Erstellt am: 21. 3. 2012 - 14:49 Uhr
„Zimmer, an ruhige Person (Inländer) zu vermieten“
"Es gibt immer noch die klassischen 'Nur Inländer'- Inserate in den Zeitungen", sagt Claudia Schäfer, die Leiterin von ZARA. Im letzten Jahr haben sich aber auch besonders viele Beratungseinrichtungen von Migrantinnen an den Verein gewandt. Diese haben große Probleme, für ihre Klientinnen eine Wohnung zu finden. „Sobald bei der Wohnungssuche gesagt wird, für wen die Wohnung sein soll oder der nicht österreichische Name genannt wird, heißt es 'Leider nein'.“
„Die machen ja nur Lärm und Dreck“

@ZARA
Der ZARA Rassismus-Report zeigt eine Auswahl der Fälle, die die Beratungsstelle für Opfer und Zeuginnen von Rassismus in vergangenen Jahr aufgenommen und zum Teil behandelt hat.
Der aktuelle Rassismus-Report von ZARA zeigt, dass Migrantinnen immer wieder mit solchen Diskriminierungen konfrontiert sind. Sie kämpfen gegen viele Vorurteile, etwa dass sie die Wohnung nicht in Schuss halten würden, Lärm und Dreck machen oder irgendwann statt einer Person zwanzig Menschen in der Wohnung leben. „Deshalb haben sich vergangenes Jahr so viele Beratungseinrichtungen bei ZARA gemeldet“, sagt Schäfer, „denn ihre Klientinnen haben nahezu keine Aussicht, Wohnraum zu finden.“
In den letzten Jahren hat es bei den Beschwerden einen stetigen Anstieg gegeben, was den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen betrifft, heißt im aktuellen Bericht. Damit ist gemeint, dass es mehr rassistische Diskriminierung etwa in Geschäften oder Lokalen gibt und wenn es eben darum geht, eine Wohnung zu bekommen. Ob rassistische Übergriffe in den letzten Jahren in Österreich generell gestiegen oder gesunken sind, lässt sich anhand des Rassismus-Reports nicht festmachen. Der Verein kann nur das dokumentieren, was auch gemeldet wird.
Immer mehr Zeuginnen melden sich
Über einen Punkt freut sich Schäfer. Denn die Zahl derjenigen, die einen Vorfall melden aber nicht direkt betroffen sind, ist in den letzten Jahren gestiegen. „Das heißt, dass das Bewusstsein für die Problematik gestiegen ist. Mehr Leuten fällt so etwas auf und viele denken sich, das ist Rassismus.“ Von 31 Prozent der dokumentierten Fälle haben Betroffene berichtet. Der Anteil derer, die einen Vorfall beobachtet und dann gemeldet haben, lag bei 60 Prozent.
Die Gleichbehandlungs-anwaltschaft ist eine staatliche Einrichtung zur Durchsetzung des Rechts auf Gleichbehandlung und Gleichstellung und zum Schutz vor Diskriminierung.
So hat sich zum Beispiel eine Immobilienmaklerin an ZARA gewandt, die in ihrem neuen Job die Anweisung erhalten hat, mit „Ausländern“ eher keine Termine zu vereinbaren und diesen als Vorwand mitzuteilen, die betreffende Wohnung wäre bereits vergeben. Da diese Frau ein solches Verhalten sowohl aus ethischen Gründen als auch rechtlich bedenklich findet, hat sie sich an ZARA gewandt, um sich über die Rechtslage aufklären zu lassen. Ihr wird erklärt, dass Benachteiligungen bei der Wohnungsvergabe aufgrund der ethnischen Herkunft gemäß dem österreichischen Gleichbehandlungsgesetz rechtswidrig sind.
„People like you cannot have an account here“
„Ganz erschreckend war der Fall von einer Dame, die aus Südamerika stammt, schon lange in Österreich lebt, einen Daueraufenthaltsstatus und einen Beruf hat“, erzählt Claudia Schäfer. Die Dame hat versucht, ein Bankkonto zu eröffnen und ist in drei verschiedene Filialen verschiedener Banken gescheitert. Sie konnte in keiner der Banken ein Konto eröffnen.
Im Rassismus-Report heißt es, dass die Frau mit Sprüchen wie „People like you cannot have an account here“, „Wer hier ein Konto eröffnen will, muss Deutsch können“ und „Naja, Künstlerin steht da. Sie ist wahrscheinlich eher Prostituierte“ konfrontiert wurde.
Nur wenige ziehen vor Gericht
Die Frau aus Südamerika ist nach den Vorfällen mit einem Bekannten zu ZARA gekommen und hat die Fälle dokumentieren lassen. Auch ihr ist gesagt worden, dass sie aufgrund der Verletzung des österreichischen Gleichbehandlungsgesetzes vor Gericht gehen könnte. „Das tun sich generell wenige an“, so Schäfer, „vielen ist damit geholfen, dass der Fall nicht in der Versenkung verschwindet, sondern von ZARA dokumentiert wird.“ Nur wenige wagen den Schritt in Richtung Justiz.