Erstellt am: 2. 2. 2011 - 11:03 Uhr
"Golden Week For The Poco Poco Beat": The Suzan
Saori und Rie Suzuki sind Schwestern. Ende 2003 begannen sie, miteinander Songs zu schreiben. Rie spielt Keyboards und singt, Saori singt und spielt Gitarre. Mitte des folgenden Jahres waren dann zwei Freundinnen gefunden, die der Band beitreten: Ikue am Bass und Nico am Schlagzeug. Ein Bandname ist auch schell zur Hand - The Suzan. Wie es genau dazu kam, das zu eruieren via Telefon-Konferenzschaltung mit dem Quartett - plus Managerin - erweist sich als nicht einfaches Unterfangen. Wer von ihnen als erste den Spitznamen "Suzan" hatte, der zu einer Art kollektivem Kosenamen und schließlich zum offiziellen Bandnamen wurde, bleibt letztlich ein Rätsel, das zwischen meinem nicht vorhandenen Japanisch und dem Englisch der Band untergeht. Aber ist ja egal, ist ja nur ein Bandname.

TheSuzan
Jedenfalls spielen The Suzan seit fast acht Jahren zusammen. Und das hört man auch. Die Rhythm Section tight, die Stimme wirklich gut, das Keyboard funky. Ja, the Suzan sind aus Japan, und sie sind bunt und pop-art-y, aber sie sind nicht marshmellow-süße, lebende Cartoon-Figuren. Sie sind Kurt Cobains einstiger Lieblings-(Frauen)-Band aus Japan, Shonen Knife, einen großen Schritt voraus. Shonen Knife setzten mit quietschigen Vocals und ihrem DIY-Noise ihr Heimatland auf eine musikalische Landkarte außerhalb von Japan, und das ist ein Verdienst, der ihnen nicht abzusprechen ist. Aber die Zeit ist eben nicht stehen geblieben, und so bedienen The Suzan zwar doch ein klein wenig Japan-Klischees, etwa wenn sie sich artig verabschieden und man sie dabei einen imaginären Knicks machen sieht, oder wenn sie sagen "poco poco is fun" und dazu im Quartett kudern. Aber da ist auch genug Können und Charisma, das die vier Frauen zu weit mehr macht, als Gwen Stefanis (pseudo)japanische Harajuku-Püppchen samt süßem Parfüm als Inhalt.

Suzan
The Suzan sind weniger Shonen Knife als vielmehr Cibo Matto. Aber letztlich hinkt auch dieser Vergleich, denn Yuka Honda und Miho Hatori hatten keinswegs die Bandbreite und Vielfalt im Sound, den The Suzan haben. Da ist etwa eine Surf-Gitarre, wie sie zur Zeit wieder recht en vogue ist in der alternativen Musikwelt, da ist ein Xylophon, da lebt Motown, da ist tropischer Calypso. Da ist ein Gypsy-Punk-iger Song, der einen Frankreich-Vibe heraufbeschwört ("Rondo"), da ist ein Post-Rrriot-Grrrl-Ding ("London Tonight"), da ist das 60s Girlgroup-mäßige "Rainy Day", auf dem Saori Suzukis wunderschöne, samtene Stimme schimmert. Und das Keyboard, wie es strahlt, nicht nur auf "Rainy Day". Da hört man die Produktion von Björn Yttling durch. Dieses leicht Experimentelle und doch so Poppige. Der umtriebige Björn von Peter, Björn & John produziert ja gerne, und The Suzan waren bei ihm im Studio in Stockholm. Das war alles ganz easy, geben sich The Suzan professionell, und - so fügt die Managerin hinzu: Stockholm ist ja nicht viel anders als Tokio. Tatsächlich.

The Suzan
Herausgekommern ist jedenfalls etwas, das soundmäßig in New York gerade als "lovechild between Miike Snow und M.I.A." gehandelt wird. Ach ja, und Lykke Li aus Stockholm ist auch auf dem Album von The Suzan, auf dem Song "Devils". Lykke ist hier wohl die M.I.A., die ich ja nicht wirklich sehe auf dem Suzan-Album.
Viele der Stücke sind autobiografisch, sagt Sängerin Saori. Außer das mit dem Teufel. Den haben sich die vier nur vorgestellt. Da kichert es am anderen Ende der Telefonleitung, als vom Teufel die Rede ist.
Der Kontakt zu Björn Yttling kam übrigens so zustande: Eine mit The Suzan befreundete japanische Band hatte ihn beim Fuji Festival in Japan getroffen und ihm von The Suzan erzählt. Björn schaute sich daraufhin die Website der Band an, und weil es ja von ihnen schon ein Album gegeben hatte in Japan, war nach dem Anhören ebendieses die Entscheidung getroffen. Björn Yttling produziert The Suzan. Das Ergebnis: hochintelligenter, furchtloser Alternative Pop - da kommt vielleicht der M.I.A.-Verglich rein - der allerlei Stile und Sounds innewohnen hat. Ein bißchen patchy? Macht nichts.

TheSuzan
"Golden Week For The Poco Poco Beat" von The Suzan ist bei Downtown Records erschienen.
Aber was bedeutet nun dieser Album-Titel? "Golden Week For The Poco Poco Beat". Poco poco is fun. In Japanese. Oder so. Der Poco Poco ist jedenfalls ein Tanz, der aus Indonesien stammt, ein Line-Dance, der westlichen Disco-Tänzen ähnlich ist. Eine einzige golden week hat die Band längst überschritten; mögen es noch ganz viele solche golden weeks, Monate, Jahre werden.
P.S.: The Suzan covern The Strokes: "Take It Or Leave It".
(Website: www.thesuzan.com)
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