Erstellt am: 18. 11. 2014 - 11:48 Uhr
Über die Traurigmacher
Darf ich vorstellen: James Graham. Beim Eisessen:

The Twilight Sad
Der aufmerksame Follower der schottischen Musikszene hat dieses Foto vielleicht schon im Sommer auf den öffentlich-privaten Kanälen der Band erblickt. Apropos Sommer, da ist noch was Schönes passiert: James Graham Sänger, von Twilight Sad performt im Duett mit den Chvrches den Song "The Mother We Share".
Die Mutter ist in dem Fall Schottland, wo beide Bands herkommen. Bis vor dem Durchbruch der Chvrches war Martin Doherty, ein Drittel des Pop-Trios auch der Live-Keyboarder von Twilight Sad (hier in der Mitte).

Ondrusova
Album Nummer vier also. Noch bevor die erste Single, das großartige "There´s A Girl In The Corner" fertiggestellt war, ein Titel vom neuen Album kommuniziert wurde, hat James Graham in Interviews anklingen lassen: Jetzt will er´s wissen. Beim vierten Album muss es doch möglich sein, die Rechnungen zu bezahlen. Bei den Chvrches oder seinen Freunden von Frightened Rabbit funktioniert das doch auch. In dem langen Telefongespräch, das wir vor der US-Tour der Band führen, werden wir die Frage warum Twilight Sad nicht größer, bekannter und reicher sind auch nicht beantworten.
Ich erreiche James Graham auf seiner Arbeit: in Mogwa's Rock Action Records Zentrale. Unser Telefongespräch, seine Mittagspause also, dauert genauso lang wie die Fahrt vom Zentrum Wiens zum Flughafen Schwechat. Dort wo einem Tür und Tor zur weiten Welt offen stehen. Genauso lang wie auch die akustische Reise von Twilight Sads viertem Album dauert.

The Twilight Sad
Eva Umbauer über Twilight Sad´s Album „No One Can Ever Know“
Twilight Sad live:
Am 5.April im B72, Wien
Nobody Wants To Be Here And Nobody Wants To Leave.
Ein Gedicht von einem Titel! Es handelt von Sehnsucht: von Fernweh und Heimweh gleichzeitig. Das meiste Text-Material ist daheim im Haus der Eltern entstanden. In der schottischen Einöde namens Kilsyth. Die Enge der Kleinstadt, das überschaubare Dorfleben, kann genauso frustrieren wie inspirieren. Jeder Song ist ein eigenes Kapitel. Zwischen dem perfekten Opener Track "There´s A Girl In A Corner" und dem letzten Song auf dem Album, dem sehr langsamen "Sometimes I Wished I Could Fall Asleep" liegen Welten.
In diesen Welten gibt es Tod und Trauer. Verrat, Verlust, Verderben. Die ganze Palette menschlicher Abgründe. Es gibt halt so viel davon. Über menschliche Tragödien zu schreiben hat für den Sänger und Texter von Twilight Sad auch kathartische Wirkung. Das Image des traurigen, grimmigen Sängers hat der freundliche und gut gelaunte Musiker kultiviert. Nein, er wird sicher kein "I should be so lucky" schreiben, sondern weiterhin Songs wie "In Nowheres".
Twilight Sad haben die schottische Postrock-Schule besucht, sie haben statt Mathematik bei The Cure und den Manic Street Preachers studiert. Der von allen Ian Curtis-Geistern besessene Sänger spielt übrigens kein Instrument (Über die Zusammenarbeit zwischen der Bandmitglieder kann man bei Drowned In Sound schönnachlesen.).
So blöd das klingt macht es tatsächlich einen Unterschied beim Endergebnis: er hat kein Keyboard, keine Drums, keine Gitarre, die er bearbeiten muss und die ihn ablenken könnte. Sein Instrument ist der Stift, die Stimme, der Körper. Und dem widmet er sich - als ob sein Leben davon abhängen würde. Was es natürlich auch tut.
In ihrer Heimat sind Twilight Sad schon mit einem Orchester aufgetreten, haben auf ihren Touren zahlreiche Sessions zu zweit und einer Akustik-Gitarre gespielt oder sind als fünfköpfige Noiserock-Band unterwegs gewesen. Als Vorband von Mogwai, Manic Street Preachers oder Biffy Clyro. Sie haben auch schon ihre "wir spielen jetzt unser Debütalbum in voller Länge"-Tour hinter sich gebracht. Auf all diesen Bühnen und mit all diesen Konzertsettings fühlen sie sich wohl.
An ihren letzten Gig in Österreich können sie sich auch erinnern. Man darf und muss also jetzt schon verraten, dass Twilight Sad wiederkommen: am 5.April ins Wiener B72.
Da ist dann Frühling, die Jahreszeit in der uns Twilight Sad daran erinnern werden, wie grau und bleich der Winter war. Zur Vorbereitung: hört euch jetzt schon "It Never Was The Same" vom neuen Album an. Besser wird´s nicht!