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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

11. 2. 2009 - 11:00

Fußball-Journal '09-7.

Kein Ernstfall.

Österreichs Nationalteam kann den heutigen Test gegen Schweden gar nicht gewinnen: im Februar ist die Mannschaft in diesem Jahrhundert nämlich noch sieglos - und warum sollte sich das ausgerechnet jetzt ändern.

Darauf kommt es aber bei Tests eh nicht an - eigentlich. Tests haben nämlich Test-Charakter, dienen also dazu Dinge auszuprobieren, den Ernstfall zu proben, unter Wettkampf-Bedingungen.

Dass ein ÖFB, der in der Krise nicht investieren (weder finanziell noch inhaltlich, schon gar nicht perspektivisch), sondern kleine Brötchen backen will, dass ausschließlich am eigenen Fortkommen interessierte sogenannte "Experten" und dass auch eine resultatfixierte, von laschen Medien über Jahre an unselbstständiges Denken gewöhnte Öffentlichkeit mit dieser Logik nichts anfangen werden, ist allerdings (wie immer) eine Bank.

Analyse und Analyse

Als ob das heutige Spiel nicht stattgefunden haben würde, wird allein das End-Resultat hergenommen werden, um daran eine Art der Analyse zu betreiben, die sich ausschliesslich auf vorgefaßte, bereits vorab in den diesbezüglichen Schubladen lauernde Meinungen beschränken wird. Die VIP-Club-Schnorrer-Mafia der Ehemaligen wird ihre Ansagen mit Phrasen ala "Wie ich ja vorher schon/Wie ich ja immer schon gesagt habe..." beginnen und mit einem Bewerbungs-Inserat für den Teamchef-Job beenden.

In einem Klima wie dem von Fußball-Österreich ist ein Test also eigentlich sinnlos. Dass er trotzdem durchgeführt wird, dass man sich Raunzern wie Rapid, die ihr Trainingslager bewusst bis auf den heutigen Tag gelegt haben und deren "Wos brauch ma des?"-Mentalität nicht gebeugt hat - eh schon ein kleines Wunder, das anzeigt, dass nicht alle komplett vernagelt/kurzfristig handeln, sondern dass es auch nachhaltige Player in diesem greulichen Spiel gibt.

Zu einer wirklichen Analyse wird es - wiewohl dieser im österreichischen Sportbereich per NLP-Umdeutung in sein schieres Gegenteil gewandelte Begriff nur so durch alle Wortmeldungen geistern wird - nicht kommen. Da sind Preconceptions, spezielle Suppenköcheleien und schon vorher festgelegte Campaigns davor.

Pawlowsche Experten

Ich würde mich heute abend gern überraschen lassen - keine Ahnung womit und wodurch. Ich hätte Lust heute abend nach dem Spiel verblüfft zu sein, über eine Einzelleistung, über eine taktische Variante, vor mir aus auch nur über eine einzelne symptomatische Aktion. Auch weil derlei die vielen vorbereiteten Abkanzelungen zu Makulatur machen würden, und die "Experten" ins Stammeln geraten würden.

Leider macht es ihnen die aktuelle Teamführung aber nicht allzu schwer. Brückner wird es wieder mit einem 4-2-3-1 angehen, was bei den diversen Pawlowschen Hunden am Spielfeldrand wieder die Defensiv-Vorwurfs-Automatismen raussprudeln lassen wird. Zudem hat Brückner aus keinem wirklich nachvollziehbaren Grund Links-Verteidiger ohne Ende einberufen und im Vorfeld zwei von ihnen Spielzeit zugesagt (Gercaliu bei der Nominierung, Ibertsberger kürzlich). Wozu dann auch noch Andreas Ulmer (der ein offensiver Linksverteidiger, und definitiv kein linker Offensivspieler, wie z.B. Christoph Saurer ist) nachberufen wurde, ist nicht so ganz klar - da hat sich das Brückner-Team in seinem undurchsichtigen Nachberufungs-Wirrwarr verstrickt wie eine trunkene Spinne.

Neue Burschen und unbekannte Schweden

So wird man auf die Einsätze der neuen Burschen warten, die auf insgesamt erst fünf Teamspiele kommen (Schiemer, Kienzl, Ulmer, Saurer und Okotie) und sich dran erinnern, dass dieser Test eigentlich für die Optimierung der Abwehr-Arbeit vorgesehen war. Man wird sich an der Leistung von Kapitän Ivanschitz reiben und man wird so tun, als wäre Arnautovics Einsatz (speziell der auf der Seiten-Position) eh etwas, was man immer schon okay gefunden hatte (und vergessen haben, dass alle Experten da strikt dagegen waren...)

Über die Schweden, deren Mannschaft mit der Euro-Truppe nicht mehr allzuviel zu tun hat (nur noch vier Stammspieler von damals, einige aus dem Kader und viele Neue, z.B. die Elm-Brüder) weiß man wie immer wenig (auch Roman Kienast ist keine große Hilfe). Das hat einerseits Tradition, ist andererseits bei einem Test auch ein bisserl egal - da reicht es zu wissen, dass ein starker Gegner mit einem klassichen 4-4-2 kommt, das er wahrscheinlich durchspielen wird. Das ist angesichts von anstehenden Spielen gegen Rumänien, Serbien oder die Färöer, die taktisch allesamt anders agieren, zwar auch keine große Hilfe - aber wer beim ÖFB sollte einen Test-Gegner auch nach sportlich klugen Kriterien aussuchen können.