Erstellt am: 2. 2. 2009 - 13:47 Uhr
"Gott hat mir einfach diese Fresse gegeben"
Biber
Dieser Artikel von Eser Akbaba ist auch im heute erschienenen aktuellen Magazin biber. mit scharf erschienen.
Mit seiner Comedy-Show "Was guckst du?" hat Kaya Yanar Deutschland und die Welt zum Lachen gebracht. Jetzt kommt der deutsch-türkische Entertainer nach Wien und wird seine österreichischen Fans vom Hocker hauen. biber-Redakteurin Eser Akbaba traf den Star bereits vor einem Auftritt in Frankfurt.
Wer ist Kaya Yanar?
Was, ihr kennt Kaya Yanar nicht? Na, dann ist es höchste Zeit.
Bekannt wurde der deutsch-türkische Komiker durch die Sat.1-Comedysendung "Was guckst du?!" in der er mit den Klischees verschiedener kultureller Gruppen spielt. Zudem tourte der Komiker mit drei Soloprogrammen durch Deutschland. Seine letzte Show Made in Germany (2008) wurde bei RTL ausgestrahlt und von rund vier Millionen Zuschauern gesehen. Außerdem moderierte er im Rahmen einer Schwerpunktwoche zum Thema Integration die ZDF-Show Kaya Yanar testet Deutschland – die Multikulti-Show (2007).
Obwohl Kaya (und nein, er heißt in Wirklichkeit nicht Özgür oder Ümit oder sonst was Türkisches mit "ü" oder "ö") kaum Türkisch spricht bzw. versteht, liegen seine Wurzeln ganz weit im Süden der Türkei, nämlich in Hatay. Sein Vater ist vor Jahren aus der Türkei in die Schweiz zu seinem Bruder und aus der Schweiz nach Deutschland gezogen. Geboren und aufgewachsen ist Kaya Yanar in Frankfurt; er hat noch einen älteren Bruder. Seine Kindheit verlief ganz normal, d. h. Schule, Park mit Freunden (also Ranjid, Hakan, Francesco...) Prügel von Eltern, ... das Übliche halt! Anders als sein Jugendfreund Hakan besuchte Kaya als einziger Türke in seiner Klasse das Gymnasium in Frankfurt und studierte anschließend Phonetik (???? Was ist das bitte überhaupt?) plus Amerikanistik und Philosophie (passt irgendwie nicht zu ihm, aber bitte). Jedenfalls hatte Kaya das Glück eines Tages in Köln beim "Köln-Comedy-Cup" entdeckt zu werden. Tja und der Rest ist eben Geschichte.
biber: Ooh, ich glaub’s nicht, ich hier bei Kaya, darf ich dich mal angreifen?Kaya Yanar: SECURITY, sofort hinausbefördern! (lacht).
Bist du immer so komisch?Es kommt mal ab und zu vor, dass ich stundenlang nichts sage, dann stellst du mich besser in eine Ecke. Aber im Grunde genommen, bin ich schon relativ gut drauf.
Biber
Kann es sein, dass du zu Schizophrenie oder Oktophrenie (also acht Persönlichkeiten) neigst?Bei 15 habe ich aufgehört zu zählen.
Wie bist du eigentlich zu Stand-up-Comedy gekommen? Meine Freunde haben mich auf die Bühne gedrängt. Die haben gemeint, ich gehör' da rauf. Angefangen hab ich mit 20, 21 Jahren in der Branche - mit Animationsjobs und Moderationsjobs, aber erst später habe ich gemerkt, dass ich doch was auf dem Kasten habe. Trotzdem musste man mich mit 26 überreden, so ein Bewerbungsvideo für den Nachwuchstalentwettbewerb in Köln abzuschicken. Ich wurde aufgenommen – das war mein Glück.
In deiner neuen Show erzählst du, dass du mit 30 angefangen hast, türkisch zu fühlen, wieso erst so spät?Je älter ich wurde, desto mehr sah ich, wie viel ich von meinen Eltern eigentlich geprägt war. Ich habe das dann komödiantisch aufgelöst.
