Erstellt am: 14. 7. 2013 - 10:37 Uhr
Rothe-Krebs-Hilfe gesucht!
Update
Der „Rothe Krebs“ an der Linzer Donaulände, welches seit dem Hochwasser Anfang Juni geschlossen ist, wird nicht wieder aufsperren. Das berichtet ooe.orf.at am 16.7.2013: Kultlokal „Rother Krebs“ bleibt geschlossen
Vor gut einem Monat ist die Linzer Donaulände im Hochwasser versunken und mit ihr das Grand Hotel zum Rothen Krebsen.
Das Lokal wird vom Kulturverein "Institut für erweiterte Kunst" betrieben und gilt als Sammelbecken für Kunst-Uni-Studenten, Kreative aus der Linzer Subkultur und Freunde der liquiden Kleinode.

A_Kep
Home, Sweet Home war einmal!
Vor zwei Tagen sind die emsigen Renovierungsarbeiten im Rothen Krebs abrupt zum Stillstand gekommen. Das Entfeuchtungsgeräts rattert zwar noch, aber sonst tut sich hier gerade nichts mehr: Das Werkzeug liegt herum, das Podest für die neue Bar steht schon und von der Wand kann man ablesen, dass das Wasser eineinhalb Meter hoch im Raum gestanden ist.
Hannes Langeder, der Betreiber des Rothen Krebses hat diese Woche ein Kündigungsschreiben von den Anwälten des Haus-Eigentümers, der LSW-Stiftung, bekommen. Nach dem Hochwasser ist das der nächste Schock für ihn, seine Mitarbeiter und Gäste:
„Es wird das Mietverhältnis gekündigt, weil die Räumlichkeiten nicht mehr sanierbar sind und die Versicherung nur bis zu einem gewissen Bereich gedeckt ist und die Sanierungskosten würden das bei weitem überschreiten. Aber das ist eigentlich vollkommen falsch. Wir haben auch schon ein Angebot gemacht, dass wir auf verschiedene Sachen verzichten, im Gegenzug für eine Mieterleichterung.“

Rother Krebs/Hannes Langeder
Aber die Hausverwaltung und der Eigentümer wollen nichts davon wissen. Das Gebäude, in dem sich der Rothe Krebs befindet, gehört der LSW-Privatstiftung von XXXLutz-Miteigentümer Andreas Seifert. Anfang des Jahres hat die LSW-Privatstiftung laut APA 10,5 Millionen Euro in Luxus-Immobilien in Kitzbühel investiert.

Rother Krebs/Hannes Langeder
Shitstorm
Auf der Facebook-Seite von XXXLutz wird heftig gegen den Rauswurf protestiert und weil die Möbelfirma nicht darauf reagiert, sondern angeblich auch Postings löscht, werden die User immer wütender. Hannes Langeder über die Social-Media-Protestflut:
„Es ist nicht unsere Absicht gewesen, dass es da jetzt einen Shitstorm bei XXXLutz gibt. Aber es ist halt so, dass der XXXLutz auf seiner Homepage mit der schnellen und unbürokratischen Hilfe für Hochwasseropfer wirbt und da fragt man sich halt, warum er uns nicht schnell und unbürokratisch helfen möchte. Aber ich hoffe, dass er seine Meinung noch ändert.“
Das Dubiose an der Geschichte ist nicht nur die Frage, ob da eine Möbelkette Social Responsibility bloß heuchelt, sondern auch die Tatsache, dass Teile des Hauses laut Langeder schon saniert wurden:

