Erstellt am: 10. 2. 2009 - 16:42 Uhr
Fußball-Journal '09-6.
Gut, es gibt derzeit wirklich wichtigeres als ein Fußball-Länderspiel mit Test-Charakter. Die Welt hat andere Sorgen, der Einzelne beschäftigt sich garantiert mit individuell Wesentlicherem und selbst der Sport-Freund vergräbt sich dieser Tage lieber in die wegen überzogerer Erwartungen so hart daherkommende Faustwatschn der Mißerfolge bei der Ski-WM.
Andererseits: für den österreichischen Fußball ist dieses an sich wettbewerbstechnisch bedeutungslose Spiel immer noch das weitaus wichtigste Ereignis bis Ende März - weil es der einzige international Vergleich ist, den es gibt.
Die nicht konkurrenzfähigen Vereine sind ja bereits vor Monaten aus allen internationalen Bewerben rausgeflogen und dem U21-Nationalteam (da muß eine neue Generation es im Herbst neu versuchen) hat Coach Zsak die Euro-Chance verkackt.
Europa ist Österreichs Fußball völlig wurscht...
Zudem besitzt die Ende Februar wieder startende heimische Meisterschaft die Relevanz, die eine Nationalratsabstimmung unter Club-Zwang für den Abgeordneten hat: in dieser Liga steht bereits alles steht fest, der RedBull-Meister, die Wiener und Grazer Mittelmächte auf den Plätzen, der politische Absteiger aus Kärnten, und die durch Pleiten/Neustrukturierung wieder einmal sportlich entwertete 1. (= zweite) Liga.
Insofern wäre es nicht unlogisch, wenn man sich als Spieler in die einzige internationale Auslage des ersten Quartals stellen würde. Das sehen auch die Spieler, die in richtigen Fußball-Ländern richtigen Sport betreiben so: bis auf Christian Fuchs, der womöglich wirklich verletzt ist, sind alle Berufenen an Bord.
Bei den Hiesigen, den Verantwortlichen für die heimischen Vereine, die (leider) immer noch einen großen Teil der Teamspieler stellen (das ist zb beim Gegner aus Schweden ja nicht der Fall - die sind weiter, da wird nicht nur von einer Ausbildungsliga geschwafelt, wie hierzulande, da existiert sie auch...) herrscht eine andere Philosophie, ein anderes Denken.
...weshalb Fußball-Österreich sich rächt...
Obwohl - wenn man sich das genau anschaut, dann sind Begriffe wie Philosophie oder Denken reine Euphemismen. Denn gedacht wird nicht - man folgt maximal Instinkten.
Rapid folgt den alten Pacult-Instinkten (Nationalteam - eh für nix) und freut sich so niemanden abstellen zu müssen, dass man Jimmy Hoffer auch gleich für verletzt erklärt, obwohl er zeitgleich spielt und trifft. Warum sich die Rapid-Führung hinter einem Fundi wie Pacult einbunkert, bleibt ein großes Rätsel - denn ich will nicht hoffen, dass das eine billige Retour-Kutsche auf die Nicht-Kür von Ex-Rapidler Günter Kaltenbrunner zum ÖFB-Chef ist.
Es wird wohl eher damit zu tun haben, dass Rapid als einziges Liga-Team sein Wintertrainingslager bewußt auf den Länderspiel-Termin gelegt hat, während alle anderen zwar im Test-Modus, aber eben wieder daheim agieren.
Vielleicht sollte Präsident Edlinger Hörtnagl & Pacult einen Kalender schenken und ihnen das neumodische Wort "Termin-Koordination" auseinandersetzen. In der Zwischenzeit muß Andi Herzog diese peinliche Aktion ausbügeln.
...indem ihm internationale Tests dann auch wurscht sind.
Salzburg und die Austria sahen alles ein wenig weniger scheuklappig und ließen ihre Teamkicker nach Graz, für die Sturm-Akteure (auch den endlich einberufenen Kienzl) ist der Weg gar kurz.
Endlich einberufen wurden auch die Herren Ulmer (im Winter leider von Ried, wo er spielen konnte und sich entwickelte, nach Salzburg, wo ihm ein Gercaliu-Schicksal droht, gewechselt) und Saurer (nach einer bescheidenen Saison beim LASK, aber trotzdem verdient) nachnominiert.
Warum Karel Brückner nicht von seiner doch irgendwie an einen vergeßlichen alten Mann gemahnenden Salami-Einberufungs-Taktik lassen kann und die Nachrücker nicht auch gleich mit dem Kader bekanntgibt (und so ein großes Schwäche-Zeichen signalisiert) bleibt sein Geheimnis. Dass niemand diesbezüglich auf ihn einwirken kann, zeigt wie wenig innerhalb des ÖFB über Fragen des Außenwirkung nachgedacht (bzw gar unternommen wird).
Eine wahrhaft erfolgsversprechende Methode...
Es ist ja irgendwie einsichtig, dass man sich im ÖFB nicht wirklich mit einer uninteressanten Gegenwart (Quasi-WM-Aus) auseinandersetzen muß. Allerdings vermag ich keinerlei Zeichen das zu nützen um sich für das Allerinteressanteste, nämlich die Zukunft, fitzumachen, erkennen.
Aber: wer es nicht schafft eine leichte Übung wie den attraktive Verkauf eines Heim-Länderspiel zu bewältigen (bzw sie allein Andi Herzog überantwortet), der wird es auch das weitaus problematischere, nämlich die Fundierung einer Basis für künftige Aufgaben zusammenbringen. Zumal das Team rund um Neo-ÖFB-Chef Windtner ja das bisherige ist. Bis auf PR-Profi/Adabei und Nebstbei-bissi-Tormanntrainer Wohlfahrt ist da ja niemand engagiert worden. Die neue/alte Führung scheint auf das kollektive Vergessen zu vertrauen, das Ankündigungen im Vorfeld von wichtigen Entscheidungen betrifft.
Es interessiert also das Länderspiel nicht nur außerhalb des ÖFB keinen (nicht einmal Rapid) - auch die dadurch offene Startrampe für neue Impulse oder zumindest die Bekanntgabe der künftigen Strategie ist jedem wurscht; ÖFB (Fisch stinkt von Kopf) inklusive.