Erstellt am: 10. 9. 2014 - 12:28 Uhr
Losing it: Austra
Die gute Nachricht zuerst: Ja, Austra arbeitet an neuen Songs. Einfach war es für sie nicht, das "Schreiben auf Tour" zu erlernen. Mittlerweile passt ein Aufnahmestudio aber ins Handgepäck und die Zeiten des DIY-Tourens, wo Katie Stelmanis mit ihrer Bandkollegin Maya Postepski ein Drumset in öffentlichen Verkehrsmitteln zu Venues gefahren hat, sind auch vorbei.
Seit drei Jahren ist Austra quasi permanent auf Tour, zuerst mit dem Debüt "Feel It Break", letztes Jahr ist "Olympia" erschienen und heuer haben sie eine EP nachgelegt mit dem Song „Habitat“. Nachfrage bestimmt das Angebot, zuvor kursierten von "Habitat" nur Liveversionen, jetzt auch also die "proper" Aufnahme.
Für ein Duran Duran Tribute Album haben Austra heuer ihre Cover-Version des Songs "American Science" beigesteuert.
So viel also zur Auflistung der haptischen Güter, die man von Austra erwerben kann, um vom Beobachter zum Fan zu werden.
Schlechte Nachrichten gibt es bei Austra eh keine. Es gab Menschentrauben beim gestrigen Konzert in der Arena, die vom ersten Takt an mitgetanzt haben, was für Wien-Verhältnisse schon eine positive Überraschung war. Auf der Bühne war die mit Hut und goldenem Hemd ausgestattete Katie Stelmanis, die sich mit ihrer dreiköpfigen Band im Rücken vor allem auf das Singen und Performen konzentriert hat.
Austra treten am Donnerstag 10.9. im Salzburger Rockhouse auf.
Austra ist großartig. Wer Bands mag, bei denen die Stimme das zentrale Instrument ist, ist bei Austra richtig. Zwei Fragen haben mich beim gestrigen Konzert allerdings rastlos gemacht: Erstens: Elektro-Pop. Ist das wenn man als organische Instrumenten-Band auch auf die Discokugel Anbetung nicht verzichten will? Wenn ja, dann kommen wir zum zweiten Punkt: Tempo. Bis auf wenige Ausreißer kommen Austra Songs eher aus der Abteilung midtempo. Wenn nicht langsam.
Das ist so wie beim Fliegen: Bis das Flugzeug die Startrampe erreicht und beschleunigt und abhebt und über den Wolken fliegt, tuckert es zwar machtvoll aber langsam und gemächlich zur Startposition und wartet mit brummenden Turbinen (oder was das da halt ist) auf die Erlaubnis der Beschleunigung. Das ist zwar ein total schöner Moment für jemanden, der wie ich am liebsten nur in feuerfester Montur und Helm und Fallschirm in ein Flugzeug steigen würde. Aber weiterkommen tu ich halt erst, wenn ich in der Luft bin.
Das mag vielleicht ein ungerechter Vergleich sein, weil die Momente des „Abhebens“ hat es beim Konzert zeitweise auch gegeben. Aber nicht genug. Insofern muss ich mich wohl an der Nase packen, weil mit vorgefertigten und dann auch noch falschen Erwartungen im Hinterkopf und den Tanzbeinen auf ein Konzert gehen, das ist ja der ur Anfänger-Fehler. Das soll mir nicht nochmal passieren.