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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

11. 1. 2009 - 11:48

Die kommen, die Filme (1)

Joel Cairo und Christian Fuchs reden über ihr Lieblingsthema. Vielleicht wollt ihr euch dem Gespräch feat. Brad Pitt, Der Knochenmann und Terminator ja anschließen...

Da sitzen wir also wieder einmal und reden über unser Lieblingsthema, Joel Cairo, der Filmspion aus meinem Freundeskreis, der von Festival zu Festival düst, und meine Wenigkeit...

JC: Hallo Christian. Kaum hat man die Listen seiner persönlichen Highlights des Kinojahrs 2008 geschrieben, geht es schon an die kommenden potentiellen Höhepunkte. Welchen Kinostart sehnst du derzeit herbei?

CF: Der erste Film, den ich echt kaum erwarten kann, läuft auch schon Ende dieses Monats an, 'The Curious Case Of Benjamin Button' meine ich natürlich.

Filmstill

Warner Bros./Paramount

The Curious Case Of Benjamin Button

JC: David Finchers erste Regiearbeit seit 'Zodiac'. Diesmal ohne Serienkiller oder geschundene Männerkörper à la 'Fight Club'. Stattdessen wird, nach einer Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald, die Story eines Mannes erzählt, der rückwärts altert.

CF: Nun, dieser Film hat einen ganz anderen Tonfall als die bisherigen Arbeiten von Fincher, aber im Prinzip geht es auch um einen malträtierten Körper, es geht nämlich um Vergänglichkeit, um Sterblichkeit. Dieser Benjamin Button, gespielt von Brad Pitt, kommt als Opa zur Welt und wird ab dann immer jünger, bis er als Baby schließlich von der Erde zu verschwinden droht. Das macht die Begegnungen mit anderen Menschen, gar nicht zu reden von Liebe in jeder Form, natürlich problematisch.

JC: Also doch wieder typische Fincher-Themen. Fincher wäre doch die Idealbesetzung auf dem Regiestuhl von 'Watchmen' gewesen, oder? Obwohl ich mich wahnsinnig auf März freue, ist es der Name Zack Snyder, der Skepsis in die Vorfreude bringt.

CF: Da stimme ich überein. Die 'Watchmen' sind auch für mich der heilige Gral in Sachen Comics, eine irre spannende, knochenharte, vor allem auch extrem politische und philosophische Geschichte. Autor Alan Moore, der sich ja wieder einmal vorab komplett von dem Film distanziert, lieferte mit der Saga von den pensionierten Superhelden, die nach einem Mordfall wieder in Aktion treten, auch eine schlüssige Erklärung der Welt. Und wenn ich an Snyders letztes Epos '300' denke, dann ist das nicht nur eine ästhetische Katastrophe, sondern da steckt auch eine dermaßen dämliche Weltsicht dahinter, dass ich doch vorsichtig bin.

JC: Ja, sehe ich genauso. Anfang März werden wir wissen, ob das alles auf der Leinwand funktioniert.

CF: Vermutlich erst im Herbst werden wir erfahren, ob der großartigste Roman unserer Zeit angemessen verfilmt wurde. Und nicht nur ich rede da von 'The Road' von Cormac McCarthy, der unglaublich berührenden Geschichte von einem Vater und seinem kleinen Sohn, die durch eine postapokalyptische Welt reisen.

J.C: So sehr ich dem Film entgegenfiebere, spüre ich doch auch ein wenig Unruhe und Angst bei dem Gedanken an den Film, da mich das Buch schon so mitgenommen hat. Das könnte - konsequent umgesetzt - ein anständiger Schlag in die Magengrube sein.

CF: So einen Schlag braucht man ja immer mal wieder. Wobei, im Grunde ist McCarthys karge Sprache in diesem Fall echt kaum adaptierbar. Aber auf der anderen Seite ist John Hillcoat ein extrem radikaler und visionärer Filmemacher und die Besetzung liest sich fantastisch: Viggo Mortensen, Charlize Theron, Guy Pearce, Robert Duvall.

JC: Bleiben wir ein bisschen bei der Postapokalypse. Es gibt ja 2009 auch ein Wiedersehen mit John Connor, der jetzt wie Bruce Wayne aussieht. Ich hab mich ja auf 'Terminator: Salvation' gefreut. Der Trailer hat allerdings meiner Erwartungshaltung einen Dämpfer verpasst. Obwohl eigentlich alle Zutaten passen, ließ er mich dann doch eher kalt. Aufgrund des Themas und des Hauptdarstellers hoffe ich natürlich trotzdem, aber der Regisseur McG lässt skeptische Zweifel aufkommen.

Filmstill

Intermedia/IMF

Terminator: Salvation

CF: Ja, Christian Bale ist ein Gott, den ich übrigens in 'The Dark Knight' wegen seiner subtileren Rolle sogar noch besser als Herrn Ledger fand. Aber die Michael Bay'sche Ausleuchtung im Trailer, der dubiose McG eben, vor allem aber die Absenz des alten Gouvernators im Part seines Lebens, das sind schon eher Minuspunkte. Auf was freust du dich denn noch so?

JC: Zum Beispiel 'X-Men Origins: Wolverine'. Normalerweise halte ich es ja für sehr gefährlich, einen Charakter aus einem eingespielten Ensemble zu reißen und zu glauben, er trägt einen eigenen Film, aber wenn ich einem dieses Potential zutraue, dann ist es Wolverine. Daher und vor allem nach dem ersten Trailer ist der Film auf meiner "Kann es kaum mehr erwarten-Liste" ganz weit vorn.

CF: Das ist jetzt ein weiter Sprung von den Marvel-Superhelden, aber ich erhoff' mir ja auch einiges von 'Der Knochenmann', der schon Anfang März kommt. Wieder eine Wolf-Haas-Verfilmung von Wolfgang Murnberger, wieder mit Josef Hader als verbittertem Brenner, wieder mit der Musik der Sofa Surfers. Diese Kombinationen haben ja besonders bei 'Silentium' wunderbar funktioniert.

JC: Was ich bisher gehört habe, sind deine Hoffnungen wohl sehr berechtigt.

Filmstill

Dor Filmproduktion/Petro Domenigg

Der Knochenmann

CF: Es geht diesmal um eine steirische Backhendlstation, in der sich Menschenknochen im Essen finden. Endlich widmet sich einmal ein Film dem Bundesland, in dem ich geboren wurde, auf anständige Weise. Von Wien gibt es schon sehr viele düstere Lokalstudien, in 'Silentium' sah man Salzburg von einer sinistren Seite, in 'In 3 Tagen bist du tot 2' bekamen die Tiroler ihr Fett ab.

JC: In diesem Sinne: Steirerbluat is ka Himbeersaft!

Fortsetzung folgt...