Erstellt am: 29. 10. 2013 - 15:10 Uhr
Es wird besser!
Händchen halten - eins der natürlichsten und selbstverständlichsten Dinge, die man so tut, wenn man verliebt ist. Eine intime, aber unschuldige Art dem geliebten Wesen und der Welt zu zeigen, man liebt, wird geliebt und gehört zusammen. So einfach und harmlos und trotzdem traut sich eine große Mehrheit von homosexuellen Paaren nicht, es in der Öffentlichkeit zu tun. Die Angst vor negativen Konsequenzen ist zu groß.
Das ist eines der Ergebnisse der 2012 von der European Union Agency For Fundamental Rights (FRA) durchgeführten Umfrage unter Europas LGBT (lesbian, gay, bisexual, trans) - Community.
Sinn und Zweck dieser auch hier in Österreich durchgeführten Umfrage war ein umfassendes Bild der Befindlichkeit und Lebensrealität von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen zu erhalten. Eine Basis, aufgrund der die FRA der EU und den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten Empfehlungen aussprechen kann, welche Maßnahmen zu treffen sind, damit die fundamentalen (Menschen-)Rechte von LGBT-Personen effektiv respektiert, beschützt und erfüllt werden.

EU LGBT Survey
Befragt wurden Menschen ab 18 Jahren und auffällig ist, dass eine Mehrheit der Befragten angeben, die schlimmste Zeit während ihrer Schulzeit gehabt zu haben. Angst vor Mobbing und Übergriffen verstärken besonders in dieser Zeit den Drang zu verstecken, wer und was man ist.
Hinzu kommen oft die für diese Lebensphase so typischen Zweifel und Ängste, nicht der Norm zu entsprechen und niemals jemanden zu finden, der die eigenen Gefühle erwidert. Besonders in ländlichen Gebieten fehlt es oft an Infrastrukturen und geeigneten role models, die vor dem Gefühl befreien „falsch“ zu sein.
All das zusätzlich zur Ausgrenzung und Diskriminierung, einer geringen sozialen Unterstützung, vor allem auch durch die eigenen Eltern führt dazu, dass homosexuelle Jugendliche eklatant öfter depressiv sind, an Selbstmord denken, diesen dann auch planen und versuchen. Statistiken sagen, dass homosexuelle Jugendliche ein bis zu sieben Mal höheres Suizidrisiko haben!
It gets better
2010 gab es in den USA eine Reihe von Selbstmorden von männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren. Manche der Teenager hatten im Vorfeld sogar explizit darauf aufmerksam gemacht, dass sie gemobbt würden weil sie schwul sind. Einige kündigten die Absicht sich umzubringen (in sozialen Netzwerken) an, und trotzdem konnten diese Suizide nicht verhindert werden. Offensichtich gab es niemanden, der diesen jungen Leuten zur Seite stehen konnte, ihnen genug Mut gemacht und sie beschützt hätte.
Betroffen und aufgerüttelt durch diese Ereignisse, startete der amerikanische Journalist und Autor Dan Savage die Kampagne „It gets better“. Eine Plattform auf der Videobotschaften gesammelt werden, die homosexuellen Jugendlichen Mut zusprechen sollen.
Tausende schwule, lesbische, bisexuelle und transidente Menschen aller Altersklassen luden ihre Videos hoch, aber auch viele Prominente wie US-Präsident Barack Obama , die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton, Lady Gaga und Kesha.
Belegschaften von großen Unternehmen, darunter Apple, Google, Facebook und Pixar drehten It gets better-Videos und immer noch werden tagtäglich neue Videos hochgeladen, die Jugendliche stärken sollen und ihnen zeigen, dass nach harten Zeiten auch wieder gute kommen. Diese Videos sind teilweise sehr bewegende und persönliche Botschaften, hier einer meiner Favoriten.
Aufgrund des großen Erfolges in den USA, starteten auch andere Länder ihre eigenen “It gets better“ Kampagnen, darunter Dänemark, Spanien, Mexiko, Italien, Schweden, Schweiz, Moldawien, Australien und mehrere Länder Lateinamerikas. Sogar das europäische Parlament ließ es sich nicht nehmen, seinen Teil zu dieser tollen Kampagne beizutragen.
Seit August diesen Jahres gibt es „Es wird besser“ auch in Österreich. Dringend benötigt. Eine Studie von 2004 zeigt, dass fast jeder dritte Selbstmordversuch in Österreich von homosexuell orientierten Menschen begangen wird.
Initiatoren der österreichischen „Es wird besser“ – Kampagne sind Feri Thierry und Marco Schreuder und bisher sind an die 40 Videobotschaften eingelangt.
Unter anderen dieses hier:
Dario war übrigens auch gestern einer der Proponenten in einem Beitrag der Sendung Thema mit dem Titel "Schwieriges Outing - Hilfe für Homosexuelle Jugendliche, den man sich noch eine Woche lang in der ORF TV-Thek ansehen kann.
Wer homo- bi- und transsexuellen Jugendlichen ebenfalls gerne Mut machen möchte und/oder eine aufbauende Geschichte zu erzählen hat, kann selbst ein Video einsenden und damit dem einen oder anderem jungen Menschen vielleicht helfen durchzuhalten, bis es besser wird.