Erstellt am: 27. 6. 2012 - 21:02 Uhr
She's Done It Again
Angus & Julia Stone. Von diesen Namen erzählten sich Feinspitze des sensiblen Gitarrenpop mit Folk-Anleihen vor ein paar Jahren. und gehörte man zu denen, die noch nichts von den beiden wussten, dann lief man Gefahr, nicht so ganz dazuzugehören. Schließlich wurde von Angus & Julia Stone da fast wie von zwei Talenten, die nicht von dieser Welt zu sein schienen, erzählt.
Nun ja, schön, dass Musik und die Menschen, die sie machen, solch Begeisterung und Faszination auslösen können. Aber als Angus & Julia Stone - ihre Platten zuerst, und dann die beiden leibhaftig - es auch nach Wien schafften, zu einem Konzert in der Arena, da war der Zauber gewiss da, aber beide entpuppten sich dann doch, eh klar, ganz und gar von dieser Welt. Da war ich aber froh. Angus, der kleine Bruder aber doch der Bandleader und die recht vernünftige große Schwester, die auf das (Hippie-)Brüderlein schaut, und mit ihm zusammen auch schon mal einen Hit von Olivia Newton-John - die ist ja schließlich auch Australierin ist - coverte.

Stone
Julia Stone nennt ihr neues-Soloalbum "By The Horns" und erklärt diesen Titel und den dazugehörigen Song im - von der Plattenfirma zur Verfügung gestellten - Interview (etwas geheimnisvoll) so:
"'By The Horns' is such a tragedy. (lacht) It´s so heavy. I don´t even like talking about it. But I think, it´s cool how it turned out actually. I guess, you know, you are like a sleeping animal in your comfortable space and the sun is shining on you and everything is really nice and peaceful and somebody comes in and grabs you and wakes you up, you know, and at first you are a bit angry that you´ve been woken up from this pleasant slumber. I guess now I look back and I think, I´m so happy that I got woken up from my slumber, because I was just dreaming, and to have somebody, even when it´s uncomfortable, pull you into life can be a really good thing."

Radio FM4 / Picture Show Records/EMI
Und da wären wir auch mitten drin in dem, worum es bei Julia Stone geht: Sweetness on the outside, darkness on the inside. Wo Licht ist, sind aber auch tatsächlich Schatten. Die englische Sprache drückt das mit "dark undercurrent" gut aus. Popmusik, die superhübsch ist, hat oft diese "dark undercurrents". Julia Stone ist definitiv so ein Beispiel. Als Julia erstmals mit Bruder Angus nach aus - dem den Briten zwar nahen, aber geographisch letztlich doch so fernen - Australien nach England kam, um dort zu spielen, schrieb etwa der Guardian diese treffenden Zeilen.
"If goth fave Emily The Strange could sing, she´s sound like Julia Stone, her little girl-lost voice blending Joanna Newsom´s tender innocence into Stevie Nick´s ethereal experience. She skips through the sentiment of "And The Boys", relives the heartbreak of "For You" and turn´s Grease´s "You´re The One That I Want" into a chilling lament."
Australian Gothic?
Das erste Soloalbum von Julia Stone - nach den beiden Alben "A Book Like This" und "Down The Way", zusammen mit Angus Stone -, erschien vor zwei Jahren. Auf "The Memory Machine" fand sich der kleine Hit "This Love", außerdem Songs, die Fragen stellten wie "Where Does The Love Go?" oder "What´s Wrong With Me?".
Im Song "Horse With Wings" hieß es: "Don't talk to me like I' m a shell you found on the beach and you put to your ear, and you hear how clear I sound, and you say, 'Sing me a song," like I've nothing better to do than sing songs for you.'"
Im Stück "Winter On The Weekend" geht es um das Thema Vergewaltigung: "And he laid me on the floor, and my screams they go unheard.". Nur Tori Amos hatte es davor geschafft - in "Me And A Gun" vom "Little Earthquakes"-Abum -, ähnlich mutig dieses Thema in einen Song zu packen: "It was me and a gun and a man on my back, and I sang holy holy as he buttoned down his pants."

Radio Fm4 / Picture Show Records/EMI
Aber nicht alles war doom and gloom am Solodebüt der Julia Stone: "You touched me with your song, you touched me all night long.", hieß es etwa augenzwinkernd im Titelsong "The Memory Machine", und in "Catastrophe" gewann schließlich diese Zeile die Oberhand: "And we wait for Something Beautiul." Hoffnung, und nochmals Hoffnung also, auch wenn der englischsprachige Mensch gern sagt hope is a word you use when there is no hope left.
Epic Acoustic

Stone
"By The Horns" von Julia Stone ist bei Picture Show Records/EMI erschienen.
Wer auf dem ersten Soloalbum von Julia Stone dann doch den Bruder vermisst hat - seine Stimme und überhaupt den "erdigeren" Vibe,den er sonst einbringt: einige Male noch schlafen, bis Herbst genau gesagt, denn da soll wieder ein Album der beiden zusammen kommen. Und: (fast) zeitgleich mit Julia Stones neuem Longplayer veröffenlicht auch Angus Stone einen - Titel: "Broken Brights".
Zuerst müssen wir aber durch das Album der Schwester, durch "By The Horns". Das ist für die Fans unter uns natürlich a pleasure, manch anderer mag es ja vielleicht als torture befinden, etwa wenn Julia Stone "Bloodbuzz Ohio" von der US-Band The National covert. Funktioniert hat, hab ich schon (eine) Stimme(n) vernommen. Find ich nicht. Das Stück, mit all seiner Verstörtheit, passt hervorragend zu Julia Stone.
Der Schlagzeuger von The National, Bryan Devendorf, spielt übrigens auf dem Album bei zwei Songs mit, und aufgenommen hat es Julia Stone in New York - obwohl sie noch immer davon singt, in Kalifornien sein zu wollen ("Justine") - zusammen mit Thomas Bartlett aus dem Umfeld von The National.
Bartlett produzierte kürzlich etwa auch das Debütalbum der aus San Francisco stammenden und nun in New York lebenden Hannah Cohen. Die US-Musikerin singt dann auch auf fünf der zehn Songs vom Album von Julia Stone mit.
Insgesamt ist "By The Horns" inhaltlich nicht mehr ganz so dunkel wie der Vorgänger, fast schon ein Sommeralbum, zum Spielen im Auto in den Ferien. "It´s All Ok" versichert uns Julia Stone, it´s all ok. Gut.