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Nina Hofer

Krach. Bumm. Zack. Mittendrin und doch so fern.

9. 1. 2009 - 19:20

Ich und ... Deichkind

Von Fäustlingen, Zahnärzten und Liebe auf den dritten Blick.

Ich bin eine Anhängerin der Liebe auf den ersten Blick. Es müssen sofort die Feuerwerke sprühen, sonst wird das nichts. So dachte ich jedenfalls, bis ich feststellen musste, dass eine Beziehung über die Jahre wachsen kann, auch wenn man gar nicht weiß, dass man eine hat. Erst wenn man feststellt, dass man quasi Jahre nebeneinander verbracht hat, dann ist die Intensität ungleich spannender. Hier ein kurzer Abriss einer solchen musikalischen Liaison dangereux.

Die Band Deichkind

Radio FM4

Deichkind am SonneMondSterne Festival 2008

Es ist ein paar Jahre her, es war saukalt, FM4 Geburtstagsfest und ich mitten drinnen. Ich muss gestehen, Deichkind waren sicher nicht der Grund um bis zum Schluss auszuharren, Hip Hop ist nicht Hofer, so dachte Hofer jedenfalls über Deichkind. Allerdings war es unmöglich in irgendeinen warmen Bereich zu kommen und so endete ich bewaffnet mit Ohrenschützern und Fäustlingen mitten in der Menge beim Konzert und konnte für einige Zeit nicht weg. Unter den Ohrenschützern waren übrigens Ohropax, nur zur Sicherheit und um bleibende Schäden zu vermeiden. Erste Begegnung spurlos vorübergegangen.

Mit Deichkind beim Zahnarzt

Schnitt. Es kann sein, dass ich ihn schon einmal erwähnt habe, aber ich kann ihn nicht oft genug erwähnen: ICH habe den BESTEN Zahnarzt auf diesem Planeten. Einen, zu dem man gerne geht. Einen, der auch nicht davor zurück schreckt, Erdbeercreme für Kleinkinder auf die Stelle zu schmieren, wo die Spritze hinkommt, damit besonders wehleidige PatientInnen auch wirklich nichts spüren. Einen, der eine riesige Brille trägt, graue, riesige, afromäßige Locken und als Krönung einen Schnurrbart à la Magnum hat.

Die Band Deichkind in ihren aus Müllsäcken gefertigten Kostümen

Radio FM4

Deichkind am Donauinselfest 2008

Bei unserem ersten Zusammentreffen, ich unter Schmerzen am Zahnarztstuhl, er mit bereits eingeschaltetem Bohrer über mir, hat das Schicksal seine Weichen gestellt: "Nina, Moment, ich kenne eine Sängerin, die heißt Nina." - Wahrscheinlich meint er Nena, so '99 Luftballons'. "Nein, nein: 'Wippe mit dem Beat und beweg' deinen Arsch.'" An den nächsten Augenblick kann ich mich nicht mehr erinnern, Deichkind ist nun Fixprogramm in der Kommunikation beim Zahnarzt und ich hatte noch nie so gute Zähne wie jetzt. Übrigens trägt mein Zahnarzt während der Ordination ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift "Disco's not dead". Beat that!

Mit Yippieh Yeah Hans Peter

Seewiesenfest 2007. Backstage. Deichkind sollen in einer Viertelstunde auf die Bühne und anstatt sich zurückzuziehen, so, wie das die meisten Bands tun, ziehen sie sich mitten im Backstage aus. Bis auf die Unterbuchse, vergaffern sich gegenseitig mit Plastiksackerln und bewaffnen sich mit aufgeblasenen Plastikspielzeug. Ich glaube, das war der Moment des Beginnes einer sehr großen Liebe. Feuerwerk usw. Den Rest gab mir dann die Feststellung, dass auf meiner danach erstandenen Single von 'Remmi Demmi' ein Scooter-Remix drauf ist, Hans Peter in Bestform.

Leider hat er den Remix in der Arena vergangenen März nicht gespielt, was ich ihm noch nicht verziehen habe. Seitdem sind sie ein Paar. Mein Plattenspieler und die letzten beiden Alben von Deichkind. Eine menage á trois sozusagen, wobei der Plattenspieler momentan Aufstand im Schlaraffenland vorzieht, aber Hovercraft ist gerade dabei, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Es wird ein guter Kindergeburtstag im Jänner, mit Ohrenschützer und Fäustlingen.