Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Florence & The Machine zurück mit neuem Album"

Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

1. 6. 2015 - 18:23

Florence & The Machine zurück mit neuem Album

Florence And The Machine aus London nennt ihr neues Album "How Big, How Blue, How Beautiful".

Albumcover Florence & THeMachine 2015

Island/Universal

"How Big, How Blue, How Beautiful" von Florence (+ The Machine)

Florence Welch schreibt gerne Songs, in denen Wasser vorkommt, etwa "What The Water Gave Me" am letzten Album "Ceremonials".

Und auch am neuen Album gibt es ein Wasser-Lied: "Ship To Wreck" ist aber letztlich ein Beziehungslied mit Florence Welch selbst als "Schiffbrüchige". Weitere Songs, in denen es einen Wasser-Bezug geben könnte, hat Produzent Marcus Dravs "verboten". Also schreibt Florence nun über den Himmel.

Eine Odyssee, eine Seereise auf der so manches Hindernis zu umschiffen ist, ist das neue Album von Florence gewissermaßen dennoch geworden, auch wenn der Himmel nun über allem strahlt. Wie groß, wie blau und wie schön er ist, dieser Himmel; insgesamt, und im Besonderen der Himmel über Los Angeles. Florence Welch muss einen guten Tag erwischt haben, als sie dieser Himmel gefangennahm, einen Tag ganz ohne den berüchtigten Smog über L.A. Es war jener Tag während der letzten US-Tour, an dem Florence & The Machine im berühmten Hollywood Bowl Stadion spielten, als die Idee zum Song entstand. "How Big, How Blue, How Beautiful" ist dann nicht nur ein Song geworden, sondern auch der Titel vom neuen Florence-Album.

Florence Welch

Tom Beard

Das "+ The Machine" lässt Florence Welch am Albumcover diesmal weg, erst wenn man das Album in Vinyl- oder CD-Format umdreht, kommt "+ The Machine" zum Vorschein. Die Keyboarderin von Florence Welch - Isabella Summers, die ja den Spitznamen "Machine" trägt, ist aber weiterhin mit dabei, hat etwa mit Florence den Song "How Big, Bow Blue, How Beautiful" mitkomponiert.

Die Liste der Namen, die am neuen Florence & The Machine Album mitwirken, ist lang und eindrucksvoll. Florence ist ein Pop Star, wenn auch einer der ungewöhnlichen, abseits der Castingshow-Stars, und da kommt etwa der Brite James Ford - von Simian Mobile Disco - fürs Computer-Programming vorbei, eine absolute Meisterin wie Sally Herbert für die Streicherarrangements, oder Marcus Dravs nimmt im Produzentensessel Platz. Marcus Dravs verdiente sich erste Sporen im Tonstudio beim Electronic-Pionier Brian Eno, arbeitete dann mit Björk, Coldplay, Mumford & Sons oder auch mit Arcade Fire.

Bläser gibt es auch auf dem Album "How Big, How Blue, How Beautiful" - etwa ein Horn namens Kornett, oder ein Blechblasinstrumenmt das Euphonium heißt. "Ich wollte das Album zusammen mit Marcus Dravs machen, weil er sich auch gut mit dem Aufnehmen von Blasinstrumenten auskennt", meint Florence Welch.

Did I Build This Ship To Wreck?

Vor dem Entstehen von "How Big, How Blue, How Beautiful" nahm sich La Welch ein Jahr lang frei: "Viel Nachdenken war angesagt, sich fragen, wer bin ich, wo geh ich hin, als Mensch und als Künstlerin Florence."

Florence Welch: "I wanted this life, but I was confused about what it was that I wanted from it. Did I want to carry on the whirlwind from touring, or actually did I need some time that was just quite quiet, you know, to read and to reflect. And I think for a bit of that year I was quite caught between those two completely polar opposites. It was a lot of figuring out - like live, love and to live in your own time and space. All of a sudden it´s just your life, there´s no big show at the end of the day."

"Don´t touch the sleeping pills, they mess with my head", singt Florence Welch in "Ship To Wreck", einer der Singles aus dem neuen Album, in der sie sich nach dem Ende ihrer Beziehung fragt, "Did I build this ship to wreck?"

Florence Welch präsentiert sich für ein video im sogenannten Promo-Press-Kit der Plattenfirma in karminrotem Hosenanzug, samt überdimensionalem Schlapphut, und die Tochter einer Londoner Kunstakademie-Rektorin, spricht frank und frei von einer gewissen Neigung zur Selbstzerstörung, einem Nervenzusammenbruch, ihrem ersten eigenen Haus, ihrer Liebe zu den kalifornischen 70er-Jahre-Superstars Fleetwood Mac, oder auch einem für sie sehr bedeutenden Treffen mit einer Schamanin in Los Angeles, die einmal in einer Höhle im italienischen Portofino lebte und von Träumen inspirierte Bilder malte. Ein wenig nervig alles? Die Nabelschau einer doch etwas egozentrischen ex-Independent-Künstlerin, die rasch zum Star wurde? Ja, schon durchaus auch, mit dem nasalen Akzent der gehobenen britischen Mittelklasse, aber die Songs würden wahrscheinlich nicht so klingen wie sie klingen, hätte sich Dämonenjägerin Florence Welch nicht etwa mit der Traumdeutung beschäftigt. Und dass Florence durchaus ihr Herz am sozusagen rechten Fleck hat, weiß ich von Interviews mit ihr in der Vergangenheit.

Geschrieben hat Florence Welch die neuen Songs zum Teil in Los Angeles, aber "letztlich war es zu schön für mich dort, um zu komponieren", sagt sie, "ich brauchte die gewisse 'Dunkelheit', die London ausstrahlt, um die Platte machen zu können. Ich habe noch nie so lange an einer Platte gearbeitet wie an dieser", meint Florence Welch.

Florence Welch: "This idea of expanse and space and bigness, I mean, there was a bigness to "Ceremonials" too, but I think it was darker, it was about submersion, whereas I think this record is about elevation."

Weniger Eintauchen (ins Wasser) als sich erheben (in die Lüfte). Das ist ein schönes Bild. "How Big, How Blue, How Beautiful" sollte so klingen wie, ah, Tom Petty in den 70er Jahren, "wie er abhebt mit einem Privatflugzeug", fügt Florence Welch dem Wort "elevation" noch hinzu, bevor sie schallend lacht. Wörter wie "exzentrisch" und "neurotisch" werden in Zusammenhang mit Frauen wie Florence Welch gern verwendet, oder wenn es unter dem Charme-Mäntelchen eine Bezeichnung braucht, dann sagt man zu Persönlichkeiten wie Florence schon mal "kooky" - verrückt. Hey, it´s music, guter Pop wie er leibt und lebt bzw das tun könnte/sollte.

Florence forever - mit Songs, die stets leise beginnen, bis sie sich dann wie ein feuerspeiender Drache aufbäumen. Monster-Refrains gehören zum Pop, und auch wenn sie gelegentlich, ja, beinahe nerven können, Florence kratzt immer die Kurve, und eine Ballade gibt's ja auch auf "How Big, How Blue, How Beautiful" - das wunderschöne, dichte "St Jude", auf dem sich Florence zurücknimmt und direkt ins Herz trifft.