Erstellt am: 22. 1. 2009 - 10:34 Uhr
Ich und ... Hinterland
Früher oder später kommt ein Großteil der heimischen Musikschaffenden aus dem HipHop-Dunstkreis bei DJ Phekt und mir in Tribe Vibes vorbei. Und meistens gibt es da keine großen Überraschungen. Denn selbst wenn ich den/die Besucher/in vorher nicht persönlich kannte, habe ich vermutlich schon von ihm/ihr/ihnen gehört - jedenfalls aber bekommen wir Vorab-CDs, um uns einzuhören.
Bei Hinterland war das aus irgendeinem Grund anders. Die ersten Worte und Beats ihres Debütalbums "Zwa Seitn" hörte ich damals, Mitte September '07, erst ganz kurz vor Beginn der Sendung - und war positiv geschockt.
Hinterland
Nicht, dass die jungen Herren aus der oberösterreichischen Provinz irgendetwas radikal anders gemacht hätten: Zweisprachige Reime in Slang und Hochdeutsch und samplefixierte Rhythmen. Aber all das irgendwie ausgereifter, als man es von vergleichbaren Debütwerken gewöhnt ist. Während andere Jung-HipHopper vielleicht egobedingt oft ein bißchen zu früh ihre Zeit für gekommen halten, hatten Hinterland offensichtlich lang genug am Sound und vor allem auch an den Texten gefeilt.
Hinterland
Bonus-Beats
Eigentlich ist Hinterland-DJ Ability ja gemeinsam mit seinem Kollegen Hooray einer der hierzulande Letzten, die das Mixtape in seiner tatsächlichen Kompaktkassetten-Form mit Magnetspulen noch am Leben erhalten.
Damit sein collagenartiges Mix-Meisterwerk 'Hill Bill - Focused Daily' aber den vielen MP3-Spieler/inne/n der Welt nicht vorbehalten bleibt, schenkt er die Files in seinem Blog her - natürlich auf zwei Seiten aufgeteilt.
Und dass sie sich in einer der urbansten Musikkulturen überhaupt offensiv als Landmenschen inszenieren, die schon deshalb keinen "Straßen-Rap" machen, weil sie lieber am Waldweg chillen (siehe Bild), und sich auch noch gegenseitig 'Hillbilly Souldiers' nennen, verdient weiterhin erhebliche Selbstironie-Bonuspunkte.
Neulich waren Hinterland wieder bei uns. Ich war anfangs ob des Formates ihres neuen Albums "Seitnwechsel" leicht verwirrt: Ist das jetzt eine Remix-CD mit ein paar Bonustracks oder eine EP mit vielen Bonus-Remixen? War aber natürlich völlig egal, denn Musik bleibt Musik und im konkreten Fall, hatten sowohl die Remixes den älteren Songs neue Dimensionen verliehen, als auch die neuen Songs eine erhebliche Weiterentwicklung der Band aufgezeigt.
Bis sie das mit ihrem nächsten Album sicher nochmal steigern können, kann man sich in wenigen Tagen am FM4 Geburtstagsfest darüber freuen, Hinterland erstmals auf einer größeren Wiener Bühne zu sehen - oder sich das Ganze zumindest ausschnittweise im Radio anhören.