Erstellt am: 5. 9. 2013 - 11:37 Uhr
This Shit Hits Deep
Eigentlich ist Justin Vernon ja ein geselliger Mensch und gar nicht sosehr der Einsiedler aus der Holzhütte irgendwo in Wisconsin, als der er unter dem Namen Bon Iver bekannt geworden ist. Verschiedene musikalische Projekte betreibt dieser Mann - etwa auch ein Plattenlabel, das Musik von KünstlerInnen veröffentlicht, die ihm am Herzen liegt, die aber völlig untergegangen ist, oder er arbeitet mit Musiker-KollegInnen wie Austra zusammen, oder gar mit Pop-Schwergewichtern wie Alicia Keys oder Kanye West. Unter dem Namen Volcano Choir veröffentlichte Justin Vernon vor ein paar Jahren ein Album mit dem Titel "Unmap". Experimenteller als der Bon-Iver-Indiefolk war es, zerfledderter, unfokussierter, weniger songorientiert und insgesamt schwieriger zu hören. Genauso wie die Musik von Bon Iver erschien das Volcano-Choir-Debut beim US-Plattenlabel Jagjaguwar, das in Bloomington, Indiana, im Mittleren Westen der USA, seinen Sitz hat und etwa auch das Zuhause des wuchtigen Sounds der Band Black Mountain ist.

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jagjaguwar
"Repave" von Volcano Choir ist bei Jagjaguwar erschienen.
Die Anfänge von Volcano Choir gehen bis ins Jahr 2005 zurück. Justin Vernon war ein großer Fan von Collections Of Colonies Of Bees, einer Instrumentalband aus Milwaukee, Wisconsin, angeführt von Chris Rosenau und Jon Mueller. Bluegrass - ein Country-Subgenre, wo Gitarre und Mandoline das Schlagzeug ersetzen - in einem modernen Stil war die Spezialität von Collection Of Colonies Of Bees. Was erst nur als Studioprojekt begonnen hatte, wurde zu einer Band, als eine Einladung aus Japan kam. Ach, ein paar Konzerte im fernen Japan, geht schon, dachten sich Volcano Choir, um dabei dann aber doch auf den Livegeschmack zu kommen. Ein paar Jahre später ist es jetzt also endlich wieder so weit: Volcano Choir sind zurück.
Justin "Grenzgänger" Vernon
"Repave" heißt der neue Longplayer von Volcano Choir. Der Titel bezieht sich auf das Bereiten eines Weges. Manchmal kommt man vom Pfad ab, sagt Justin Vernon, und man muss sehen, wie man wieder darauf zurück kommt. Oder man muss neue Wege beschreiten, etwa wenn man dauernd mit dem Kopf gegen die Wand rennt. Was das Rennen-gegen-die-Wand in seinem Fall gewesen sein könnte, lässt Justin Vernon offen. Auf jeden Fall ist "Repave" aber eine tolle Platte geworden, ein kraftvolles, energetisches Barockpop-Werk mit allerlei Details, das absolut kein etwaiger Lückenbüßer während der Wartezeit auf das nächste Bon-Iver-Album ist.
Justin Vernon hat ja letztes Jahr angekündigt, dass er sich sehr viel Zeit lassen möchte für das nächste Bon-Iver-Album. "Repave" von Volcano Choir ist aber durchaus auch eine Fortsetzung von der Musik, die Justin als Bon Iver macht. Ja, "Repave" ist ja wirklich fast dem Sound von Bon Iver näher als dem des 09er-Debuts von Volcano Choir, zumindest auf den ersten Blick. Klar, bei Bon Iver gibt es keinen Gitarrengott wie Chris Rosenau, und der ambient vibe von "Unmap" ist zumindest im Ansatz auch noch da.
"Repave": ein paar der Songs
If you like this, try these:
Broken Social Scene, Arcade Fire, The National
- "Byegone": die erste Single vom Album. Eine tolle Rockballade. Modest Mouse meets Fleetwood Mac. Coldplay, move over! Wie ein Kurzfilm. Ein Wisconsin-Song. Der Heimatstaat von Justin Vernon spielt ja immer wieder eine Rolle in seinen Songs.
- "Comrade": Die zweite Single vom Album. Erinnert etwas an Grizzly Bear.
- "Alaskans": Enthält einen Gedicht-lesenden Charles Bukowski als Sample.
- "Acetate": Alle singen: "Shout it, shouit it gold and loud, no longer feeling tepid now!" Yeeeah.
- "Tiderays": Postrock meets Bon Iver. Captain Beefheart als Inspirationsquelle.
- "Keel": Superschön.