Erstellt am: 21. 1. 2009 - 00:36 Uhr
Darf's ein bisschen mehr sein?
Wer zahlt weiter?
Nägel mit Köpfen
Die neuen Regelungen zu den Studiengebühren (27.11.2008)
Ich studiere schon lang. Mit viel Freude, seit Jahren nur nebenberuflich und dementsprechend langsam. Als ich mich vor 11 Jahren ans Ende der langen Schlange vor dem Inskriptions-Schalter gestellt habe, wurden im Gang vor dem Wiener AudiMax von allen Wartenden gemeinsam noch etwa zwei Packungen Zigaretten pro Minute geraucht. Und es gab noch Stempelmarken. Inzwischen ist der Packen an übereinandergeklebten Semesterpickerl jedem Bibliotheksangestellten ein mitleidiges Lächeln wert. Keine Angst, ich kann damit umgehen. Ein Wahnsinn, wie die Zeit vergeht.
Radio FM4
Die Unis haben sich die letzten zehn Jahre über geändert. Sie wurden professioneller, organisierter und noch überfüllter. Sie durften und mussten 15 Semester lang Studiengebühren einheben. Und sie haben sich an dieses Geld gewöhnt. Was auch nicht weiter verwundert, wenn man bedenkt, dass ihr Budget bei der Einführung der Gebühren im Jahr 2001 um ziemlich genau diese Einnahmen gekürzt wurde.
Seitdem verhandeln die inzwischen autonomen Universitäten alle paar Jahre in neuen sogenannten Leistungsvereinbarungen ihr Budget mit dem Wissenschaftsminister oder der Wissenschaftsministerin. Und beklagen - zurecht - dass die für die Hochschulen aufgewendeten Mittel für eine flächendeckend gute akademische Ausbildung zu knapp bemessen sind. Vor allem an Universitäten, die sich aufgrund ihrer Ausrichtung schwer tun, Drittmittel über Partner aus der Wirtschaft zu lukrieren.
150 Millionen weniger Einnahmen
Wissenschaftsministerium
Die Studiengebühren machten nie einen wirklich relevanten Teil der Uni-Budgets aus. Alle Universitäten zusammengenommen brachten sie es auf etwas über 5,5% der Gesamteinnahmen. Bei einem ohnehin schon überstrapazierten Haushalt stellt freilich auch der Verlust von 5% ein großes Problem dar. Und so runzelten Österreichs RektorInnen ordentlich die Stirn, als klar wurde, dass ab diesem Sommersemester nur noch etwa jeder und jede vierte Studierende die Gebühren zahlen wird müssen.
Nun versprach der Wissenschaftsminister aber nicht nur, den Universitäten die so entfallenden 150 Millionen € jährlich zu ersetzen, sondern die kommenden Leistungsvereinbarungen (2010-2012) insgesamt sogar 1,6 Milliarden € höher zu dotieren als die letzten (2007-2009). Jährlich also etwa 400 Millionen mehr. Für alle Unis gemeinsam versteht sich. Also etwa 10-15% mehr Budget für die einzelnen Hochschulen.
Ein bisschen Inflation (der letzten drei Jahre) hier, steigende Personal- und Gebäudekosten aufgrund steigender Studierendenzahlen dort, und die vorsichtige Zurückhaltung bei den Freudeschreien der RektorInnen nach der gestrigen Bekanntgabe der Zahlen durch Wissenschaftsminister Johannes Hahn wird verständlich. Groß anstrengen müssen sich die Universitäten wohl nicht, um den Batzen auszugeben. Vor allem, wenn gleichzeitig angekündigt wird, man werde an anderer Stelle, vor allem bei Ermessensausgaben sparen. Also bei allen Förderungen und Subventionen, für die es keine gesetzliche oder vertragliche Grundlage gibt. Sollen die nicht ganz verloren gehen, werden wohl auch hier künftig die Unis einspringen müssen.