Bürgerkriegsparteien, ab dem Zeitpunkt der Gründung einer demokratischen Staatsstruktur, nicht mehr über den Bürgerkrieg zu sprechen.

Wie ist der Umgang von SPÖ und ÖVP mit dem österreichischen Bürgerkrieg 1934? Sozialdemokratie und Volkspartei gelten seit 1945 offiziell nicht als direkte Nachfolger der Bürgerkriegsparteien. Gibt es Unterschiede, wie die beiden Parteien damit intern und gegenüber der Öffentlichkeit umgehen?

Florian Wenninger: Genau, diese Form des "double speak", die finden wir interessanterweise auf beiden Seiten. Während eine positive Bezugnahme auf den jeweiligen Akteur des Bürgerkriegs nach innen transportiert wird - die SPÖ intern also jedes Jahr mit Feiern den Februarkämpfern gedenkt, und die ÖVP ihrerseits, nicht am 12. Februar, aber am 25. Juli, also am Todestag von Dollfuß, mal versteckter mal offener positiv Bezug nimmt auf die Figur von Dollfuß -, einigen sich beide Parteien in der Öffentlichkeit auf einen Art historischen Burgfrieden. Und das verhindert interessanterweise bis heute, dass sozusagen minimale Standards eingezogen werden, in der Realpolitik. Es ist ja bis heute so, dass die Leute, die in Folge der Februarkämpfe hingerichtet worden sind - zum Teil wissen wir, dass es sich um Urteile handelt mit erpressten bzw. gefälschten Zeugenaussagen etc. - nicht rehabilitiert worden sind, weil es dafür im Parlament keine Mehrheit gibt, das ist ja ein interessantes Faktum.

Eine Gruppe in Reih und Glied aufgestellter Männer

DÖW

Foto: DÖW

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Die erste Diskussion heute, Donnerstag, 12. Februar, im Kepler-Salon in Linz fragt "Was blieb vom Februar 1934? Weshalb existiert noch heute kein gesellschaftlicher Konsens über den Austrofaschismus?" (Beginn: 19 Uhr)

Podiumsdiskussion unter der Leitung von Florian Wenninger mit:

  • Birgit Kirchmayr, Historikerin, Linz
  • Doron Rabinovici, Autor und Historiker, Wien
  • Josef Weidenholzer (Univ. Prof., Vertreter der SPÖ)
  • Georg Starhemberg, Gutsbesitzer, Eferding
  • Bernhard Baier (LAbg., ÖVP)
  • Helmut Wagner, Verleger, Linz