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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

2. 2. 2009 - 17:34

Einige Quäntchen Hoffnung

Wie mir Kamp, Texta und Konsorten den Glauben an die Zukunft des österreichischen HipHop zurückgaben.

Ich muss zugeben, in den letzten Monaten war ich zunehmend skeptisch geworden. HipHop war ja in Österreich sowieso noch nie Massenware, und von ihrer Musik leben konnten dementsprechend immer schon nur eine magere Handvoll Leute. Kombiniert mit der MP3-Revolution, die in den Köpfen vieler Konsumenten das Bewusstsein verankert hat, das Musik sowieso gratis zu sein hat, führte das zu einem erhöhten Aufkommen der Frage: "Warum soll sich das überhaupt jemand antun?" Viel Zeit, Geld und Herzblut in ein Rap-Album zu stecken, das in den meisten Fällen nur im kleinsten Kreis überhaupt wahrgenommen wird, schien mir ein masochistisches Hobby zu sein. Seit vorgestern habe ich zum Glück wieder ein besseres Gefühl.

Whizz Vienna & Kamp

Christof Moderbacher

Am frühen Nachmittag hörte ich nämlich 'Versager ohne Zukunft', das erste und angeblich auch letzte richtige Album von Kamp & Whizz Vienna, erstmals in voller Länge. Zu gegebener Zeit (Erscheinungsdatum: Ende Februar) wird es an dieser Stelle noch Genaueres zu lesen geben, nur soviel: Mit höchstem technischen und musikalischen Niveau hatte ich durchaus gerechnet, schließlich war auf dieses späte Debüt mehr als zehn Jahre hingearbeitet worden. Die Offenheit, mit der Kamp persönliche Probleme und private Tragödien verarbeitet, hat mich mehr überrascht, sie macht die Platte aber erst zum wahren Meisterwerk. Und wenn das jetzt noch immer keiner versteht und Kamp nicht mit zumindest Gossen-Gold zum Weitermachen bewegt wird, dann ist dir, Österreich, eh nicht mehr zu helfen.

Der Tag hatte aber noch mehr positive Überraschungen in petto: Dass die 16-Jahr-Feier von Texta ein gutes Konzert werden würde war schon klar, das Ausmaß des Spektakels hätte ich mir aber nicht zu Erträumen gewagt. Erstens standen die Fünf mit zwölfköpfiger Unterstützung durch die Salzburger Band S.K. Invitational auf der Bühne, die mit Doppelschlagzeug und Sechsfachbläsern für enorm erhöhten Klangdruck sorgte. Zweitens hatten Texta neben ihrem beneidenswert umfangreichen eigenen Repertoire noch jede Menge Gratulanten mit dabei, von ihrem Linzer Umfeld (Kayo & Die Antwort) über eine einmalige Reunion von Total Chaos bis hin zu den anderen fünf HipHop-Daltons, dem Blumentopf aus München.

Texta live bei ihrem "Sweet 16" Konzert im Wiener Gasometer

Texta

Texta Pressefoto 2009

Texta

Und so geriet dieses Konzert mit weit über drei Stunden Spielzeit zu einer regelrechten Revue im James Brown'schen Sinne. Ein Programm, so dicht gepackt mit einzigartigen Momenten, dass der richtigen Zeitpunkt zum kurzzeitigen Verlassen der Halle nie kam. Angesichts von Textas Ausnahmestellung und dem Allstar-Lineup war das ja nicht nur das Hochlebenlassen einer einzigen herausragenden Band, sondern letztlich des österreichischen HipHop an sich. Dass dabei sowohl in Linz als auch in Wien 1.500 Leute mitfeierten, gibt mir Hoffnung. Vielleicht bekommt diese Musik in diesem Land doch noch ein bisschen von dem Respekt, den sie eigentlich verdient.

Dass sich die Gasometerhalle weiterhin als schwierig zu beschallen erweist und dass dieses Vorhaben durch teilweise mehr als 20 gleichzeitig auf der Bühne befindliche Akteure auch nicht gerade erleichtert wurde, hätte die Stimmung ordentlich drücken können. An diesem speziellen Abend waren Soundprobleme aber vergleichsweise unwichtig.