Erstellt am: 18. 1. 2009 - 14:30 Uhr
Die Folgen des Kältephänomens
Und zu den Tiefsttemperaturen kam eine mediale Überbetreuung. Mehrere Fernsehkanäle unterbrachen ihr Programm gleichzeitig für Sondersendungen:
- Kältekammer Deutschland!
- Gesundheitsgefahr Kälte!
- Der Frost hat Deutschland fest im Griff!
Die Folgen des Kältephänomens für Autos, Tiere und Obdachlose wurde (in dieser Reihenfolge) von Spezialisten erörtert. "Gibt es keine anderen Sorgen? Der Krieg vielleicht? Cholera? Diktatoren?", fragte sich die kritische Zuschauerin.
Nein, alles unwichtig bei solch krassen Kälte-Sensationsmeldungen: Autos springen bei minus 20 Grad nicht mehr an, vor allem wenn die Batterie alt ist! Wertvolle Tipps folgten: Bei der Kälte hilft es angemessene Kleidung zu tragen!
Vielleicht gibt es in diesen Zeiten der Krise eine tiefe Sehnsucht nach anderen noch größeren nicht hausgemachten Problemen, die das Fernsehen zu dieser Sonderberichterstattung brachte? Man weiß es nicht.

Rösinger
Für den chronisch antriebsschwachen Menschen sind so starke Minustemperaturen fast ein Segen. Das Kältehoch sorgte für strahlenden Sonnenschein und wer in einer historischen Berliner Altbauwohnung mit Ofenheizung wohnt, der wird ab minus 10 Grad automatisch wach und alert.
Nur das Ausgehen und Rumstehen bei minus 17 Grad ist schwierig, erst einmal muss man die anderen mühsam überreden die warme Stube zu verlassen. Dann kommt die ewige Frage: "Wohin? Wohin mit uns? Wo ist es warm, wo zieht es nicht, wo ist es nicht ganz so voll und wo kann man rauchen?" Hat man sich dann raus getraut hat, kommt später unweigerlich der Heimweg bei minus 22 Grad.

Rösinger
Leider wird es aber täglich wärmer und langsam kommt das Tauwetter, die weißen Straßen und Plätze sind fast wieder grau. Die Eisdecke schmilzt und alles wird sichtbar, was wochenlang unterm Schnee konserviert war: Die roten Fetzen von der Silvesterknallerei und die vielen Hundehaufen.
Der Winter ist nicht grade die schönste Zeit in Berlin, dafür geht er von November bis April. Aber die Parole heißt: Stark bleiben, die Hälfte ist um.