Erstellt am: 14. 10. 2014 - 11:16 Uhr
Mark Bell ist gestorben
"It's with great sadness that we announce the untimely passing of Mark Bell of LFO who died last week from complications after an operation. Marks family & friends request privacy at this difficult time", hat Warp Records am Montag abend verlautbart.
LFO hieß Mark Bells erste Band, die ganz am Ende der 80er Jahre auch eines der allersten Signings von Warp Records war. LFO heiß auch die erste markerschütternde Single der Band, die sich nach dem Lo-Frequency-Oscillator, der Grundausstattung der meisten analogen Synthesizer benannt hat.
"Bass, how low can you go?", war die zentrale Frage dieser frühen britischen Techno-Generation, die sich da in Sheffield rund um das Warp-Hauptquartier scharte.
Bleeps und Klonks waren die sonischen Bausteine dieser kleinen Revolution, die bis heute dem geübten Raver Tränen der Freude in die Augen treiben kann.
Das ganze erste Album von Mark Bells LFO, das 1991 erschienene Frequencies, klingt bis heute frisch und zeitlos modern, verbindet Kraftwerk und Detroit mit britischer Industrial-Romantik und war der erste frühe musikalische Höhepunkt im Leben von Mark Bell.
Aber statt sich auf den Rave- und Techno-Frühwerken auszuruhen, hat Bell stets den Drang ausgelebt, die engen Genre-Grenzen der Dance-Musik-Konventionen zu überschreiten. Statt weiter dem "Four to the Floor"-Ruf des Tanzbodens zu folgen, hat sich LFO weiterentwickelt, nach einiger Zeit Pause ein zweites, "schwierigeres" Album namens „Advance“ gemacht. Und vor allem Björk getroffen.
Mit Björk verband Mark Bell eine lebenslange enge musikalische Freundschaft. Sie suchte nach ihrem Durchbruchsalbum "Debut" nach neuen kristallinen elektronischen Formen, er nach einer Person, die sich ohne Angst weit über den popmusikalischen Horizont hinauswagte.
Was mit dem Björks Album "Homogenic" begann, reichte in unterschiedlichen Intensitäten bis zu Björks letztem Projekt "Biophilia", an dem Mark Bell wieder beteiligt war. Aus den Bleeps und Klonks von Mark Bells Frühwerk sind Flächen und Sounds entstanden, die sich jeder Beschreibung entziehen.
Aus Mark Bell wurde ein gefragter Produzent (Depeche Modes "Exciter" Album zum Beispiel) und Remixer. Die elektro-akustischen Entwürfe von Mark Bell wurden von Acts wie Radiohead aufgenommen und in Stadionrock der neuen Art verwandelt.
Als Björk vor kurzem auf ihrer Facebook-Seite den Mark Bell-Remix ihres Songs "Possibly Maybe" veröffentlicht hat, war vielleicht mehr als eine Ahnung im Spiel, dass Bell nicht mehr lange als musikalischer Partner in crime zur Verfügung stehen würde.
Mark Bell wurde nur 43 Jahre alt.