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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

5. 5. 2012 - 22:01

Tu Fawning: Neues Album und Konzerte

Corrina Repp, Joe Haege, Liza Rietz und Toussaint Perrault aus Portland, Oregon nennen ihr neues Album "Monument" und Ende Mai spielen Tu Fawning dann zwei Konzerte in Österreich.

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Es war Ende 2010 / Anfang 2011, als Tu Fawning, ein Quartett aus Portland, Oregon, via Berliner City Slang Plattenlabel auch hierzulande gehört und diskutiert wurde. Die Musik der vier ist anders, war dabei ein häufig gebrauchtes Wort. Schwer einzuordnen, kaum in Schubladen zu stecken. Ein Sänger, Songschreiber, Multiinstrumentalist, Producer und überhaupt Controlfreak - Joe Haege von den Portland-Bands Menomena und 31 Knots, sowie eine Sängerin wie aus meinen Musikerinnen-Scrapbooks, die ich als Mädchen anzulegen pflegte, Hefte mit Bildern von und Artikel über Debbie Harry, Joan Jett oder später dann Courtney Love. Auch Corrina Repp hat mal ausgeschnitten, Fotos und Textzeilen aus alten Magazinen, um Collagen anzufertigen. Dabei waren ihr die zwei Wörter "two fawning" aufgefallen. Sie und Lebens- und Bandpartner Joe Haege hatten damit sofort einen Bandnamen. Auch wenn die beiden heute den genauen Zusammenhang nicht mehr wissen, wer oder was diese "two fawning" waren, ob etwa zwei schwanzwedelnde Hunde, oder zwei devote Personen. Ist ja auch bloß ein Bandname. Aus "two" wurde jedenfalls "tu" und insgesamt sahen die beiden Worte zusammen jedenfalls gut aus. Dass sie einmal in Versuchung geraten würden und ein Album ihrer eben neugegründeten Band - vor fünf Jahren - "A Monument" nennen würden, ahnten Corrina und Joe damals wohl kaum.

US-Band Two Fawning

TuFawning

Monumental?

Tu Fawning spielen am 21. Mai im Chelsea in Wien und am 26. Mai beim Seewiesenfest in Kleinreifling / OÖ.

"A Monument" ist mehr Band-Album als es der Vorgänger "Hearts On Hold" war. Tu Fawning war schließlich auch als Duo entstanden. Zwei starke Persönlichkeiten, die sich erst zusammenraufen mussten. Von Corrina Repp gab es zuvor ein paar Soloalben, aber erst die Zusammenarbeit mit Joe Haege brachte sie weiter. Der Einfluss der beiden anderen Mitglieder von Tu Fawning auf die Band - Liza Rietz und Toussaint Perrault - dürfen auch nicht unterschätzt werden. Perrault etwa ist ein Riesenfan von alten Synthesizern. Er lieferte viele Ideen für "A Monument", die dann auch gern angenommen wurden von Corrina und Joe. "A Monument" ist dann aber kein, God forbid, Synthiepop- oder Electropop-Album geworden. So einfach würde es sich eine Band wie Tu Fawning nicht machen. Insgesamt ist "A Monument" aber zugänglicher als das Math-Rock-Grunge-Folk inspirierte Debut der Band, die Nick Caves Birthday Party genauso liebt wie Portishead. Nicht zu vergessen TheVelvet Underground. Optisch erinnert Corrina Repp auch immer mehr an Nico, die deutsche Sängerin bei The Velvet Underground.

US Band Tu Fawning, Corrina Repp und Co, Portland, Oregon

Tu Fawning

Portland(ia)

Auch Corrina Repp ist schon einmal aufgetreten in "Portlandia", jener US-Fernsehserie, die in Porland, Oregon spielt und von Carrie Brownstein von der Rriot-Grrl-Punkpop-Band Sleater-Kinney erfunden wurde. "Portlandia" nimmt die kreative Szene von Portland aufs Korn, zum größten Vergnügen vieler Bewohner der Stadt, aber auch darüber hinaus und nicht nur in den Vereinigten Staaten. Portland, eigentlich keine "schöne" Stadt - trotz Berglandschaft gleich außerhalb - sondern eine die immer eher schmutzig war, eine hohe Dichte an Strip-Clubs und Spielhöllen aufweist. In der Stadt leben auch nicht wenige obdachlose Menschen, obwohl das Wohnen in der Stadt an der US-Westküste günstiger ist als in vielen anderen US-Metropolen.

POrtland, Oregon USA

POrtland

"Ich lebe jetzt seit 16 Jahren in Portland", sagt Corrina Repp im FM4-Interview, "und habe in dieser Zeit die Entwicklung und Veränderung der Stadt beobachten können. Portland ist nicht mehr so billig wie es einmal war, aber man kann hier noch immer seine kleinen oder auch größeren Träume verwirklichen." Ein Cafe eröffnen, oder ein kleines Kleidergeschäft etwa, oder eben auch eine Band betreiben, in dieser Stadt mit DIY-Tradition. Es regnet zwar viel in der Stadt, aber sie zählt auch zu den liberalsten in den USA. Greg Sage und seine Band Wipers kamen etwa in den 1980er Jahren aus Portland, Oregon. Punk und Hardcore war schon früh zuhause an diesem Ort, den man auf der Landkarte grob irgendwo zwischen San Francisco und Seattle einzeichnen kann, und der etwa auch von Autor Chuck Pahlaniuk ("Fight Club") in seinem alternativen Reiseführer "A Walk In Portland" recht gut beschrieben wird.

"Fugitives and Refugees: A Walk In Portland" von Chuck Palahniuk ist 2004 bei Random House, London erschienen.

Courtney Love lebte auch einmal in Portland, dieser Art kleinen Schwester von Seattle, Beth Ditto ebenfalls, oder auch die Künstlerin/Autorin/Regisseurin Miranda July ("Zehn Wahrheiten", "Ich und du und alle, die wir kennen"). Der Filmemacher Gus Van Sant ("Kids") kommt von dort, oder auch Autor Willy Vlautin ("Motel Life", "Lean On Pete"). Unter den Bands sind Namen wie Quasi, die Dandy Warhols, Decemberists, Thermals, die Garagerocker Dead Moon, die Post-Grunger Heatmiser, der tragische Elliott Smith oder die beiden Lauras - Veirs und Gibson, oder natürlich die Shins, Modest Mouse oder M. Ward. Tu Fawning haben zum Aufnehmen der neuen Platte auch eines der Studios in Portland benutzt, das Type Foundry Studio von Adam Selzer, wo viele der genannten KünstlerInnen ihre Musik aufnehmen.

"A Monument" von Tu Fawning ist bei City Slang erschienen.