Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Clubwüste Linz?"

Daniela Derntl

Diggin' Diversity

7. 4. 2012 - 12:11

Clubwüste Linz?

In Linz fragen sich Szene-Kenner und Veranstalter, warum ihre Stadt mit keinem Club im FM4-Exit-Poll 2011 vertreten war.

"So aber hat jede Stadt die Clubs, die sie verdient. Beziehungsweise (hallo Linz!? hallo Salzburg?!) gar keinen Club in den Top10 des FM4 Exit Poll", so hat Kollege Arthur Einöder das Fehlen der Linzer und Salzburger Clubs im FM4 Exit Poll 2011 kommentiert.

Um diesem Ergebnis auf den Grund zu gehen hat Kartell TV, eine Sendung des freien, oberösterreichischen Fernsehsenders Dorf TV, eine Diskussionsrunde initiiert, die sich mit der club-kulturellen Identität von Linz auseinander setzt:

Hat Linz eigentlich einen Club? Und was macht einen guten Club aus? Warum sind Linz und Clubkultur so ein schwieriges Thema? Was gibt es, was bräuchte man, und was ist machbar?

Diskussionsteilnehmer:

  • Julia Pfeifer, Susi-Klub-Veranstalterin
  • Felix Vierlinger, Veranstalter von u.a. "Future Sounds" in der Stadtwerkstatt Linz
  • Gernot Kremser, Künstlerischer Leiter des Posthofs
  • Markus Reindl, alias DJ Aka Tell und ein Drittel des A.G. Trios, Booker im Solaris
  • Moderation: Thomas Diesenreiter

KAPU, SWST & Posthof

Natürlich gibt es in Linz sehr gute Clubs abseits von kommerziellen Großraum-Discos. Flexible Venues wie Stadtwerkstatt und Posthof bieten Platz für Konzerte und Veranstaltungs-Reihen wie Come with me! oder Seriouz Seriez, und mit der KAPU stellt Linz den wahrscheinlich besten Hip-Hop-Club des Landes.

Tunnel

Gleich in der Nähe der KAPU befinden sich zwei Clubs, die Ende der Neunziger, Anfang der Nullerjahre allen möglichen Spielarten der elektronischen Musik einen großen Hallraum geboten haben. Der Club Tunnel tauchte mit seinen unterirdischen Schächten tief in den Froschberg und die Drum´n´Bass Materie ein. Vor einigen Jahren wurde er kurzfristig wiederbelebt, allerdings wurde damals mit Schranz- und Hard-Techno-Eskapaden zu tief geschürft. Markus Reindl, Booker der Solaris Bar, verrät im Interview, dass der Tunnel gerade den Besitzer gewechselt hat. Mal schauen, was dort in Zukunft passieren wird.

Cembran Keller

Auch der Cembran Keller, ein riesiger, modriger Weinkeller, Jahrgang 68 v. Chr. bietet seit 2010 den Linzer Techno-Fans wieder Unterschlupf. Das zwölf Meter hohe Backsteingewölbe bietet geschätzten 800-1000 TänzerInnen Platz. Wegen seiner Größe setzen die Veranstalter auf bekannte Namen wie Adam Beyer, Gabriel Ananda, Stephan Bodzin oder Flux Pavillion. Nevertheless, eine beeindruckende und im olfaktorischen-Sinn wahrlich atemberaubende Location.

Neue Locations

Dass Solaris ist zwar "nur" eine Bar mit DJ-Line-Up, punktet aber mit der Lage in der Innenstadt, freiem Eintritt und gelegentlichen Susi-Klub-Gastspielen. Der Stadtkeller, ein kultureller Freiraum mit ebenso zentraler Lage am Linzer Hauptplatz, wurde nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren wieder geschlossen, weil das Gebäude anderweitig genutzt werden sollte. Dennoch steht es bis heute leer.

Eine relativ neue Location hat sich mit dem Hafenstern aufgetan, der sich mit seiner bisherigen Programmierung an ein Publikum um die 30 plus richtet.

Konsens Club?

Trotz der genannten Lokalitäten fehlt Markus Reindl ein musikalisch breit aufgestellter Konsens-Club, wie z.B. das Flex in Wien oder das Conrad Sohm in Vorarlberg, der auch über genügend finanzielle Mittel verfügt, um regelmäßig Programm zu machen. Das ist in Linz ja keine Selbstverständlichkeit: Letztes Jahr haben 35 Kultur-Initiativen aus Linz, u.a. auch die KAPU und Stadtwerkstatt mit der Aktion „Die neue Light-Kultur“ auf ihre prekäre Lage aufmerksam gemacht.

Eine andere Möglichkeit für das Nicht-Auftauchen eines OÖ-Clubs im FM4-Exit-Poll könnte sein, dass die Oberösterreicher einfach nicht mitgestimmt haben. Das vermutet zumindest der Stadtwerkstatt-Veranstalter Felix Vierlinger und Markus Reindl hat den Verdacht, dass das Linzer Publikum generell sehr anspruchsvoll ist:

"Die fahren eher nach Wien auf eine Party am Wochenende, als in den Posthof im Hafen oder über die Donau in die Stadtwerkstatt. Das ist zwar ein Widerspruch, aber das Publikum macht es einem nicht leicht in Linz. Nur weil man etwas macht, kommt noch lange keiner, wenn es Eintritt kostet, dann kommen noch weniger, und wenn es nicht genau im Zentrum ist, dann kommen sie schon gar nicht."

Keine Clubwüste!

Linz ist offensichtlich keine Clubwüste, dennoch war die Diskussionsrunde, die Ende Februar veranstaltet wurde, nicht umsonst.

Direkt im Anschluss wurde von den Diskussions-Teilnehmern ein häuserübergreifendes Festival angedacht und Dank der Tabakfabrik verfügt Linz nun auch eine großflächige, kulturelle Spielwiese, die bereits bei der ARS Electronica 2010 seine Feuerprobe als Freiraum und Veranstaltungsort erfolgreich bestanden hat.

Markus Reindl freut sich über das Feedback:

Das Café Strom, das zur Stadtwerkstatt gehört, sperrt nach einer Renovierung nächstes Wochenende wieder auf!

"Ich bin selbst überrascht, denn nach dieser Sendung wurden schon mehrere Leerstände an mich herangetragen. Es dürfte also doch Locations geben, die bis jetzt keiner gefunden hat. Versprechen kann ich allerdings noch nichts, man muss erst checken, was und ob dort überhaupt etwas machbar ist. Ich glaube, dass es einfach viele verschiedene Vorstellungen gibt, was für einen Club geeignet ist. Aber Underground braucht einfach nur einen Raum, wo man ein bisschen lauter sein darf und dann dort etwas hinein stellt. Jetzt müssen sich nur noch motivierte Veranstalter finden, aber ich bin mir sicher, dass sich in Linz im nächsten Jahr viel tun wird."

Es bleibt also spannend!