Erstellt am: 8. 7. 2011 - 11:38 Uhr
Rave on, Buddy Holly!
Weezer haben ihm auf ihrem 1994er Debütalbum einen Song gewidmet, "Buddy Holly", samt der Textzeile "I just look like Buddy Holly." Um die Brille ging es, eh klar. Diese große schwarze Nerd-Brille, die den notorischen Ärzten sogar einmal einen ganzen Song wert war: "Buddy Holly's Brille". Darin hieß es: "Er hatte eine Brille und eine Gitarre. Auf der Gitarre spielte er bis zur Ekstase, und die Brille trug er immer auf seiner Nase." Ok.

Holly
Die Brille des Buddy Holly war nach seinem allzufrühen Tod - er wurde nicht einmal 23 Jahre alt - eine ganze Weile verschollen. Sie war verlorengegangen nach jenem Flugzeugabsturz im Februar 1959. Eigentlich hätte Buddy Holly ja im Bus reisen sollen, drei Wochen durch den Mittleren Westen der USA. Das Fahrzeug hatte aber einen Klimatisierungs-Defekt, sprich, die Heizung war kaputt, und Midwest-Winter sind ja nicht gerade für ihre Milde bekannt. Also entschied Buddy irgendwann während dieser Tour, lieber zu fliegen, anstatt im Bus zu erfrieren. Das Kleinflugzeug stürzte aber ab und alle Insassen starben. Ein Tag, der in die Geschichte der Popmusik als The Day the Music Died einging.
Wer war Buddy Holly?
Ein Rock' n' Roll Pionier. Der erste Indierocker überhaupt. Das Tonstudio und seine möglichen Aufnahmetechniken interessierte ihn genauso wie das Songschreiben und Auftreten. Sowohl die Beatles als auch die Stones waren von ihm angetan und beeinflusst. Erstere coverten einen seiner Songs ("Words Of Love"), und zweitere taten dies auch: "Not Fade Away". Auch Bob Dylan war ein Fan und bei einem der früheren Konzerte im Publikum. Buddy Holley hatte sozusagen die Band-Besetzung erfunden, die später die Standard-Besetzung einer Rockband werden sollte: Bass, Schlagzeug und zwei Gitarren - eine die Leadguitar, die andere die Rhythmus-Gitarre.

Holly
Auch als Brückenbauer zwischen Weiß und Schwarz in den USA der späten 50er und frühen 60er Jahre darf man Buddy Holly nicht außer acht lassen: seine Musik hatte Wurzeln sowohl in Country und im Rockabilly, als auch im Rhythm and Blues. Er war auch einer der ersten, der seine Songs selbst schrieb und selbst produzierte, unabhängig von einer Plattenfirma. Weil der Manager Tantiemen in seine eigene Tasche steckte - nicht alles war gut in den frühen Tagen des Rock'n'Roll - anstatt sie Buddy Holly zukommen zu lassen, stand letzterer dann ohne Geld da und nahm deshalb die schicksalshafte Midwest-Tour überhaupt erst an. Der Texaner Buddy Holly war zu dieser Zeit nämlich ein junger Ehemann in New York, und seine Frau schwanger. "Ich hatte gespürt, dass etwas nicht gut gehen würde mit dieser Tour; ich fühlte mich nicht gut und konnte ihn nicht begleiten", sagte die Witwe später einmal in einem Interview.

Holly
Crying, Waiting, Hoping
Buddy Holly wäre am 7. September 75 Jahre alt geworden. Seine unter den MusikerInnen feiern dies mit einem Coverversionen-Album, "Rave On Buddy Holly". Es fasst 19 Coverversionen zusammen - von "Oh Boy!" über "Peggy Sue" bis zu "Crying, Waiting, Hoping". Den letzten Song - es ist ein etwas melancholischeres Stück, im Gegensatz zu den vielen anderen Songs mit der Ohrwurmqualität - hatte Buddy Holly in New York aufgenommen, zusammen mit weiteren Songs, die posthum als "The Apartment Tapes" veröffentlicht wurden. Auf diesem Covers-Album wird der Song von Keren Elson interpretiert.
Chan Marshall aka Cat Power hat "Crying, Waiting, Hoping" übrigens auch schon einmal gecovert.
Die frischgeschiedene Mrs. Jack White bringt den Song mit toller spritziger Frische, mit einem Augenzwinkern, und mit Jack White an den Drums; natürlich hat er den Song auch produziert. Schließlich ist man ja weiterhin freundschaftlich miteinander verbunden und beendete die Ehe nicht mit Schmutzwäsche, sondern mit einer rauschenden Divorce-Party. Bitter sweet, so wie der Song eben.
Buddy Forever
Überhaupt ist die Liste der Buddy Holly-Coverversionen, die es bisher schon gab, lang. Sie geht von Bob Dylan über REM bis zu M. Ward. Auch die Beach Boys, Blondie und die Raveonettes interpretierten schon Buddy Holly, nicht zu vergessen Pearl Jam, die Lemonheads oder Rogue Wave. Und auch die melodieverliebten amerikanischen Hardcorehelden Hüsker Dü liebten Buddy Holly.

