Erstellt am: 2. 1. 2009 - 00:00 Uhr
Death Rituals
Generell springt mir bei schwermetallischen Klanggebilden das Wort "Groove" eher sehr selten beim Schreiben von den Fingern. Gut, dass es Ausnahmen gibt, welche bekanntlich diverse Regeln brechen, und Chris Barnes mit seiner Band Six Feet Under sind eine genau jener garstigen Regelbrecher, welche sowohl Nacken- wie auch Hüftknochen nur so knacken lassen.
![© Century Media](../../v2static/storyimages/site/fm4/20081251/sfu_body_small.jpg)
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Das gerade erst im April letzten Jahres veröffentlichte Album Commandment soll ja einige Kritiker oder selbsternannte Gralshüter des Death Metal dazu veranlasst haben, nach dem angeblich nicht so lässigen Album "13" Six Feed Under wieder lieb zu haben. Über ein Album voll mit Coverversionen von AC/DC wie "Graveyard Classics" mag man gerne geteilter Meinung sein, wenn eine Band sich aber mal erlaubt ein wenig über den Tellerrand ihres Genres hinauszuschauen und dieses auch noch so hervorragend umsetzt wie auf "13", muss man da die imaginäre Mütze ziehen.
Genug aber von der Vergangenheit, denn mit "Death Rituals" bringen die Herrschaften aus dem sonnigen Florida ihr neuestes und sehr geschmeidiges Todesmetall-Werk unter das geneigte Volk, und lassen einen doch glatt in den ersten Sekunden gleich mal bass erstaunen. Was ist das? Cleane Gitarren? Was ist da los? Ich höre schon ein Raunen bei jener Hörerschaft, die das Fähnlein des sogenannten puren Death-Metal weiter hoch halten und keine weiteren Einflüsse gelten lassen will. Nebenbei erwähnt war das auch einer jener Gründe, warum ein gewisser Michael Poulsen seine Band Dominus aufgelöst hat, um mit Volbeat einfach auf jegliche Konventionen zu pfeifen.
![© Century Media](../../v2static/storyimages/site/fm4/20081251/ChrisBarnesWOA2006-2_body_small.jpg)
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Falls jemand nun einen Schreck bekommen haben sollte, selbiger wird nur von kurzer Dauer sein. Herr Barnes grunzt freilich nach wie vor so dermaßen tief, dass man sich wundert, wie er das einerseits auf Dauer durchhält und noch mehr, wie man da überhaupt noch was verstehen kann. Groovig dahingewalzt wird sowieso wieder, damit geneigte Freundinnen und Freunde zu diesem derben Brett wieder sowohl Hüfte als auch Haupthaar schwingen können. So gesehen gibt es also eigentlich eh nicht viel Neues im Hause Six Feet Under. Was auf "Death Rituals" allerdings besonders hervorsticht, ist die insgesamt noch düsterere und dunklere Stimmung, als sie diese Band auf ihren Vorgängern sowieso schon vermittelte.
Nicht dass auch nur eines ihrer Alben jemals eine lustige oder spaßige Angelegenheit gewesen wäre (zumindest nicht im Sinne von "Fun"), könnte doch jedes dieser Werke ohne Probleme als Drehbuch für einen kompletten Splatterfilm herhalten, auf "Death Rituals" geht es dieses Mal jedoch einerseits teils langsamer, andererseits aber wesentlich härter zu.
Speziell langsam dahindonnernde Dampfwalzen wie "Ten Deadly Plagues", "Killed In Your Sleep" oder "Seed Of Filth" können ganz einfach nur von dieser Band kommen und untermauern den Status dieser Band als eine der ganz Großen im Groove-Death-Metal.
Ein Kritikpunkt muss hier aber doch noch angebracht werden, denn Herr Barnes mag von mir aus gern ein Fan von Mötley Crüe sein, mir war diese Band ja immer so "blunzn" wie nur was, ob man nun eine Coverversion von deren "Bastard" wirklich gebraucht hat, wage ich zu bezweifeln. Immerhin ist Iggy Pop ist aber so nett einen damit zu versöhnen, indem er zum Intro von "Shot In The Head" eine "frohe" Botschaft auf dem Anrufbeantworter des Herrn Barnes hinterlassen hat.
Wenn es musikalisch ein wenig splattern soll und Sie gerade keine Lust haben, sich einen Film von George Romero anzuschauen, könnten Ihnen auch folgende Alben gefallen:
- Obituary - "Executioner's Return"
- Coffins - "Burried Dead"
- Slayer - "Diabolus In Musica"