"Penisse" kann er nicht aussprechen, ansprechend findet er sie aber schon. Die Geschichte des bisexuellen Autors Billy Abbott in John Irvings "In einer Person" ist ein opulentes und eindringliches Toleranz-Plädoyer.
David Niven im Jeanshemd und Waterloo im Erdbeerland, das alles gibt es bei der YOUKI. Wie gewohnt bringt das Festival ein Programm zwischen Disco und Diskurs, das vor Enthusiasmus nur so strotzt.
Würd sich bloß die Viennale ein bisschen in den Pop vergucken. Wär sie doch manchmal mehr Hulk statt Butler Alfred. Viennale I love you, but you're freaking me out.
Für kindliche Unschuld ist wenig Platz in "The Dynamiter". Und wenn doch, dann inszeniert sie Matthew Gordon mit lyrischer Wucht. Geweint hab ich jetzt doch auch noch.
Hitlers Kopf im Fadenkreuz. Aus einem Jäger wird ein Gejagter. Vor Pearl Harbor gab es wenige Filme aus Hollywood, die den Nationalsozialismus thematisierten. Fritz Langs "Man Hunt" ist eine Ausnahme.
Begehren, Neid und der Sog einer guten Geschichte: Im Viennale Überraschungsfilm "In Ihrem Haus" variiert Francois Ozon leichtfüßig Satire, Komödie und Thriller.
9/11, Teenage Angst, Schuld, Moral und der brutale Clash von Teenager-Idealismus und der Schroffheit der "echten Welt": Davon erzählt "Margaret", ein 150-Minuten-Filmungetüm voller Makel und Schönheit.
Bei Todd Solondz ist das Leben kein Ponyhof. "Dark Horse" ist aber der berührendste und versöhnlichste Film aus dem Reitstall des Meisters des unangenehmen Zwischenmenschlichen.
Das Ärgste überhaupt, ich schlafe im Kino ein, bei einem der besten Filme der Viennale bis jetzt. In "Berberian Sound Studio" vermischen sich in einem Soundstudio die Grenzen zwischen Giallo-Film und Realität.
Ich hab immer noch nicht bei der Viennale im Kino geweint, dafür ärgere ich mich bei "Blind". Bei "Exit Elena" schläft mein Fuß ein, ich weiß aber noch nicht, ob's da einen Kausalzusammenhang gibt.
Ironischer Indieguglhupf mit deadpan-Humor ("Somebody up there likes me") und ein herrlicher Ausflug in die Irrgärten und Subtexte von "The Shining" ("Room 237").
Offene Münder beim ungezähmten "Beasts of the Southern Wild". Und ein bisschen schon auch bei Mathieu Amalric (und seinem Trenchcoat) in "Ihr werdet euch noch wundern".
Licht, Schatten und Begehren in Fritz Langs "House by the River", Spannung, Satire und ein Vollbart in Ben Afflecks "Argo". Außerdem: Michael Caine im Gartenbaukino und die Sache mit Michael Douglas' Briefkasten.
Weg mit den "guilty pleasure"-Spinnweben und Blick frei auf die (körper-)politischen Untertöne von Baby und Johnny. Alles Gute zum 25. Geburtstag, "Dirty Dancing".
Die Viennale zollt Michael Caine Tribut und ich verneige mich mit. Über die Wichtigkeit von Mascara, Cockney und Pragmatismus im Leben des Mannes, der Kultiviertheit und Coolness wie kein Anderer verkörpert.