Erstellt am: 11. 2. 2013 - 19:00 Uhr
Als Adam Binki traf
Adam Green und Binki Shapiro machen gemeinsame (Musik-)Sache: Entzückende Musik. Gleich der Album-Opener lässt einen Binki und Adam verfallen. Luftig, warmherzig, melancholisch, Sixties-inspiriert. "Here I am, meet me as before and more again", heißt es in "Here I Am".
Adam Green haben wir mehrmals zuvor getroffen, den Anti-Folker mit der sympathischen Großmaulattitüde. Solo oder als eine Hälfte - neben Kimya Dawson - der Moldy Peaches sind wir ihm begegnet; seine Konzerte, seine Songtexte, wo er sich etwa Gedanken über den US-Star Jessica Simpson macht. "Where has your love gone, it´s not in your music, no", sang er im Song "Jessica Simpson". Deftig ging es schon mal zu in den Lyrics des guten alten Art-School-Adam, im Stück "Carolina" etwa: "Carolina, she´s from Texas, red bricks drop from her vagina. Oh, her lips just taste like sunken ships, but her breasts are just like breakfast." In "Emily" redete Adam Green nicht nur von Emily, auch Eleanor und Jennifer kamen vor. Girls galore bei Adam Green? Das war der alte Adam, jetzt gibt es einen neuen. Gut so. Was Bessereres als Binki Shapiro konnte ihm nicht passieren.

adam green/binki shapiro
Wo Adam Green gern mal dick auftrug - Anti-Folk hin oder her - allein von seinem Gestus her, seinem Crooner-Gesangsstil, ist Binki Shapiro das genaue Gegenteil. Eine unaufgeregte, wunderschöne Stimme, die wir schon von der Band Little Joy ("Next Time Around") kennen, oder vielleicht auch aus dem Umfeld von Beck Hansen. Ihre Little-Joy-Partner sind - oder waren? - Fabrizio Moretti von den Strokes und Rodrigo Amarante von der brasilianischen Band Los Hermanos, und bei Beck sang sie Songs von Leonard Cohen - für sein Record Club Projekt. Binki hat Adam fest im Griff, trotz augenscheinlich lockerer Atmosphäre, und einmal braucht sie ihn dann überhaupt nicht: "Don´t Ask For More" singt sie nicht im Duett mit Adam, wie die meisten anderen Songs des Albums, sondern alleine. Nancy ohne Lee, sind die beiden doch eine Art modern day Nancy Sinatra und Lee Hazlewood bei diesem Projekt.
A Match Made In Heaven
Aber neun Mal singen Binki und Adam gemeinsam. "Ask me things with no warning", singt sie, und er antwortet darauf: "She used to lie and abide". Sie fügt ein paar harmony vocals ein: "Just to make me feel good". Ein Traum. Trotz, oder gerade wegen der Pärchen- Schlagabtäusche: "Why are you always finding new ways of wasting my time?", fragt Binki Shapiro. Adam Green verschlägt es die Sprache, auch auf diesem Stück namens "Casanova" singt er nicht. Dafür ist er am nächsten Song, "Pity Love", gleich superpräsent, ohne die Stimmung zusammenzuhauen. Ganz das Gegenteil, Adam, wie er sensibler nicht sein könnte. Nein, dieser Adam ist kein frecher Intellekto-Elefant im Indiepop-Porzellanladen mehr. Die twists and turns, die in diesen kleinen Songgeschichten vor sich gehen, könnten gelungener nicht sein. Die Darbietung von Adam und Binki einfach perfekt.
Dann übernimmt wieder Binki die Lead-Rolle: "I may be a baby, but not forever", singt sie, und auch hier überlässt Adam Green seiner Partnerin den kompletten Song, bevor die beiden dann auf "Pleasantries" einander wieder die Songzeilen wie kleine Bälle zuwerfen: "I punish myself with you." Selten hat ein verstohlenes Über-Den-Zaun-Gucken, hinter dem Binki und Adam agieren, mehr Freude gemacht.
Der nächste Song, "I Never Found Out", hat ein gutes Tempo, und das darauffolgende Stück zeigt Adam Green wohl in seiner besten Lee-Hazlewood-Rolle am Album, obwohl er ihn eigentlich gar nie wirklich nachmacht, und er auch insgesamt bisweilen fast ein wenig mehr dem großen Franzosen Serge Gainsbourg nahe kommt.

UNiversal Music
Das Album "Adam Green & Binki Shapiro" ist bei Rounder/Universal erschienen. Das Stück "Collage", das letztes Jahr erschien, ist nicht dabei. Es war eine Coverversion eines Sechziger Jahre Songs der James Gang, der Band von Joe Walsh, dem späteren Mitglied der Siebziger Jahre Softrock-Stars The Eagles. Das Sück hätte nicht in das Album-Konzept gepasst.
Das letzte Stück trägt den großen Titel "The Nighttime Stopped Bleeding", enthält ein Cello und bildet das epische, cinematisch-dramatische Finale zu diesem match made in heaven. Als Adam Binki traf. Sie sind die besseren She & Him, jedenfalls wenn man bei Matt Ward und Zoe Deschanel einen gewissen Humor vermisst. Man kann sich beide ohne einander schon gar nicht mehr vorstellen, auch wenn sie mehrere tausend Kilometer zwischen NYC und L.A. trennen, und Adam und Binki auch - wohlgemerkt - kein Paar sind. Beide hatten gerade Liebesbeziehungen hinter sich gebracht, als sie die Idee zu diesem Album hatten.
Der Multiinstrumentalistin und Sängerin Binki Shapiro und dem Sänger/Gitarristen Adam Green ist im Studio, bei den Aufnahmen des Albums, ein gewisser Noah Georgeson zur Seite gestanden. Er war zuvor sowohl mit Adam Green im Studio, als auch mit Little Joy, und er hat den Stimmen, der Instrumentierung und den Arrangements viel Liebe, Geduld und letztlich absolute Perfektion geschenkt. Binki und Adam, biiitte geht nicht auseinander!