Fantasy Records / Concord Music Group
Auf "Rave On" - die Compilation ist benannt nach einem Song aus dem Jahr 1958, nachdem Holly seine Begleitband The Crickets aufgelöst hatte - gibt sich das neuerdings schwer erfolgreiche US-Duo The Black Keys die Ehre, gefolgt von der von ihren Fans - darunter Marilyn Manson - weiterhin kultisch verehrten L.A.-Musikerin Fiona Apple.
I´m Your Fan
Dann kommt schon Sir Paul. Ja, Paul Mc Cartney, größter lebender Buddy Holly-Fan und Besitzer der Rechte des Songkatalogs von Buddy.
Als nächstes tritt Florence Welch aka Florence & The Machine auf. Die Britin interpretiert "Not Fade Away", und tut dies auf wirklich sehr interessante, tatsächlich neuinterpretierende Weise. Etwas, das Sir Paul nicht gelungen ist, heißt es jedenfalls überall. Äh, ich gebe es ja zu, ich habe beim Durchhören seinen Song ohnehin fürs Erste einfach mal geskippt, schließlich warten ja noch solche Kaliber wie Julian Casablancas, Patti Smith oder Modest Mouse. Ja, Modest Mouse, unsere Indierock-Lieblinge aus Portland, Oregon, mit einer zarten Version vom großen Hit "That´ll Be The Day". Well done, Isaac Brock und Co.

SMith
Und auch Patti Smith erweist sich als würdevolle Song-Interpretin, was ohnehin zu erwarten war. Sie kann ja alles interpretieren, vor allem jetzt im Alter - von Kurt Cobain über Jim Morrison bis eben jetzt zu Buddy Holly. Beautiful Boys mit einem Hauch von darkness gleich unter der Oberfläche sind ihre Spezialität, und Lenny Kaye und Jay Dee Daugherty spielen auch mit auf "Words Of Love".
My Morning Jacket singen "True Love Ways". Das hat etwas von einem Kammerkonzert, mit Joan Wassers Streichinstrumenten. Yes, Joan As Policewoman ist hier mit dabei. Gut so.

Casablancas
Beeindruckend uneasy - wie ein paar Lieder zuvor Florence & The Machine - ist der Titelsong dieser Compilation, nämlich Julian Casablancas' Version der Rock'n'Roll Hymne "Rave On". Garage-y, fuzzed-out, clattering - rau und roboterhaft. Buddy, der alte overdubber, would have loved this.
Wer noch?
She & Him. Die wohl entzückendste Schauspielerin der Gegenwart - Zooey Deschanel - und M. Ward, der Mann aus Portland, Oregon, der sich schon einmal, wie gesagt, mittels Coverversion als Buddy Holly Fan deklarierte, singen "Oh Boy!". Sehr hübsch, sehr am Original.

SheAndHim
Und noch jemand?
Ja, Kid Rock. Well, alright, gar nicht übel, der Rüpel, mit "Well All Right."
Außerdem: Detroits bestgeölter Rock'n'Roll Motor - die Detroit Cobras, oder Cee-Lo Green - zu Recht ein Schwergewicht der zeitgenössischen schwarzen amerikanischen Musik.
Als da noch wären die Altmeister Graham Nash - der ja einst seine Hollies nach Buddy benannt hatte - und Nick Lowe, sowie Justin Townes Earle - der junge Sohn von Nashville-Country-Outlaw Steve Earle, sowie eine gewisse Jenny O.
Ein wilder Mix? Ja. Aber das macht nix. Rave on, Buddy!
"Rave On Buddy Holly" ist bei Fantasy/Universal erschienen.