Erstellt am: 6. 2. 2009 - 17:58 Uhr
Dear Reader
City Slang
Das Album "Replace Why With Funny" von Dear Reader ist bei City Slang in Berlin erschienen.
Cherilyn MacNeil, Darryl Torr und Michael Wright sind Dear Reader. Sherilyn ist holländisch-belgisch-schottisch-englischer Herkunft. "Wir zwei Boys sind auch in etwa dieser Mix", sagt Darryl Torr. In seiner Familie spricht man vor allem Afrikaans.
"Sag ein paar Sätze in dieser Sprache, die eine Art Holländisch ist", fordert die vor Energie übersprudelnde Sängerin/Gitarristin/Pianistin/Songschreiberin ihren Bandkollegen im FM4 Interview auf. Darryl kommt der Aufforderung nach, lieber spricht er aber Englisch. Darryl ist der erfahrenste Musiker in dieser Newcomer-Band. Er ist sogar ein Grammy Gewinner - für seine Studio-Arbeit mit dem Soweto Gospel Choir.
City Slang / Marcus Maschwitz
Es war eines Abends bei einem Singer-Songwriter/Akustik-Abend in Johannesburg: Darryl wollte sich schon durch die Hintertür davonstehlen, ohne wie ausgemacht zwei, drei Songs zu spielen: "Es war kein wirklich toller Abend. Die dargebotene Live-Musik war eher so la la la." Doch dann betrat diese Musikerin die kleine Bühne und begann zu singen. Darryl Torr machte am Absatz kehrt und lauschte bis zur letzten Minute.
Es war Cherilyn MacNeil, und der Rest ist (Indie-Pop-)History. "Dear Reader" waren geboren, nein "Harries Tweed", wie sich die beiden erst nannten, bevor Drummer Michael dazustieß. Und bevor ein schottischer Stoff-Hersteller gleichen Namens die beiden klagte, nachdem sie in Südafrika ihr Debüt veröffentlicht hatten.
Neubeginn
Den Namen geändert und einen Neuanfang gewagt: "Wir fühlten uns recht isoliert", sagt Cherilyn McNeil, "weil Johannesburg eben nicht London oder Leeds oder Seattle oder sonsteine Alternative-Pop-Culture-Stadt ist."
"He climbed into the belly of the great white bear. It´s very sticky and it smells a little fishy, but no-one will look for him there…"
("Great White Bear", Dear Reader 2008)
In der Tat, die Kaiser Chiefs verdanken ihren Namen zwar einem südafrikanischen Fußball-Team, sind aber Briten. Der verstorbene Lucky Dube war ein Reggae-Sänger und eben kein Indie-Popper. Der große Jazz-Trompeter Hugh Masekela ist auch keiner, und the late great Miriam Makeba war ebenfalls keine Indie-Rockerin. Die (Frauen-)Band Clout war ein Pop-Act und ihr Song "Substitute" in den 1970er Jahren ein internationaler Hit, der ganz und gar nicht schlecht war.
Überraschung!
Dear Reader werden demnächst aus der Torte springen: Ein FM4 Überraschungskonzert steht ins Haus.
Wie, was, wann, registrieren? Alle Infos gibt's hier.
Rabbit war eine 70er Jahre (Prog)Rock-Band, deren Kopf dann in England Sänger bei der (Prog)Rock Band Yes wurde. Hmm, und zuletzt? Südafrika rockt oder indie-poppt? Letzeres eben nicht wirklich, seufzt Cherilyn McNeil: "Die meisten spielen Metal. Wir haben auf südafrikanischen Festivals gespielt - da war fast nur Metal-Rock, und wir mittendrin."
Statt im Erdboden zu versinken, streckte Cherilyn MacNeil dann aber eben die Fühler weiter aus. Man organisierte in Eigenregie Auftritte in London und Schottland, machte sich mit Brent Knopf von der Portland, Oregon-Band Menomena bekannt und bat ihn um einen Input von außen. Sprich: Der US-Musiker half schließlich beim Einspielen der Platte mit.
Marcus Maschwitz
Nachdem man etwa beim US-Festival South By Southwest internationales Musik-Blut geleckt hatte, sind Dear Reader nicht mehr am Kap zu halten: "It was like, wow, the whole world opened up for us", sagt Sherilyn McNeil und wirft die Arme in die Luft.
Oh What A Day It´s Been
... singt Cherilyn MacNeil weiter im Song "Great White Bear", der zwischen klaustrophobischer Alternative-Song-Anxiety ("Oh what a terrible state he´s in.") und einem abgeklärten In-Sich-Ruhen wechselt ("He took a moment, picked his thoughts and made them clear.") und dabei insgesamt ein wenig an die Britin Harriet Wheeler und ihre längst verblichene Band The Sundays erinnert.
Kap der Guten Hoffnung
Wie stark beeinflusst die Songs von Cherilyn MacNeil vom südafrikanischen Upbringing und Zuhause-Sein eigentlich sind, bemerkt man vielleicht erst bei mehrmaligem Hören: "´ve bought a shotgun, ringing out now through the cold night air."
Johannesburg ist eine der gefährlichsten Städte der Welt. Laut Statistik die gefährlichste überhaupt: "Ja, beinahe jeder von uns und den Menschen die wir kennen, hatten schon einmal ein traumatisches Erlebnis, Gewalt betreffend", sagt Cherilyn MacNeil, "aber ich spreche nicht gerne darüber, weil Südafrika auch ein wirklich wunderschönes Land ist, mit wirklich guten Menschen, ein Land voller Energie, und ich nicht möchte, dass das Negative mehr wiegt als das Positive. It´s just a long way. It´s a long way, but we will get there!"
Überraschung
Dear Reader werden demnächst ein FM4 Überraschungskonzert spielen. Wo, wann und wie? Das wird erst am Tag vor dem Konzert verraten. Und alle Infos zum Ablauf findest du hier.