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Barbara Matthews

"Bright light city gonna set my soul on fire" - dispatches from New Orleans.

7. 2. 2009 - 14:05

L'escalope de veau, c'est moi

Der Austrofred hat Tagebuch geschrieben.

"Ich habe gelernt, dass man sich auch als arrivierter Rockkünstler immer und jederzeit zusammenreißen können muss. Dass man sich unter Kontrolle haben muss. Man darf sich nicht einfach gehen lassen und eine jegliche Disziplin aus dem Fenster hinausschmeißen, nur weil einen irgendwo in der Ferne süßlich und verführerisch das Klopfen des Schnitzelprackers lockt."

Austrofred posiert mit Lederjacke und Unterhosen.

Ingo Pertramer

Disziplin, die hat er, der gute Austrofred. Unser aller Alpenkönig und Menschenfreund, wie er sich in seiner 2006er Autobiografie selbst bezeichnet, hockt sich nämlich in jeder ihm möglichen Pause vom stressigen Alltag, vor den Computer. Und dann wird gebloggt. Was auf www.austrofred.at von 2004 bis 2006 passiert ist, wurde zusammengefasst, ausgeschmückt und in Buchform gebunden. The complete and unabridged musings of F.A. Wenzl, könnte man meinen. Aber dann würde man ja verraten wer hinter dem Austrofred steckt, und das ist eigentlich nicht nötig.

Denn, der Austrofred überzeugt. Weisheiten des Alltags vermischen sich mit Anekdoten aus dem harten Rock 'n' Roll Business - und wie auch oft bei den literarischen Werken unserer Haus-Salonisten Stermann & Grissemann, denke ich mir manchmal beim lesen dieser Einträge: "ist das wirklich passiert? Das ist zu gut, um erfunden zu sein!" Realität und Banalität vermischen sich mit den Rockstarallüren eines professionellen Queen-Gedächtnissängers.

"Grundsätzlich empfehle ich für die Bühnenarbeit enge, körperbetonte Outfits, die dem Zuschauer Bereitschaft signaliseren..."

Austrofred liegt nur mit einer weißen Rippenunterhose bekleidet lasziv auf einer weißen Bettunterlage mit einer roten Decke

Conny Habbel

Da lernt man was vom Kompetenzzentrum, dem Team dass den Austrofred zu dem macht was er ist. Irgendwo in Schönbrunn befindet sich dieser Bunker, und doch ist das Stammlokal die "Zwei Liesl'n" im 7ten. Vom Schnitzel wird viel gesprochen, vom Bier und vom österreichischen Alltag ebenso - Simpel und doch sexy, weltbekannt, von den Paparazzi verfolgt und doch immer nur auf der Suche nach einem Packerl Semmelbrösel. Austrofred, der internationale Superstar, wird somit zur Verkörperung des eindeutig einzigartigen Österreichs, wie wir es vielleicht, vom Stil und Wortwahl her, von einem Mundl oder einem Kottan kennen könnten.

Ab dem 10. Februar gibt es im Wiener Rabenhof die interaktive Lernshow "Learning English with Austrofred" zu sehen. Alle Infos dazu auf www.austrofred.at

"Mir persönlich schüttet der Nitsch zu ungenau."

Der Titel "Ich rechne noch in Schilling" spielt auf den ersten Blick auf Verweigerung und Tradition an, viel mehr geht es dem Austrofred hier aber um Halt geben in einer chaotischen und schnelllebigen Gesellschaft. Als eine Art Service für seine eingefleischten Fans war dieses Tagebuch gedacht, als lustige Bonmots zum (nicht mehr so) aktuellen Tagesgeschehen werden's die meisten von uns empfinden. Meldungen die eigentlich nicht weiter erwähnenswert sind, werden dank des großen Schreibtalents und lockeren Schmähs des Austrofreds zu einem Vergnügen - auch wenn Fendrich-Anspielungen Jahre nach dem Skandal viellicht schon einen sehr langen Bart haben, wie man sagt.

"Stoff-Wechsel, Klima-Wandel, Euro-Umstellung - nichts bleibt wie es ist, alles wird anders. Aber wird es deswegen zwangsweise auch besser?"

Herausgeprasselt

Austrofreds Tagebuch ist eine Gratwanderung zwischen dem realen Leben eines professionellen Musikers und den Illusionen eines großen Egos, ein Wechsel zwischen Alltag und Eigenmythologie, eine Dichotomie zwischen national und international, ein Buch indem die Karriere genauso wichtig ist, wie das Mittagessen, dass gerade in der Pfanne brutzelt.

"Ich rechne noch in Schilling" von Austrofred ist im Czernin Verlag erschienen.

Austrofred liegt mit nacktem Oberkörper lasziv auf einer weißen Bettunterlage mit einer roten Decke, vor ihm ein Teller mit angebissenen Bratwürstel.

Conny Habbel

Ein ausführliches Interview mit Austrofred zu seinem Tagebuch gibt es am Samstag, den 7.2 in FM4 Connected, ab 13h, zu hören.