Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "SXSW 2013"

21. 3. 2013 - 12:02

SXSW 2013

Die Wiener Band Plaided auf der wichtigsten Popmesse der Welt, dem South by Southwest Festival in Texas

von Veronika Eberhart, Sängerin von Plaided

Plaided wurden auf Vorschlag des britischen Labels Damnably eingeladen beim internationalen Festival SXSW in Austin (USA) zu performen. Das Duo, bestehend aus Veronika Eberhart und Julia Mitterbauer, sagte zu und reiste mit Labelmama Andi Dvorak (Fettkakao) am Bass und Clemens Ederer an der Feedbackgitarre wintermüde ins sonnige Texas.

South by Southwest kurz SXSW, ist ein mehrtägiges Festival, samt Panels Konferenzen und Networking Partys, das die Sparten Film, Musik und Interaktive Medien umfasst und sich seit seinen Anfängen (1987) zu einem unüberschaubaren internationalen Spektakel für Marken-Agenturen-Labels-Booker-bla-bla entwickelt hat.

Allein für das Musikfestival reisen tausende Bands in die texanische Hauptstadt, um jeden Winkel der Innenstadt zu beschallen. Das mehrseitige Programmheft schmückt sich neben vielen (noch) unbekannten MusikerInnen auch mit Namen wie Justin Timberlake, Snoop Dogg, Flaming Lips und Yeah Yeah Yeahs. Aufgeteilt auf hunderte Bühnen und Venues hat das Lineup also einiges zu bieten. Anfühlen tut sich das Ganze dann so, als würde man durch den Wiener Prater schlendern, nur statt Autodrom und Tagada wird man von einem Mix aus HipHopCountryHardcorePunkIndie eingeholt.

Plaided am SXSW

Andreas Dvorak

Ich könnte hier natürlich auch mit den Worten der Band DIIV beginnen, die auf ihrer Facebook-Seite schreiben „Corporate money everywhere but in the hands of the artists, at what is really just a glorified corporate networking party. Drunk corporate goons and other industry vampires and cocaine. Everyone is drunk, being cool. 'Official' bureaucracy and all their mindless rules. Branding, branding, branding.“

Christian Pausch hat Plaided, vor ihrem SXSW-Gig zum Interview getroffen und noch ein wenig früher auch ihr erstes Album "Playdate" besprochen.

Ich könnte DIIV aber auch entgegenhalten, was SXSW so besonders und lebendig macht, sind weniger die Keynotes von Dave Grohl oder Amanda Palmer sondern die zig unofficial Shows die parallel zum offiziellen Programm stattfinden. Während die offiziellen Venues, wo auch DIIV auftraten, vor allem von Business-Menschen (erkennbar an ihren großen Badges) besucht werden und für den normalen Fan kaum leistbar sind, sind die unofficial Shows meist gratis und wild. Viele Bands verbinden beides und treten daher mehrmals während des Festivals in unterschiedlichen Kontexten auf.

Auch wir wurden neben unserem offiziellen Auftritt, für zwei weitere Konzerte von privaten Bookerinnen angefragt. Dort passierte auch genau das, was ich am Touren am meisten mag: Das Kennenlernen und Tratschen mit anderen MusikerInnen und HörerInnen, die genau so süchtig nach Konzerten sind wie ich.

Hat man es geschafft, sich einen ungefähren Überblick aller stattfindenden Shows zu verschaffen, heißt es abwägen. Alles ist einfach nicht möglich. Hier ein paar musikalische Highlights meiner Woche beim SXSW.

Dienstag: Pattern Recognition

Kein schlechter Start in den Tag mit einem Nachmittagskonzert von Thurston Moores neuer Band Chelsea Light Moving. Danach eine Indoor Punk Show unserer Freunde Japanther mit denen wir zuvor in Boston und NY gespielt haben. 1 Moshpit, 2 vegane Burger und 3 Melonensäfte später ein formidabler Tagesabschluss mit Marnie Stern (und das nicht nur wegen ihrer Vagina-Witze auf der Bühne).

Mittwoch: Oh my Dog

Unser erstes Konzert in Austin findet im Rahmen der Girls Rock SXSW Day Party statt, das vom Girls Rock Camp Austin organisiert wurde. Vor uns auf der Bühne, ein bekanntes Gesicht: Sookee aus Berlin. Obwohl sich so ein Nachmittagskonzert in der Sonne mit Feedbackgitarren zunächst ungewohnt anfühlt, beseitigt ein Fünfjähriger nach der Show alle meine Zweifel, als er auf mich zusteuert und mit ernster Miene sagt: You did really well!

Nach kurzer Rast im Schatten (es ist heiß in Texas) werden wir von FreundInnen unserer Hosts mit dem Pickup-Truck zur nächsten Venue gebracht. BD Rileys, ein irisches Pup auf der 6th Street, mitten in Downtown, wo sich die Straßen bereits mit Menschenmassen füllen. Bevor wir um Mitternacht selbst vor Cowboyhüten, Bierkrügen und MusikarbeiterInnen unseren offiziellen Showcase spielen werden, bleibt noch genügend Zeit, um eine Straße weiter zu schlendern, wo Iggy Pop and the Stooges bereits den Mond anheulen.

Donnerstag & Freitag: The Show must go on

Neben zwei Label-Showcases von Burger Records und Hardly Art, wo man jedes Konzert blind besuchen kann und Bands wie The Coathangers oder Shannon and the Clams unsere Herzen höher schlagen lassen, bleibt mir vor allem das energetische Konzert des New Yorker Duos Talk Normal auf der Bühne des charismatischen Clubs Cheer up Charlies in Erinnerung.

Samstag: Hold on Tight

Genau dort wo Talk Normal ins Schlagzeug gedroschen haben, stehen auch wir 24 Stunden später für unser letztes und schönstes SXSW-Konzert auf der Bühne. Eingebettet zwischen Vacation Eyes, der neuen Band von Jenny Hoyston (Erase Errata), Guantanamo Baywatch und Light Asylum fühlen wir uns von der hinreißenden Bookerin wohlverstanden und insgesamt gut aufgehoben.

Sonntag: Let go

Der letzte Tag von SXSW, unser letzer Tag in Austin. Ja, heute könnten wir auch noch irgendwo in der Stadt YO! Majesty sehen, aber 35 Grad lassen uns doch lieber in das kalte Wasser von Barton Springs eintauchen.