Erstellt am: 27. 9. 2011 - 14:50 Uhr
Boy und ihr Debutalbum "Mutual Friends"
Boy spielen am 24.10. im B72 in Wien.
Sonja Glass und Valeska Steiner sind Boy. "Ich wünschte, ich hätte eine schöne Geschichte zum Bandnamen zu erzählen, aber ich hab keine", sagt Sonja Glass via Telefon aus Hamburg. Macht nichts. Ein Bandname hat eben nicht immer eine Story dahinter. Wo US-Boys wie Chris Owens und Chat White sich Girls nennen, sind zwei Girls aus Germany eben nun einfach Boy. "Mutual Friends" heißt das Debutalbum von Sonja und Valeska und es ist bei Grönland Records erschienen, dem Label von Herbert "Gröni" Grönemeyer, der nicht nur ein echter Star, sondern stets neugierig auf Newcomer ist. Was gefällt, veröffentlicht Gröni auf seinem von London aus operierenden Label: Broadcast 2000, Emily Haynes, Merz, Windmill, William Fitzsimmons oder jetzt eben Boy.

Boy
Die Facts
Sonja Glass ist Hamburgerin, die in München geboren wurde, aber schon als Kind nach Hamburg kam. Studierte Bassistin. Ausbildung in Holland, weil man dort an den Musikhochschulen mehr Pop- und weniger Jazz-orientiert ist. Valeska Steiner ist Schweizerin, die in Zürich Musik machte. Bei einem - Achtung, bitte nicht schrecken! - Kontaktstudiengang für Popularmusik in Hamburg lernten sich die beiden kennen. Elfenhaftes Singer-Songwriter-Mädchen trifft auf erfahrene, geerdete Musikerin. Ein Gesangslehrer in der Schweiz hatte Valeska Steiner auf den Kurs aufmerksam gemacht. Mit Sack und Pack ist Valeska also nach Hamburg gezogen, um daran teilzunehmen. Ihre Mutter fuhr sie von Zürich in den Norden. Im Auto hörten die beiden Frauen während der langen Fahrt alte Mixtapes, die Valeska im Lauf der Jahre zusammengestellt hatte. Der Song "Drive Darling" vom Boy-Album ist davon inspiriert.

Grönland
"Mutual Friends" von Boy ist bei Grönland Records erschienen.
Weiter Autobiografisches dann im Song "Waitress": "They walk in and sit down, with their mood of the day, they read books over tea. Butter and bread, diet coke and cake. She takes notes and makes no mistakes." Ein urbaner Song, trotz Banjo. Mehr Brooklyn als Hamburg? "The daylight is fading, while traders are trading."
Großer moderner Singer/Songwriter-Pop
Die Texte sind uns sehr wichtig, sagt Sonja Glass im FM4-Interview, und deshalb sind sie auch auf Englisch. Valeska wollte schließlich nicht Schweizerisch singen, und Hochdeutsch ist eine Art Fremdsprache für sie, darum stand von Anfang an fest, es würde Englisch sein.
Railway tracks, mountain tops, frozen fields, a church, a dog, icicles on a fence, roadhouse parking lots, factories, stones and rocks, metal sky. ("Railway")
Und wer ist Boris aus "Boris", dem Song Nummer acht am Album? Ach, ein Typ, der sich für toll hält, der aber nicht begreift, dass man nichts von ihm will. Ein echter Kotzbrocken, der einem Avancen macht ("Isn´t your boyfriend out of town? - I said, you should get out of town too!") Lachen am anderen Ende der Telefonleitung. Valeska Steiner singt das Stück - und hofft, dass dieser Boris jetzt nicht merkt, dass er zum Song-Thema wurde. Soviel Aufmerksamkeit, nein, die würde er nicht verdienen.

Boy
Valeska Steiner singt und spielt Gitarre. Sonja Glass spielt Gitarre, Bass, Cello und singt mit. Ein Banjo kommt auch schon mal zum Einsatz, bei "Waitress", und gibt dem Song etwas Amerikana-haftes. In den Staaten würden Boy auch gerne spielen. Valeska hat Verwandte dort. Darum auch ihr akzentfreies Englisch, und weil sie sich so viel mit englischsprachigem Pop beschäftigt hat. Nach Großbritannien schielen Boy nicht wirklich, obwohl, der Gröni könnte doch da etwas in die Wege leiten, kommt es von meinerseits. Ach ne, mal sehen, wir würden uns fast mehr über Konzerte in Frankreich freuen, sagt Sonja Glass, oder in Skandinavien. Schweden und Norwegen könnte für unseren Sound passen, meint sie. Stimmt. Boy klingen wie Nina Kinert, steht irgendwo. Hmm, nicht wirklich. Oder wie Alanis Morissette, sagt Sonja. Ja, echt? Nein.
Aber das Verglichenwerden ist letztlich kein Problem für Boy, eher etwas, das schmeichelt. Feist? "Wir verehren sie", sagt Sonja Glass, "und jetzt sagt man uns, wir machen Musik, die Feist-Fans gefallen könnte - Wahnsinn."
Mit dabei auf "Mutual Friends", dem Debutalbum von Boy: Thomas Headlund am Schlagzeug. Er spielt ja etwa auch für Phoenix die Drums, oder Helgi Jonsson, der isländische Musiker.

Boy
Sonja Glass und Valeska Steiner hatten fast drei Jahre in dieses Projekt namens Boy investiert, bis das Album fertig war. Boy ist eine richtige Band und kein Studioprojekt. Dass jedoch gleich so viel Feedback kommen würde, damit haben die beiden nicht gerechnet. Manchmal ist es eben doch so: Good things happen to good people. Im ersten Song am Album, "This Is The Beginning", heißt es "Open the boxes, unpack what you own, hang up some posters and make this a home." Möge diese deutsch-schweizerische Freundschaft noch lange währen.