Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Oh! Die schwangere Zehe"

Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

16. 4. 2009 - 09:15

Oh! Die schwangere Zehe

"Servas Klaus, hier spricht der Röntgen-Franz. Nein, ich kann jetzt nicht, ich hab hier ein Problem."

Oh! - Irritationen im Alltag
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Sagt er und legt auf. Das Problem bin ich. Mit meinem strahlungsresistenten Lendenschurz sitz ich am Untersuchungstisch, das, was einmal meine rechte große Zehe war, ist angeschwollen und tiefblau. Und zwischen mir und dem Röntgen-Franz steht, furchteinflößend und mit dem juristischen Hackebeil bewaffnet: meine Fruchtbarkeit.

Ob ich schwanger sei, war die Frage.
Nein, war die Antwort.
Ob ich sicher sei.
Naja. 100 % sicher könne man sich selten sein. Aber zu 95% sei ich nicht schwanger.

Und bumm. Das waren 5% Wortanteil zuviel.

Comicstil: Jemand denkt an Zehen.

elisabeth gollackner

Die Haare werden gerauft, wenn ich das nur bloß nicht gesagt hätte, jammert er. Jetzt, wo er das weiß, darf er meine Zehe auf keinen Fall röntgen. Wieder rauft er sich die Haare - der Franz in Weiß verliert grad die Nerven - nein, nein, da könne ich unterschreiben, was ich wolle, mit diesem Wissen könne er für nichts mehr garantieren.

Ob man denn das nicht testen könne, wenn es so wichtig ist, frag ich. "Ich möchte, dass meine Zehe geröntgt wird."
Aber er schüttelt weiter nur den Kopf und murmelt etwas von "Gynäkologie schon geschlossen, keiner da, was machma, was machma".

Während ich mantra-artig versichere, nicht schwanger zu sein und die möglichen Konsequenzen selbst zu tragen, verfällt er in lautes Wehklagen, das sich ungefähr so zusammenfassen ließe: womöglich doch schwanger, womöglich behindertes Kind, womöglich irgendwelche Onkels aus der Anwaltsbranche, und am Ende ganz sicher Röntgen-Franz im Häfn. Röntgen-Franz ja nicht blöd.

Es steht Aussage gegen Aussage, ich werde vor den Oberarzt samt Schwester zitiert. Freundliches Lächeln - lang trainierte Deeskalationsstrategien, untermalt von den Worten: "Wir haben gehört, es geht eventuell um eine frohe Botschaft."
Stirnrunzeln meinerseits, Verwirrung beim Gegenüber.

Ich wieder: "Alles, was ich behauptet habe, ist, dass immer eine gewisse Möglichkeit besteht, schwanger zu sein." Und bevor ich mit Pearl Index und detailierten Ausführungen zu Zyklus und Partnerwahl meiner Person ausholen kann, schreit Röntgen-Franz: "Das muss man doch wissen! Wenn man ordentlich verhütet und in einer ordentlichen Beziehung lebt, dann weiß man das!"

Ich habe dann also ordentlich in einen Becher gepinkelt, es wurde ordentlich festgestellt, dass ich nicht schwanger bin, und die Zehe wurde ordentlich untersucht. Danke, Röntgen-Franz.