Erstellt am: 25. 1. 2009 - 07:30 Uhr
Wir Panelproletarier
Wie wir ja alle längst wissen ist Pop am Ende, die Digitalisierung hat zu großen Umwälzungen in der Musikwelt geführt, mit Musik kann man kein Geld mehr verdienen. Zu diesem Thema gibt es in Berlin innerhalb von zwei Wochen gleich drei Kongresse.
www.hebbel-am-ufer.de
Den Anfang machte "Dancing with Myself -Musik Geld und Gemeinschaft nach der Digitalisierung" im Hebbel - Theater. Bei "structures", dem Kongress zum Medienfestival Transmediale, fragt man diese Woche weiter nach "Auswirkungen Chancen und Risiken der sich wandelnden Musikkultur" und bei "Audio-Poverty" hält man Anfang Februar eine Konferenz "zur Lage der postökonomischen Musik" ab.
Die Besetzung
"Unnötig, drei mal das gleiche Thema zu beackern!“ könnte man da sagen, aber so ein Kongress mit seinen Diskussionsrunden ist eine wichtige Einnahmequelle für alle Digitalisierungsverlierer! Auf dem Podium sitzen ist weit weniger anstrengend, als ein Konzert oder eine Lesung, macht natürlich weniger Spaß, wird aber bezahlt. Die Rollen sind wie im Theaterfach besetzt: Es gibt den pedantischen Forscher, den Internet-Nerd, die Krawallschachtel und die prekarisierte Quotenfrau.
audiopoverty.de
Im Hebbel-Theater wurde das ganze Wochenende durchdiskutiert und abends getanzt, im Panel am Sonntag Nachmittag ging ein Medienforscher der Humboldt-Uni in seinem Vortrag bis zum Rousseauschen Gesellschaftsvertrag zurück, man forderte die Kultur-Flatrate und besprach das Für und Wieder staatlicher Subventionen. Das zweite Panel zum Thema D-I-Y lief schon etwas aus dem Ruder, Holm Friebe referierte aus seinem Buch Marke Eigenbau, Ronny Krieger von beatport.com, einer Download-Platform für elektronische Musik, pries das fantastische Vertriebsmodell seiner Firma und der sympathische Mark Stewart von der Postpunkband "The Pop Group" flocht recht unvermittelt, aber voller Elan Statements zu "independence" an sich ein.
www.clubtransmediale.de
Die Zierde jedes Panels, Diedrich Diedrichsen, musste den mit Spannung erwarteten Vortrag "Kunst. Das unkomische Ende des Pop" wegen Krankheit leider absagen, und so saßen dann die ganzen Panelproletarier im Theater- Wirtshaus noch lange beisammen, und unterhielten sich über Gott und die Welt, die Mode, eine noch zu gründende Gewerkschaft für Musiker und die Dschungelshow auf RTL.