Rother Krebs/Hannes Langeder
„Für das Haus ist der Schaltkasten sofort repariert worden, unserer wartet nach wie vor darauf. Das hätte man schon längst machen können. Das ist vielleicht eine Verzögerungsaktion. Wir wissen nicht, was die Hintergründe sind. Man hätte auch beim Katastrophenfonds ansuchen können, wenn jetzt der Besitzer so wenig Geld hat. Es hätte mehrere Möglichkeiten gegeben. Eigentlich muss ein Besitzer ja auch Mietrücklagen machen, dafür, wenn es Probleme mit dem Haus gibt. Und da in den letzten Jahren gar nichts saniert worden ist, müsste da ja einiges an Geld da sein.“
Laut Langeder müsste die Hausverwaltung bzw. der Besitzer neue Türen einbauen und neue Elektroleitungen legen, dann könnte der Rothe Krebs in zwei Wochen wieder aufsperren. Wenn das Lokal also doch sanierbar ist, warum legt sich die Hausverwaltung quer? Langeder vermutet folgendes:
„Wir haben eigentlich nie ein gutes Verhältnis mit der Hausverwaltung gehabt, weil wir ja auch die Betriebskosten überprüfen haben lassen, weil die über mehrere Jahre hin nicht gestimmt haben. Zum Besitzer haben wir ja noch nie einen Kontakt gehabt. Die wollen uns wahrscheinlich irgendwie loswerden. Ich hab auch schon gehört, dass sie jetzt gehobene Gastronomie hereinbringen wollen, aber das versteh ich nicht, weil wir ja selber auch gehobene Gastronomie sind“.
Provisorium in der Tabakfabrik
Momentan hat der Rothe Krebs ein Ersatzquartier in der Tabakfabrik aufgeschlagen, doch Hannes Langeder und sein 20-köpfiges-Team würden gerne wieder in die alten Räumlichkeiten zurückkehren. Ihr regulärer Mietvertrag würde noch bis 2015 gehen, danach könnte man sich gut vorstellen, fix in die Tabakfabrik zu übersiedeln. Aber von dort gibt es noch kein grünes Licht, weil laut Langeder noch eine entsprechende Widmung fehlt.

Rother Krebs
Wie schaut das eigentlich von der rechtlichen Lage her aus? Darf die Hausverwaltung den Rothen Krebs vor Ablauf des Mietvertrags einfach vor die Türe setzen:
„Es ist auch den Rechtsgelehrten nicht ganz klar, warum man das vom Zaun brechen will. Es hat bis jetzt nur einen Fall gegeben, wo dieser Paragraph angewendet worden ist, und zwar bei einem Haus, das vollkommen abgebrannt ist. Das war in den Siebziger Jahren“, sagt Langeder.
Der XXXLutz räumt?
FM4 hat den Pressesprecher der Firma XXXLutz, Thomas Saliger um ein Statement gebeten und folgende Antwort erhalten:
„Von Seiten XXXLutz gibt es dazu keine Stellungnahme, weil diese Angelegenheit rein gar nichts mit dem Handelsbetrieb XXXLutz zu tun hat und eine Vermischung absolut unzulässig ist.“
Die Hausverwaltung hat andere Vorstellungen
Astrid Lipp-Grohs, die Hausverwalterin des Gebäudes, in dem sich der Rothe Krebs befindet, war zu einer telefonischen Stellungnahme bereit:
„Anfang 2015 endet der Mietvertrag und der wäre sowieso nicht verlängert worden. Das weiß der Herr Langeder auch. Ich müsste jetzt 100.000 Euro in das Objekt stecken, von der Versicherung bekommen ich nur 7.000, und das für höchstens zwei Jahre. Weil dann muss ich ja sowieso neu denken, was mit dem Gebäude geschehen soll.“
„Abreißen darf ich es nicht, weil es steht ja unter Denkmalschutz. Aber in dem Zustand, wie das Haus jetzt ist, kann ich es weder verkaufen noch vermieten. Die Wände, ja auch das Gestein, auf dem das Gebäude steht, ist ja mittlerweile schon durchtränkt, da habe ich womöglich bald den Schimmel im ganzen Haus."
Die Lösungsvorschläge von Langeder erscheinen Lipp-Grohs als nicht sehr sinnvoll: „Er wollte Holzwände vor dem vom Wasser beschädigten Gemäuer aufziehen. Das ist nicht das, was ich mir für dieses Haus vorstelle!“
Wie geht’s weiter?
Hannes Langeder wird sich rechtlich wehren und hofft, dass der Besitzer einlenkt: „Die nächste Möglichkeit ist die Schlichtungsstelle beim Magistrat, die das begutachten müsste, ob das Haus jetzt so kaputt ist, dass das nicht mehr sanierbar ist. Somit können wir nur abwarten, was da jetzt passiert, was aber schlimm wäre, wenn das zu lange dauert, weil uns das dann in der Existenz wirklich bedroht. Deshalb müssen wir schauen, dass wir den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufnehmen.“
Wir halten euch auf dem Laufenden!