Biber
Du bist in Deutschland geboren. Wie ist deine Kindheit in der Wahlheimat deiner Eltern verlaufen. Ich hatte ein sehr liberales Elternhaus. Meinem Vater war es wichtig, dass in seinem Haus deutsch gesprochen wurde, da war er sehr streng. Er hat uns nicht Türkisch sprechen lassen, da er der Meinung war, dass wir es später immer noch lernen können. Mein Vater hatte immer Angst, dass wir die deutsche Sprache nicht erlernen, so wie er.
Wenn du kein Türkisch gelernt hast, wie hast du dich dann mit den Türken in der Türkei verständigt?Mit Händen und Füßen eben. Die waren sehr verständnisvoll, die Verwandten.
Kaya Yanar in Österreich
- 12.02.09 Salzburg, Republic
- 13.02.09 Graz, Orpheum
- 14.02.09 Wien, Audi Max
- 15.02.09 Wien, Audi Max
Findest du es schade, dass du dir die türkische Sprache nicht viel früher angeeignet hast?Ich merke schon, dass es für viele Türken ein großes Problem ist, auch für meine Fans, worüber ich sehr verwundert bin.
Das hat für viele Türken dann was mit Stolz zu tun.Ja, aber ich verstehe nicht, wie man Stolz mit der Sprache verbindet, sondern mit Taten. Weil, he, macht die Sprache einen Menschen aus oder die Erfahrung, die er gemacht hat?!
Aber durch die Sprache entsteht ja auch eine Verbindung.Jein, die Sprache trennt Menschen, so sehe ich das, denn wenn es eine globale Sprache gäbe, hätten wir keine Probleme mehr auf der Welt, denn dann würden wir miteinander kommunizieren und nicht Angst haben, wenn man einmal im Ausland ist und die Sprache nicht versteht. Deswegen mache ich mich in meiner Show auch lustig über Sprachen, weil für mich Sprachen auch eine Trennung sind.
Biber
Wie war es für deine Eltern, als sie damals nach Deutschland gekommen sind? Neue Kultur, neue Sprache, neue Menschen.Mein Vater hat früher in der Schweiz gelebt, dann kam er nach Frankfurt. Probleme hatte mein Vater immer mit der deutschen Sprache. Dadurch hatte er einen Minderwertigkeitskomplex, weil er ein gebildeter und studierter Mann war und dann plötzlich in ein fremdes Land kam, dessen Sprache er nicht beherrschte. Was bleibt von dieser Bildung, Intelligenz, wenn du sie nicht kommunizieren kannst? Und das hat ihn fertiggemacht. Mit der Mentalität der Deutschen kamen meine Eltern sehr gut zurecht. Und mit der Religion gab es auch keine Probleme, da mein Vater sehr liberal eingestellt war und ihm Religion im Allgemeinen gleich war. Ich war ja auch im evangelischen Religionsunterricht und mein Bruder im katholischen. Es war nur die Sprache, womit er Probleme hatte.
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Deutschtürken, Ösitürken. Unterschiede?Das weiß ich leider nicht. Dazu kenne ich die österreichischen Türken zu wenig. Ach ja, das letzte Mal war bei der EM Türkei gegen Kroatien zu sehen, da habe ich mir die Seele aus dem Leib geschrien.
Kennst du Cem Yilmaz, den türkischen Comedian?Ja, das ist doch der türkische Eddie Murphy mit seinem Film G.O.R.A. Ich kenne auch noch von damals Kemal Sunal, ich habe zwar nicht alles verstanden, aber ich habe mich immer kaputtgelacht, einfach nur wegen seiner Mimik, der hatte so einen internationalen Touch gehabt. Ich mag Mimik sehr, für mich gehört das zur Comedy dazu. Roberto Benigni oder Kemal Sunal oder Jim Carrey sind Meister darin! Und zum Glück hat mir Gott auch diese Fresse gegeben!
Dankeschön Kaya fürs Interview!Hey, gerne, wir sehen uns in Wien!